Stromhandel:Schlagbaum nach Österreich

Der Stromhandel zwischen den Nachbarländern Deutschland und Österreich wird auf die Leistung von fünf Kraftwerken eingeschränkt - der Kosten wegen. Damit endet ein jahrelanger Streit.

Von Michael Bauchmüller, Berlin

Der Stromhandel zwischen Deutschland und Österreich soll von Herbst 2018 an beschränkt werden. Darauf haben sich die zuständigen Behörden beider Länder verständigt, die deutsche Bundesnetzagentur und die österreichische E-Control. Demnach wird die Durchleitung von Deutschland nach Österreich und umgekehrt auf eine Kapazität von 4,9 Gigawatt beschränkt. Das entspricht der Leistung von fünf großen Kraftwerken. In Spitzenzeiten ließe sich so rund die Hälfte des österreichischen Strombedarfs durch Importe aus Deutschland decken. Im Gegenzug stellt Österreich Kraftwerke zur Verfügung, die bei knappem Strom anspringen und das Netz stabilisieren können.

Damit endet ein erbitterter Streit zwischen Nachbarn. Seit 15 Jahren bilden Deutschland und Österreich eine gemeinsame Strompreiszone. Gerade in Zeiten mit gutem Wind im Norden aber hatte sie eine fatale Nebenwirkung: Dann fiel an der Strombörse der Preis, und in Österreich wuchs die Nachfrage nach deutschem Importstrom. Das aber verschärfte die ohnehin bestehenden Transport-Engpässe zwischen Nord- und Süddeutschland.

Die Folge: Reservekraftwerke mussten anspringen, um die große Nachfrage im Süden zu decken. Doch finanziert wurde dieser Noteinsatz von den Stromkunden in Deutschland. Selbst Reservekraftwerke in Österreich kamen so pikanterweise zu einem Zusatzeinkommen aus Deutschland. Im vorigen Jahr überwiesen deutsche Stromkunden 127 Millionen Euro für Not-Reserven im Ausland, mehr denn je.

Das soll nun flachfallen. Denn durch den Deal mit Österreich fällt auch der Bedarf an Reservekraftwerken: Von 10,4 Gigawatt im kommenden Winter auf nur noch 3,7 Gigawatt im Winter darauf, wenn die Neuregelung gilt. Beide Seiten zeigten sich am Montag zufrieden mit der Lösung.

"Das wird auch zu sinkenden Kosten für netzstabilisierende Eingriffe führen", sagte Jochen Homann, Chef der Bundesnetzagentur. Dagegen freute sich E-Control-Vorstand Andreas Eigenbauer über eine Lösung, die für österreichische Kunden die Auswirkungen "so gering als möglich hält". Denn die Trümpfe lagen auf der deutschen Seite der Grenze: Ohne eine Einigung, so die Drohung, hätte Deutschland den Stromfluss ins Nachbarland einseitig beschränkt.

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