SZ-Gespräch mit Deutschland-Chef Uli Holdenried:Hewlett-Packard steht vor einem drastischen Umbau

Der neue Chef von Hewlett-Packard, Mark Hurd, hat bereits mit dem Umbau des angeschlagenen Konzerns begonnen. In Kürze wird zudem ein straffes Sparprogramm mit massiven Stellenkürzungen erwartet.

Von Antonie Bauer

Noch sind nur Spekulationen bekannt: Am nächsten Dienstag werde Hurd wohl seine Pläne zur Kostensenkung bekannt geben, schreibt das Wall Street Journal.

HP-Firmensitz AFP

Ein Firmenschild beim Hauptsitz von Hewlett-Packard in Palo Alto, Kalifornien.

(Foto: Foto: AFP)

Analystenschätzungen zufolge seien 5000 bis 25 000 Stellen betroffen. HP beschäftigt weltweit 150 000 Menschen. Welche Folgen Hurds Sparkurs auf Deutschland hat, kann auch der hiesige HP-Geschäftsführer Uli Holdenried nicht sagen.

Er hat immer noch mit dem vorigen Kostensenkungsprogramm zu tun: Seit Jahresanfang steht fest, dass er 350 von 9600 Stellen streichen muss. 150 hat er durch die Schließung eines Büros in Köln eingespart, die restlichen Kürzungen aus der alten Sparrunde kann er mit Fluktuation bewältigen.

Auch HP-Deutschland betroffen

Dies bedeutet jedoch noch keine Entwarnung für den Standort: "Wenn Hurd generelle Maßnahmen zur Kostensenkung im Konzern verkündet, betrifft das auch Deutschland", sagt Holdenried.

Die deutsche Niederlassung müsse sich intern im globalen Wettbewerb behaupten, und das sei schwer: "Wenn Sie interne Dienste oder Leistungen anderswo kostengünstiger produzieren können, ist das eine Bedrohung."

Holdenried, der eng mit Hurds Vorgängerin Carly Fiorina zusammengearbeitet hat, sieht schon jetzt einige Unterschiede zwischen beiden HP-Managern: Hurd möge Zahlen und treffe seine Entscheidungen mehr aufgrund von Fakten als von Intuition. Der neue Mann sei operativer orientiert: "Er schafft Ergebnisse und spricht hinterher darüber. Fiorina entwarf eher Visionen".

PC- und Druckersparte wieder getrennt

Ein Wort, das derzeit bei HP immer wieder fällt, ist Fokussierung - die Konzentration auf die Geschäftsbereiche. In der Organisation hat das schon Spuren hinterlassen. So hat Hurd die von Fiorina initiierte Zusammenlegung der Drucker- und PC-Sparte rückgängig gemacht.

Die Verantwortung für Verkauf und Marketing wurde ebenfalls geteilt, und gerade eben hat HP angekündigt, dass Gilles Bouchard künftig nur noch für Global Operations zuständig ist. Die andere Hälfte seines bisherigen Bereichs -- die Zuständigkeit für die Informationstechnologie im Unternehmen -- und den Titel des Chief Information Officer gibt er an Randy Mott ab, den HP von Dell abgeworben hat.

Hurd wolle damit wohl in den ersten Monaten schon klare Zuständigkeiten schaffen, meint Holdenried. "Mit großen Gebilden bauen Sie auch Komplexität auf." Bei HP sei nun die Schnelligkeit der Entscheidungsfindung wichtig.

Für die deutsche Tochter hat der Stopp bei der Zusammenlegung von Druckern und PCs keine Konsequenzen: "Wir hatten noch nichts in dieser Hinsicht unternommen". Nach allgemeiner Einschätzung gehört Dells Einstieg in den lukrativen Druckermarkt zu den größten Gefahren für HP.

In den USA ist HPs Marktanteil den Marktforschern von Gartner zufolge innerhalb eines Jahres von 47 auf 35 Prozent gesunken. In Deutschland sei das allerdings "noch kein Thema", sagt Holdenried. "Ich will nicht den Eindruck erwecken, dass ich nur gut schlafe", aber er müsse sich schon seit jeher mit Wettbewerbern auseinander setzen.

Komplettlösungen zur Kundenbindung

Dabei vertraue er auf HPs Strategie: Innovation, Relevanz für das Geschäft des Kunden und Orientierung an dessen Bedürfnissen. Das Unternehmen biete beispielsweise Komplettlösungen, bei denen der Kunde pro Druckseite zahle, kümmere sich um Maschinen, Kostenrechnung und die Nachbestellung von Druckpatronen.

Hurd werde wohl zunächst die einzelnen Bereiche operativ fit machen und dann schauen, ob er an den großen strategischen Dingen etwas verändere, glaubt Holdenried. Es gebe keinerlei Anzeichen dafür, dass die PC-Sparte zur Diskussion stehe - immerhin steuere sie 30 Prozent zum Konzernumsatz bei, sei profitabel und erfordere keinen großen Kapitaleinsatz.

Eine Ausgliederung der Druckersparte, wie sie einige Analysten fordern, schließt er aber nicht aus. Da gehe es ja nicht um das Geschäft an sich: "Die Frage ist, wie man glaubt, mehr Wert freisetzen zu können."

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: