Studie entlarvt Manager:Die Sprache der Lügen

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Wunderbar, großartig, toll: Nicht nur Superlative sind verdächtig. Forscher haben ein Muster entdeckt, das Manager häufig verwenden, wenn sie täuschen.

Inga Rahmsdorf

Während der Manager die Geschäftsberichte präsentiert, wird er von einem Lügendetektor kontrolliert. Sobald er geschönte Zahlen vorlegt und die Situation des Unternehmens rosiger malt als sie ist, warnt das Gerät die Welt vor der Täuschung. Solch einen zuverlässigen Lügendetektor wünscht sich wohl manch einer nach der Wirtschaftskrise.

Manager von Lehman Brothers versuchten die Krise schönzureden - doch an den Superlativen lassen sich einer Studie zufolge Lügen erkennen. Auf dem Bild wird der ehemalige Lehmann-Chef Richard Fuld von Demonstranten ausgebuht. (Foto: Reuters)

Erfunden ist er bis heute nicht, doch Wissenschaftler aus den USA haben nun bestimmte Muster entdeckt, mit denen lügende Firmenvorstände besser entlarvt werden können. Für ihre Studie haben David Larcker und Anastasia Zakolyukina von der Stanford Universität vor allem die Mitschriften von fast 30.000 Telefonkonferenzen von Unternehmen zwischen 2003 bis 2007 ausgewertet.

Anhand der Protokolle untersuchten die Wirtschaftswissenschaftler die Konferenzen nach linguistischen Kriterien. Dabei stellten sie fest, dass Führungskräfte, wenn sie während ihrer Präsentation lügen, viele unpersönliche Pronomen benutzen und häufig in der dritten Person Plural sprechen.

Dadurch würden sich die Manager von ihrer persönlichen Verantwortung für das Vorgetragene distanzieren, argumentieren die Forscher in ihrer Studie. Auch die Verwendung von allgemeinen Ausdrücken wie "jeder von uns weiß" ist den Wissenschaftlern zufolge ein Zeichen dafür, dass die folgenden Aussagen zweifelhaft sind.

Vorsicht vor Superlativen

Wenn Manager unwahre Angaben über die Situation des Unternehmens machen, verwenden sie außerdem viele Wörter, die stark aufgeladen mit positiven Emotionen sind. Dagegen drücken sie kaum negative Gefühle aus, so das Fazit der Wissenschaftler. Als Beispiel nennen Larcker und Zakalyukina die Vorlage der Zahlen der Investmentbank Lehman Brothers im Jahre 2008, wenige Monate vor deren Zusammenbruch.

Lehman-Finanzvorstand Erin Callan habe damals 14 Mal das Wort "großartig", 24 Mal das Wort "stark" und acht Mal das Wort "unglaublich" verwendet. Besonders hoch ist die Wahrscheinlichkeit falscher Angaben der Studie zufolge, wenn die emotional gefärbten Wörter kaum von tatsächlichen starken Zahlen begleitet seien, wie es etwa bei Lehman der Fall war.

Um zu prüfen, wie gut ihr Modell funktioniert, analysierten Larcker und Zakalyukina auch, welche Aussagen und Erwartungen die Unternehmen wenig später wieder korrigieren mussten. In diesen Fällen unterstellten die Wissenschaftler, dass die Vorstände schon zum Zeitpunkt der Telefonkonferenz wussten, dass die tatsächlichen Zahlen ihrer Firma eigentlich weniger rosig aussehen.

Die Studie soll Analysten helfen, Gefahren für die Anleger auch dann vorauszusehen, wenn Zahlen einer Firma gefälscht worden sind. Ein zuverlässiger Lügendetektor ist aber auch dieses linguistische Modell wohl nicht.

© SZ vom 21.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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