Tabakwerbung:Letzte Zigarette

Neue Runde im Kampf des Bundes gegen das Rauchen: Die Warnhinweise auf den Zigarettenschachteln sollen mit drastischen Bildern versehen werden. Auch die Tabakwerbung soll womöglich weiter eingeschränkt werden.

Von Markus Balser, Berlin

Faulende Beine, zerstörte Lungen - spätestens von Mai 2016 an sollen Deutschlands Raucher beim Griff zur Zigarette mit Schockbildern konfrontiert werden. Die Packungen, die noch mit bunter Werbung und Logos Lust aufs Rauchen machen sollen, müssen dann mit noch größeren und drastischeren Warnhinweisen auf die Gefahren des Rauchens aufmerksam machen. Etwa zwei Drittel der Fläche sind dann für die Abschreckung reserviert.

Die Richtlinie mit strengen Vorgaben für die Gestaltung von Zigarettenschachteln muss dem zuständigen Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) zufolge bis zum 20. Mai kommenden Jahres in nationales Recht umgesetzt werden. Der Branche schmeckt das nicht. Die EU-Vorgaben schreiben vor, dass dann auf Zigarettenpackungen abschreckende Bilder prangen müssen. Außerdem sollen 65 Prozent der Vorder- und Rückseite der Packungen von Warnhinweisen wie "Rauchen tötet" bedeckt sein. Gleiches gilt für Zigaretten-Feinschnitt und Wasserpfeifen-Tabak, der vor allem bei Jugendlichen beliebt ist. Warnhinweise gibt es bereits heute, sie sind aber wesentlich kleiner.

Die Konzerne halten die Fristen für unrealistisch

Der Protest wächst. Philip Morris, mit Marken wie Marlboro einer der ganz Großen, klagt bereits gegen die Richtlinie. Andere Konzerne halten die Fristen schlicht für unrealistisch. "Die Umsetzung der EU-Richtlinie bis zum 20. Mai 2016 wird nicht zu schaffen sein", sagt Ralf Wittenberg, Sprecher der Geschäftsführung der deutschen Tochter von British American Tobacco (BAT). Bislang fehlten genaue Vorgaben aus Brüssel für die Umsetzung. Und für die brauche die Branche mindestens ein gutes Jahr. Die Branche deutet an, dass sie schweres Geschütz auffahren könnte. " Ich erwarte, dass die Bundesregierung uns verfassungsgemäß angemessene Fristen einräumen wird" sagt BAT-Manager Wittenberg.

Mit der neuen Richtlinie geht der Kampf der Politik gegen das Rauchen auch bei der Werbung in eine neue Runde. Deutschland ist neben Bulgarien das einzige Land in der Europäischen Union, in dem die Außenwerbung für Zigaretten noch erlaubt ist. "Dies konterkariert unsere intensiven Bemühungen in der Tabakprävention gerade bei Kindern und Jugendlichen", sagt der Minister. Nach seinen Plänen soll nun auch Werbung auf Plakaten oder im Kino komplett verboten werden. "Wissenschaftliche Studien belegen, dass Werbung in der Öffentlichkeit den Einstieg in das Rauchen aktiv fördert." Die Zigarettenindustrie läuft Sturm gegen die Pläne. Für sie ist das Vorhaben ein "wirtschaftspolitischer Dammbruch". Noch schlimmeres bleibt der Branche allerdings erspart. Die gefürchtete Einheitspackung ohne Logos ist nach Angaben der Bundesregierung vom Tisch.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: