Es ist ein fast verwegen anmutender Plan: Europa bedient sich der unerschöpflichen Energie der Sonne dort, wo sie die größte Kraft hat - in Nordafrika, im Sonnengürtel der Erde.
Über eine Brücke der besonderen Art, durch Gleichstromleitungen zwischen den Kontinenten, könnte der in großen Solaranlagen erzeugte Strom in das Verbundnetz eingespeist werden. Es ist ein kühner, aber ein notwendiger Schritt, um erneuerbare Energiequellen dort zu erschließen, wo sie den höchsten Wirkungsgrad haben.
Ein wesentliches Hindernis sind bis heute die hohen Investitionskosten. Offen bleibt, ob das Konsortium deutscher Konzerne, das die großen Solaranlagen in der Wüste finanzieren soll, die enormen Summen aufbringen kann.
Vorbild Deutschland
Ohne staatliche Unterstützung ist das nicht zu stemmen; es ist kein Zufall, dass das einzige europäische Vorhaben dieser Art, ein Komplex von drei Parabolrinnenkraftwerken in Andalusien, erst möglich wurde, als Spanien den Erzeugern nach deutschem Vorbild eine feste Einspeisevergütung für Solarstrom garantierte.
Das Projekt ist zukunftsweisend, weil sich die Abhängigkeit von Kohle und Erdgas am wirksamsten verringern lässt, indem Wind in den windstärksten Regionen, Sonnenstrom in den strahlungsreichsten Gegenden gewonnen wird. Es bedarf dazu eines gut austarierten, auf den Zustrom abgestimmten Verbundnetzes in Europa und politisch stabiler Verhältnisse in den Herkunftsländern.
Der Dauerkonflikt zwischen Teilen der arabischen Welt und Israel ist sicher ein Problem. Im besten Fall aber könnte diese neue Partnerschaft mit Staaten Nordafrikas nicht nur einen Gewinn an elektrischer Energie erbringen, sondern auch eine Friedensdividende.