Strompreis:Deutsche zahlen zehn Milliarden Euro zu viel

Strom wird teurer: Zuschläge von bis zu 21 Prozent verlangen die Versorger zum Jahreswechsel. Verbraucherschützer raten, den Anbieter zu wechseln.

Auf die Haushalte in Deutschland rollt eine bislang beispiellose Welle von Strompreiserhöhungen zu.

Strompreis: Stromrechnung: Besonders auf die Verbraucher in Bayern kämen höhere Tarife zu.

Stromrechnung: Besonders auf die Verbraucher in Bayern kämen höhere Tarife zu.

(Foto: Foto: dpa)

Nach einer Marktübersicht des Verbraucherportals Verivox wollen zum Januar 354 Stromversorger in Deutschland die Strompreise für mehr als 14 Millionen Haushalte um bis zu 21 Prozent erhöhen.

Durchschnittlich liege die Preissteigerung bei 8,5 Prozent, berichteten die Experten. Für einen durchschnittlichen Vier-Personen-Haushalt mit einem Verbrauch von 4000 Kilowattstunden bedeute dies zusätzliche Kosten von rund 74 Euro pro Jahr. "So eine Erhöhungswelle auf einen Schlag haben wir noch nicht erlebt", sagte Verivox-Experte Peter Reese der Bild-Zeitung.

Und die Preiswelle ist damit nicht zu Ende. Deutschlands größte Energieversorger Eon und RWE kündigten bereits in den vergangenen Tagen für Februar beziehungsweise April deutliche Preisanhebungen bei ihren Regionalversorgern an. Markführer Eon wird die Strompreise bei seinen Regionalgesellschaften zum Februar um bis zu neun Prozent erhöhen. RWE folgt im April mit Anhebungen um durchschnittlich 6,8 Prozent. Beide Konzerne begründeten die Verteuerung mit den stark gestiegenen Beschaffungskosten.

Verbraucherschützer bemängeln fehlenden Wettbewerb

Die Strompreisentwicklung hat sich damit - zumindest vorläufig - von der Entwicklung bei Benzin oder Gas abgekoppelt, wo die Preise in den vergangenen Monaten spürbar ins Rutschen gekommen sind. Der Hintergrund: Die Stromversorger decken sich traditionell Monate oder sogar Jahre im Voraus mit den benötigten Strommengen ein. Die Preise für Stromlieferungen im kommenden Jahr sind an der Leipziger Strombörse EEX nach Angaben des Handelsblattes auf mehr als 90 Euro im Juli 2008 gestiegen, ehe sie wieder auf unter 60 Euro sanken.

Der Energieexperte des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, Holger Krawinkel, sieht allerdings die Hauptursache für die Preissteigerungen im mangelnden Wettbewerb bei der Stromproduktion. Sie werde zu 80 Prozent von den vier großen Konzernen Eon, RWE, EnBW und Vattenfall kontrolliert, kritisierte Krawinkel im Handelsblatt

Verbraucher scheuen Wechsel

Offen ist, wie die Verbraucher auf die Preiserhöhungen reagieren werden. Die vorangegangene Preisrunde hatte Anfang dieses Jahres Hunderttausende Kunden veranlasst, zu günstigeren Anbietern zu wechseln.

Doch scheuen offenbar noch immer viele Verbraucher vor einem solchen Schritt zurück. Auch mehr als zehn Jahre nach der Liberalisierung des Energiemarktes hätten nur rund 17 Prozent der Kunden von der Möglichkeit des Stromanbieterwechsels Gebrauch gemacht, berichtete Verivox. Noch immer nutzten rund 38 Prozent der privaten Haushalte die in der Regel vergleichsweise teueren Grundversorgungstarife der örtlichen Versorger.

Nach Berechungen von Verivox könnten die Stromkunden in Deutschland insgesamt rund zehn Milliarden Euro pro Jahr sparen, wenn alle zu den günstigsten Anbietern wechselten.

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