SZ-Serie zur Altersvorsorge - Teil 7:Fondsgebundene Lebens- und Rentenversicherungen

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Das Geschäft mit Fondspolicen läuft so gut wie noch nie: 1999 wurden 1,3 Millionen neue Verträge abgeschlossen, das entspricht einem Zuwachs von 177 Prozent.

Elmar Peine

Eine von drei zusätzlichen Lebensversicherungen ist dabei heute schon fondsgebunden. Viele Anleger lassen sich offenbar von Vermittlern überzeugen, die mit dem Motto "Aktienfonds bringen eine höhere Rendite als Lebensversicherungen" haussieren gehen - obwohl sich über Sinn und Unsinn einer Fondspolice durchaus streiten lässt.

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Grundsätzlich gibt es zwei Varianten der Fondspolice: die fondsgebundene Lebens- und die fondsgebundene Rentenversicherung. Bei beiden Formen zahlt der Kunde in der Regel monatlich eine bestimmte Summe per Dauerauftrag in einen oder mehrere Fonds ein.

Bei der ersten Variante wird wie bei der herkömmlichen Risiko-Lebensversicherung eine Todesfall-Leistung vereinbart. Beim Tod des Beitragszahler vor Ablauf der vereinbarten Laufzeit zahlt die Versicherung den bezugsberechtigten Hinterbliebenen eine bestimmte, vorher vereinbarte Versicherungsleistung.

Kommt es nicht dazu, steht dem Kunden am Ende der Laufzeit das im Laufe der Jahre erwirtschaftete Kapital zur Verfügung. Bei der fondsgebundenen Rentenversicherung fällt der Todesfallschutz weg, dafür garantiert die Versicherung dem Einzahler eine lebenslange Rente.

Derzeit keine Garantien

Der besondere Charme der Fondspolicen liegt im Einsatz von Investmentfonds, der die Rendite in der Ansparphase erhöhen soll. Bei den fondsgebundenen Versicherungen darf der Aktienanteil 100 Prozent des Vermögens ausmachen und nicht nur maximal 30 Prozent, wie es für die herkömmlichen Versicherungen gesetzlich vorgeschrieben ist.

Während diese vielleicht auf eine Rendite von 7 Prozent kommen, haben zum Beispiel Aktienfonds mit internationalem Anlageschwerpunkt in den vergangenen 35 Jahren im Durchschnitt eine Wertentwicklung von 10,6 Prozent pro Jahr erzielt.

Selbst wenn man - so wie etwa die Stiftung Warentest - unterstellt, dass die Versicherungen für Fondspolicen besonders hohe Kosten berechnen, die den Ertrag um 1,5 bis 2,5 Prozentpunkte mindern, könnten sie sich also noch lohnen. Dies ist jedoch eine Rechnung mit Unbekannten. Denn keiner weiß, ob sich Aktienfonds auch in Zukunft so gut entwicklung wie in der Vergangenheit.

Es ist deshalb nur konsequent, wenn die Versicherer für den Erfolg der Fondspolicen keine Garantie abgeben: Während bei herkömmlichen Lebens- und Rentenversicherungen (SZ vom 29. Dezember) den Kunden einen Zins von 3,25 Prozent auf die Sparbeiträge garantiert werden, gibt es bei fondsgebundenen Produkten keine verlässliche Rentenhöhe und keinen sicheren Auszahlbetrag.

Für Anleger, die bei ihrer Altersvorsorge nicht zu viel aufs Spiel setzen wollen, sind die Fondspolicen deshalb nur als Zusatz zur Altersvorsorge geeignet, zumal es eine einfache Alternative gibt: Der Kunde zahlt selbst regelmäßig Geld in Aktienfonds ein und lässt sich später das angesammelte Kapital verrenten (SZ vom 2. Januar). Gleichzeitig kann er, falls dies die Familiensituation erfordert, eine Risiko-Lebensversicherung abschließen, um die Hinterbliebene im Todesfall abzusichern.

Diese Alternative kann vor allem zwei Vorteile haben: Der Kunde erspart sich die hohen Kosten, die bei den Mixprodukten anfallen. Außerdem bewahrt er sich ein Höchstmaß an Flexibilität: Ein Fondssparplan lässt sich jederzeit beenden. Wer bei den Fondspolicen den Vertrag vorzeitig kündigt, verliert dagegen wegen der hohen Stornokosten eine Menge Geld. Andererseits zeigt die Erfahrung, dass selbstverfasste Sparpläne fürs Alter häufig nicht konsequent umgesetzt werden. Viele Anleger scheitern an ihrer mangelnden Disziplin oder greifen ihre Ersparnisse zu früh an.

Ein weiteres Argument für die Fondspolicen ist ihr Steuervorteil: Nach zwölf Jahren sind Auszahlungen bei fondsgebundenen Versicherungen steuerfrei. Fallen bei der Fondspolice Dividenden und Zinszahlungen an, knabbert der Fiskus ebenfalls nicht daran. Wer direkt in Aktien- oder Rentenfonds investiert, muss diese Ausschüttungen hingegen versteuern. Die Mix-Produkte entlasten somit vor allem Steuerzahler, die mit ihren Kapitaleinkünften ihren Sparerfreibetrag von 3100 (Verheiratete: 6200) DM bereits überschritten haben.

Fiskus darf nicht zugreifen

Wie hoch der Steuervorteil ausfällt, hängt aber von den gewählten Fonds ab: Aktienfonds erwirtschaften den größten Batzen ihrer Erträge aus steuerfreien Kursgewinnen. Bei Rentenfonds, die in festverzinsliche Wertpapiere investieren, spielen die Zinsen dagegen eine größere Rolle für die Performance.

Der Steuervorteil der Fondspolicen kann da 1,5 Prozentpunkte mehr an Wertgewinn ausmachen. Das bedeutet bei einem Rentenvertrag mit 30-jähriger Laufzeit für einen anfangs 35-jährigen Mann immerhin etwa 25 Prozent mehr Rente. Zwar eignen sich Rentenfonds nicht zum Vermögensaufbau, weil sie im Vergleich zu Aktienfonds weitaus geringere Renditen aufweisen.

Wenn der Inhaber einer Fondspolice aber einige Jahre vor Erreichen des Ruhestands beginnt, von Aktien- auf Rentenfonds mit geringeren Kursschwankungen umzuschichten, bleiben seine Erträge steuerfrei. Der Fondsanleger, der sein Depot selbst managt und vielleicht mit Mitte 50 beginnt, auf Rentenfonds umzusteigen, muss die Zinserträge dagegen mit den Fiskus teilen. Ob sich eine Fondspolice lohnt oder nicht, hängt deshalb auch von der Wahl des Anbieters und der Flexibilität des Vertrags ab (Infokasten).

Wie die Zukunft der fondsgebundenen Versicherungen aussieht, ist derzeit noch offen. Schaffen es die Assekuranzen, Produkte mit Garantie anzubieten, werden die Beiträge der Kunden im Rahmen der Förderung der privaten Altersvorsorge bezuschusst beziehungsweise steuerlich abzugsfähig sein.

Die Arag lockt neben einigen anderen Versicherungen bereits jetzt mit einem solchen Produkt, macht allerdings eine Einschränkung: Die Kunden dürfen nur bei einem kleineren Teil der Beiträge entscheiden, wo das Geld angelegt wird. Über die Verwendung des größeren Teils bestimmen die Versicherungen.

Einen anderen Weg beschreitet der Direktversicherer Cosmos: Er fixiert bereits heute den "Preis der späteren Rente". Das heißt, er garantiert den Kunden für einen bestimmten Betrag eine bestimmte Rente. Wenn sich die Kunden in der Sparphase mit den Fonds allerdings verspekulieren, gibt es weniger Geld.

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