SZ-Serie zum Euro:"Der Rosenmontag ist nicht in Gefahr"

Hans-Peter Schweinheim (29) ist Kassierer bei der Stadtsparkasse in Köln-Marienburg. Mit der Euro-Umstellung kommt eine Menge Arbeit auf ihn zu. Und dann muss er auch noch seiner Großmutter erklären, dass sie keine Angst vor dem Euro haben muss.

Jörn Bachem

SZ: Was sagt Ihnen die Zahl 1,95583?

Schweinheim: Das ist der Euro-Umrechnungskurs für die DM.

SZ: Der Euro scheint für Sie schon ein guter Bekannter zu sein.

Schweinheim: Naja, man sieht ja die Preisauszeichnungen in Euro. Wir haben aber erst im September die Schulung bei der Landeszentralbank. Vorher gibt die Europäische Zentralbank die Sicherheitsmerkmale nicht bekannt, damit die Fälscher es schwerer haben.

SZ: Reicht die Vorbereitungszeit, damit Sie ab 2. Januar jede Euro-Blüte erkennen?

Schweinheim: Es werden sicher gleich zu Anfang Fälschungen auftauchen, aber das werde ich schnell lernen. Das kenne ich noch von den neuen Zweihundertmark-Scheinen. Da waren richtig tolle Fälschungen dabei.

SZ: Lernen Sie, die neuen Banknoten auch am Gefühl zwischen den Fingern zu erkennen?

Schweinheim: Davon gehe ich aus. Ich prüfe alle Scheine mit der Hand. Die falschen DM-Scheine, die ich bisher in die Finger bekam, fühlten sich anders an. Kopierte Scheine sind zum Beispiel dicker, weil die Fälscher zwei dünne Papierbögen zusammenkleben, um den Sicherheitsfaden einlegen zu können. Ich mache mir da beim Euro keine Sorgen. Die Scheine werden wesentlich mehr Sicherheitsmerkmale haben als die DM-Noten.

SZ: Fälscher scheinen Ihnen ja keine Albträume zu bereiten. Träumen Sie dafür von Warteschlangen vor Ihrer Kasse?

Schweinheim: Ich kann mir schon vorstellen, dass die Kunden am 2. Januar bis auf die Straße stehen werden. Wir empfehlen deshalb, möglichst nicht Anfang Januar Geld umzutauschen.

SZ: Werden Sie viele Überstunden machen, wenn die heiße Phase losgeht?

Schweinheim: Wir werden schon einiges mehr tun müssen. Ab Dezember bis Mitte Januar haben wir Anwesenheitspflicht. In den ersten zwei Januarwochen werden wir wahrscheinlich bis 20 Uhr und am Wochenende geöffnet haben.

SZ: Sind Sie eigentlich der Euro-Ratgeber für Ihre Freunde und Verwandten?

Schweinheim: Für meine Freunde nicht. Die machen sich da wohl noch keinen Kopf. Meine Oma macht sich schon mehr Sorgen - vor allem, wenn sie im Fernsehen wieder etwas gesehen hat. Ich muss ihr klar machen, dass ihre Rente in Euro immer noch genauso viel wert ist, auch wenn der Auszahlungsbetrag praktisch halbiert ist. Ich sage dann immer, für das Brötchen zahlst du ja auch nur noch 20 Cent und nicht mehr 40 Pfennig.

SZ: Zum Schluss die wichtigste Frage: Gerät der Kölner Karneval für Bankmitarbeiter durch den Euro in Bedrängnis?

Schweinheim: Der Rosenmontag ist nicht in Gefahr. Ich glaube nicht, dass wir da aufmachen.

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