Südamerika:Nationales Trauma

Südamerika: Mit Transparenten und Peacezeichen: In Buenos Aires gehen Menschen gegen ihre Regierung auf die Straße.

Mit Transparenten und Peacezeichen: In Buenos Aires gehen Menschen gegen ihre Regierung auf die Straße.

(Foto: AFP)

Argentinien steckt in Finanznöten. Der Internationale Währungsfonds hilft deshalb mit 50 Milliarden Dollar - aber das stößt auf Unwillen.

Von Boris Herrmann

In Argentinien haben zu Wochenbeginn erneut Zehntausende gegen die Vereinbarung der Regierung von Präsident Mauricio Macri mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) demonstriert. Der 9. Juli ist der Nationalfeiertag der Unabhängigkeit, der IWF symbolisiert für viele Argentinier aber genau das Gegenteil: die Abhängigkeit von der globalen Finanzwirtschaft. Bei der zentralen Kundgebung in Buenos Aires riefen Menschenrechtsgruppen, Gewerkschaften und Oppositionspolitiker dazu auf, "die Ketten zu durchbrechen".

Nach einer starken Abwertung der Landeswährung Peso hatte sich Macri im Juni mit dem IWF auf eine Finanzhilfe von bis zu 50 Milliarden Dollar geeinigt. Im Gegenzug verpflichtete er sich, das Haushaltsdefizit schneller abzubauen. So sollen Gehaltserhöhungen im öffentlichen Sektor künftig bei 15 Prozent gedeckelt werden. Die jährliche Inflationsrate lag Anfang Juni bei 26 Prozent.

Macri wirbt indes um Verständnis: "Wir durchqueren ein Unwetter", sagte er. Für seine Gegner ist das aber eine Grundsatzfrage, die ein nationales Trauma berührt. Seit der Staatspleite von 2001 gilt der IWF als kollektives Feindbild nahezu aller Argentinier. Ein Generalstreik gegen das Abkommen hatte bereits vor zwei Wochen das halbe Land lahmgelegt.

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