Studie:Exportquote statt Handelskrieg

Experten empfehlen, mit den USA Mengen auszuhandeln, statt mit Gegen­zöllen zu reagieren. Eine solche Strategie würde Donald Trump kurzfristige Erfolge bescheren und den Europäern weniger schaden.

Von Cerstin Gammelin, Berlin

Im Handelsstreit mit den USA sollten die Europäer nicht mit Gegenzöllen drohen, sondern eine eigene Strategie verfolgen - und Exportquoten für Stahl und Aluminium aushandeln. Ein Deal, bei dem sich die EU-Staaten verpflichteten, zwar über einen bestimmten Zeitraum weniger Stahl und Aluminium in die USA zu exportieren, dafür aber dauerhaft Zölle vermeiden könnten sei vorteilhafter als über harsche Gegenmaßnahmen auf die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Importzölle in einen Handelskrieg einzusteigen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des IMK-Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung, die das gewerkschaftsnahe Institut in dieser Woche veröffentlichen will. Sie liegt der SZ vor. Die EU-Staaten seien "in einer relativ starken Verhandlungsposition", schreibt Außenhandelsexpertin Sabine Stephan.

Sie geht davon aus, dass Trump mit den Importzöllen vor allem die EU, Mexiko und andere Staaten, aber weniger die Chinesen treffen wolle, schließlich seien 90 Prozent der Exporte aus Peking schon mit Zöllen belegt. Die EU-Staaten könnten dennoch selbstbewusst verhandeln, schreibt Stephan, weil es Trump nicht um substanzielle Reformen bestehender Handelsverträge gehe, sondern um kurzfristige Erfolge, die ihm bei den Zwischenwahlen im Herbst nutzen könnten. Einigten sich die Europäer mit Washington auf Exportquoten, würden sie zwar kurzfristig weniger ausführen, sie blieben aber von Importzöllen befreit, vermieden eine kurzfristige Eskalation und hätten damit Spielraum zu versuchen, die USA von ihrer "Fundamentalopposition" gegenüber der Welthandelsorganisation abzubringen. Das IMK schlägt vor, die USA mit dem Plan zum Verhandeln zu bewegen, die Zölle im transatlantischen Warenverkehr konsequent abzubauen. Man entzöge damit Trump den Boden für weitere handelspolitische Strafmaßnahmen, außerdem würde der Mythos der einseitigen Benachteiligung der USA entzaubert, schreibt Stephan.

Das IMK bezieht sich in seiner Analyse auch auf den Handelskonflikt von 2002. Damals hatte US-Präsident Georg W. Bush Zölle und Importquoten eingeführt, die zwei Jahre später wieder aufgehoben wurden - weil sie 200 000 Arbeitsplätze in der stahlverarbeitenden Industrie, in der Autoindustrie und im Baugewerbe gekostet hatten. Damals, analysiert die Ökonomin, habe "das Zollexperiment den USA massiv geschadet". Trump hat den EU-Staaten erneut mit Zöllen auf Aluminium und Stahl gedroht, wegen angeblich unfairer Handelspraktiken. Die Frist dafür läuft am 1. Juni aus.

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