SZ-Serie Finanzplanung Teil V:In jedem Alter Bilanz ziehen

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Ob es um den Berufseinstieg, die Familie oder die Rente geht, in jeder Lebensphase ist eine besondere Finanzplanung notwendig. Vor einigen Jahren wurden noch viele Risiken durch den Staat abgesichert, mittlerweile muss jeder privat vorsorgen und sollte bis zum Ruhestand ein ausreichendes Vermögen aufbauen.

Von Simone Gröneweg

Die Deutschen sparen falsch, kritisierte erst kürzlich eine der größten Fondsgesellschaften der Welt die private Vermögensplanung hierzulande. Man sei zu defensiv, hieß es.

Zur Verteidigung der Verbraucher ließe sich sagen, dass die Fülle an Finanzprodukten durchaus verwirren kann. Mancher schließt daher vielleicht sogar überflüssige Verträge ab.

Die Verunsicherung ist groß, zumal viele staatliche Leistungen gestrichen werden. Die Deutschen müssen bei ihrer Finanzplanung nicht nur bedenken, wie sie den nächsten Urlaub finanzieren oder das Auto abzahlen.

Lebensphasenmodelle zur Orientierung

Mittlerweile gilt es, Risiken wie Berufsunfähigkeit oder Arbeitslosigkeit ausreichend zu berücksichtigen. Experten nehmen für die Finanzplanung von Kunden so genannte Lebensphasenmodelle zur Hilfe.

In der Regel wird dabei zwischen der Zeit des Berufseinstiegs, der Familiengründung und Etablierung im Beruf bis zum Ruhestand unterschieden. Sicherlich passt so ein Modell nicht auf jeden. So gründen viele Paare etwa keine Familie. Zumindest bieten diese Modelle aber eine Orientierung für die individuelle Finanzplanung.

Berufseinstieg: "Knapp bei Kasse" - so könnte man den Zustand vieler Auszubildender und Berufseinsteiger umschreiben. Eine ausgeklügelte Finanzplanung ist noch nicht notwendig. Allerdings sollte man Einnahmen und Ausgaben bereits regelmäßig kontrollieren.

Wer monatlich 50 Euro zur Seite legen kann, sollte das tun - schon wegen des Zinseszinseffektes", rät Michael Huber, Finanzplaner vom VZ Vermögenszentrum in München. Besonders wichtig ist die Absicherung der eigenen Arbeitskraft.

Wer nach dem Jahr 1961 geboren wurde, hat kaum noch staatliche Unterstützung zu erwarten, wenn er berufsunfähig wird. Eine private Berufsunfähigkeitsversicherung ist daher unerlässlich. "Genauso wichtig ist die private Haftpflichtversicherung", sagt Huber. Sie koste vielleicht 60 Euro im Jahr, könne aber vermeiden, dass jemand Schadensersatzzahlungen in Millionenhöhe leisten müsse.

Geld für Notfälle

Für Notfälle sollte immer ausreichend Geld auf dem Konto sein - mindestens drei Monats-Nettogehälter. "Beim Vermögensaufbau kann man jetzt noch Risiken in Kauf nehmen", findet Gunnar Stark, Finanzforscher an der Fernuniversität Hagen.

Zwar seien Aktien nach den verlustreichen Jahren an den Börsen derzeit nicht so beliebt, aber gerade in jungen Jahren sollte man dieses Risiko durchaus eingehen. "Langfristig ist die Aktie zudem eine der rentabelsten Anlagemöglichkeiten", so Huber.

Familienzeit und Etablierung im Beruf: Familien sollten insgesamt keine großen Risiken eingehen. Das bedeutet, die private Haftpflicht- und eine Berufsunfähigkeitsversicherung für den Hauptverdiener sind notwendig.

Die Eltern müssen für den Ruhestand vorsorgen, für die Ausbildung der Kinder sparen und unter Umständen noch in die eigene berufliche Weiterbildung investieren. Das monatliche Salär ist in der Regel deutlich geringer als vor der Geburt eines Kindes, da es häufig nur noch ein Einkommen gibt.

Bedacht werden muss besonders in dieser Phase, dass eine ausreichende Liquiditätsreserve vorhanden ist. Schließlich kann das Auto oder die Waschmaschine kaputt gehen. Wer dann klamm bei Kasse ist, kann Probleme bekommen: "Das Überziehen des laufenden Kontos bringt hohe Zinsen mit sich", warnt Huber.

Die Anbieter können auch nicht zaubern

Was den Vermögensaufbau angeht, geben sich einige Experten nüchtern. Die Anbieter verschiedener Finanzprodukte könnten nicht zaubern, sagt der Wissenschaftler Stark. Sein Rat: "Bei den Produkten zur Absicherung sollte man unbedingt die Preise vergleichen. Da lässt sich Geld sparen." Und das könne man in den Vermögensaufbau stecken.

Verbraucherschützer raten zudem, sich an staatlich geförderte Produkte wie die Riester-Rente oder die betriebliche Altersvorsorge zu halten. Was Fondsprodukte angeht, äußert sich Stark eher skeptisch. "Keiner kann behaupten, dass er mit Sicherheit besser abschneidet als der Markt." Deswegen empfehle er vor allem Fondsprodukte, die einen Index nachbilden und nicht aktiv gemanagt sind.

Die größte finanzielle Herausforderung stellt in dieser Zeit für die meisten der Kauf einer Immobilie dar. Und den sollte man sich gut überlegen, warnen die Experten. "Rein aus Renditesicht rechnet sich das meist nur, wenn man die Eigenheimzulage erhält", sagt Finanzplaner Huber.

Viele bedenken nicht, was die Instandhaltung der eigenen vier Wände kostet. Hinzu kommt, dass die Flexibilität eingeschränkt ist und ein vorzeitiger Verkauf zusätzliche Kosten mit sich bringt. Besonders wichtig: Der Kauf sollte solide finanziert sein. "Mindestens 25 Prozent Eigenkapital, besser noch mehr", so Huber.

Der monatliche Abtrag sollte nicht mehr als die Hälfte des monatlichen Nettogehaltes in Anspruch nehmen. Ansonsten werden die eigenen vier Wände zur finanziellen Belastung. Spätestens beim Kauf einer Wohnung oder eines Hauses ist es für den Hauptverdiener ratsam, eine Risikolebensversicherung abzuschließen.

Ohne Fehler in die Rente

Ruhestand: Wer sich dem Rentenalter nähert, sollte noch einmal eine Bestandsaufnahme seiner Vermögensverhältnisse machen. Wichtig ist dabei, ob die gesetzliche Rente und die Einnahmen, die im Ruhestand zu erwarten sind, ausreichen.

"Vor allem geht es darum, bisherige Fehlentscheidungen spätestens jetzt zu beheben", sagt Huber. Möglicherweise kann eine vermietete Immobilie nun verkauft werden, um den Erlös im Alter zu verbrauchen. Solche Fragen sollten unbedingt vor Rentenbeginn geklärt werden.

Sicherlich sind nach wie vor Risiken vorhanden. Aber die sind kalkulierbar geworden, eine Absicherung wie bisher ist nicht mehr notwendig. "Wer 60 ist, braucht meist keine Risikolebensversicherung mehr", sagt Stark.

Manche Experten raten, das Ersparte in risikoärmere Anlageprodukte umzuschichten. " Mit Ende 50 sollte man sein Geld nicht nur in Aktien investiert haben", so der Finanzforscher. Wichtig ist auch die Nachlassplanung, zumal wenn viel Vermögen vorhanden ist oder eine Firma.

© SZ vom 21.05.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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