Maximilian Zimmerer, Vorstand des Versicherungskonzerns Allianz*
Russland-Krise, Terrorgefahr, Klimawandel - wo sehen Sie in Zukunft die größte Gefahr für die Wirtschaft?
Das größte Risiko für die weltwirtschaftliche Entwicklung in diesem Jahr geht von geopolitischen Spannungen aus. So könnte eine weitere Zuspitzung des Russland-Ukraine-Konflikts auch der europäischen Wirtschaft und deren Handelspartnern einen schweren Dämpfer versetzen. Außerdem sehen wir in einer Geldpolitik, die zu lange zu locker ist und damit Fehlanreize und Marktübertreibungen bedingt, das größte Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung auf mittlere Sicht.
Europa steckt noch immer in der Krise. Deutschland ist die Ausnahme. Wie geht es mit der Konjunktur im Jahr 2015 weiter?
Die akute Finanzmarktkrise im Euroraum ist überwunden, doch die Wirtschaft wollte 2014 nicht so richtig in Fahrt kommen. Allen Anzeichen nach dürfte sich das 2015 ändern. Der Ölpreisrückgang wirkt wie ein Konjunkturprogramm, niedrige Inflationsraten dürften den Konsum begünstigen und die Euro-Abwertung kommt den Exporten zugute. Der Schuldenabbau im öffentlichen und privaten Sektor und die hohe Arbeitslosigkeit - insbesondere in den Euro-Krisenländern - werden die Wirtschaftsdynamik zwar weiterhin dämpfen, dennoch erwarten wir für den Euroraum als Ganzes eine Beschleunigung des Wachstums von 0,9 Prozent in 2014 auf 1,4 Prozent in 2015.
Der Ölpreis fällt weiter. Ein Segen für die Weltwirtschaft und Ihr Unternehmen - oder eher eine Gefahr?
Insgesamt überwiegen die positiven Effekte. Die Wirkungen des Ölpreisverfalls werden allerdings von Land zu Land unterschiedlich ausfallen. Nettoexporteure von Öl mit wenig diversifizierter Wirtschaftsstruktur stehen vor schwierigeren Zeiten. Kaufkraftgewinne bei den privaten Haushalten und geringere Produktionskosten werden der Konjunktur der Nettoimporteure unter den Industrie- und Schwellenländern dagegen zusätzlichen Schwung verleihen. Angesichts geänderter Wachstums- und sektoraler Gewinnperspektiven wird es an den Finanzmärkten zunächst noch bei einiger Volatilität bleiben.
*Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hieß es, Zimmerer sei Finanzvorstand. Das ist nicht korrekt. Er ist im Vorstand für Investments zuständig.