Swiss:Heirat, Familienanbindung oder Single-Dasein

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Die von der Pleite bedrohte Schweizer Fluggesellschaft Swiss prüft drei Auswege aus der Krise: Neben einem Zusammenschluss mit der Lufthansa ist dies eine Anbindung an die Luftfahrtallianz Oneworld um British Airways und American Airlines, sowie ein Alleingang.

Wie Unternehmenschef André Dosé in einer Telefonkonferenz zur Vorlage der Halbjahreszahlen am Dienstag mitteilte, solle eine Entscheidung bis Ende August fallen.

Die angeschlagene Fluggesellschaft teilte weiterhin mit, dass sie ihren Verlust im ersten Halbjahr 2003 dank Kostensparmaßnahmen etwas verringert habe. Die Auslastung der Flugzeuge sei aber gering geblieben.

Mit 333 Millionen Franken (215 Mio Euro) fiel der Verlust niedriger aus als erwartet. Analysten hatten mit einem Minus von über einer halben Milliarde gerechnet.

Der Umsatz stieg um 16 Prozent auf fast 2,1 Milliarden Franken. Dosé rechnet allerdings auch für das zweite Halbjahr nicht mit einer Wende ins Plus.

Umstrukturierungskosten

Bei den nun vorgelegten Zahlen sind die Umstrukturierungskosten mit über 200 Millionen Franken noch nicht berücksichtigt. Wegen der Konjunkturkrise und den fortwirkenden Auswirkungen des Irak-Krieges hatte das Unternehmen schon Ende Juni eine nochmalige Verschärfung des Sanierungskurses angekündigt, dessen Kosten mit 200 Millionen Franken angesetzt werden.

Außerdem fehlen in diesem Jahr noch 500 Millionen Franken, für die ein Kreditgeber gesucht wird.

Ferner sind die Zahlen nur bedingt mit der Vorjahresperiode vergleichbar, da die Swiss als Nachfolgegesellschaft der insolventen Swissair ihren Betrieb erst Ende März 2002 aufgenommen hatte. Im ersten Halbjahr 2002 hatte der Verlust bei 447 Millionen Franken gelegen.

Vor allem die Billigfluglinien wie Germanwings und Air Berlin sind für die Swiss zu einer ernsthaften Bedrohung geworden: "Der Preisdruck ist enorm", sagte Dosé.

Abbau der Swiss-Flotte

Als Grund für den Erfolg der Billig-Konkurrenz sieht er nicht nur deren schlanke Kostenstruktur. Auch der Abbau der Swiss-Flotte trage zum Erfolg der Billig-Anbieter bei, weil diese Verschlankung den Low-Cost-Carriern erlaube, im Zürcher Flughafen zu expandieren.

Der Sitzladefaktor, also die Auslastung der Maschinen, betrug in den ersten sechs Monaten durchschnittlich 68,7 Prozent. Im Europaverkehr lag er im Durchschnitt nur bei 54,7 Prozent. Im Interkontinentalverkehr waren es 75,3 Prozent.

Nach Swiss-Angaben wuchsen die Umsätze aus Fracht- und Postdienstleistungen um 76 Prozent auf 260 Millionen Franken. Die Erlöse aus dem Linienverkehr stiegen um 12 Prozent auf 1,7 Milliarden Fanken.

Diese ersten Resultate seien mit den zum Teil bereits im Winter 2002/2003 eingeleiteten Kostensenkungsmaßnahmen erzielt worden.

Täglicher Millionenverlust

Swiss hatte erst am 31. März vergangenen Jahres als Nachfolgerin der Pleite gegangenen Swissair den Flugbetrieb aufgenommen. Derzeit verliert sie rund zwei Millionen Schweizer Franken am Tag.

Mittlerweile befindet sich die Fluglinie deshalb schon in der dritten Sparrunde. Im Herbst will das Unternehmen 3.000 Stellen streichen und seine Flotte um 30 Prozent verringern. In Europa müssen Passagiere in der Economy-Klasse zudem ihre Getränke und Mahlzeiten zusätzlich bezahlen.

Experten bezweifeln, dass dies ausreichen wird und Swiss noch alleine überlebensfähig ist. Sie verweisen auf die schlechte wirtschaftliche Gesamtlage, schwere Fehler der Swiss-Führung in der Vergangenheit und die Konkurrenz durch Billigflieger.

Mit dem verringerten Verlust wird Swiss für einen möglichen Partner jedenfalls attraktiver. An der Börse wurden die Halbjahreszahlen dann auch mit deutlichen Kursgewinnen honoriert. Die Swiss-Aktie stieg auf den höchsten Stand seit sieben Monaten.

(sueddeutsche.de/dpa/AFP)

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