Streit um Stuttgart 21:Bahn-Chef droht den Grünen

Wenn das Land Baden-Württemberg aus dem Projekt Stuttgart 21 aussteigen sollte, will Bahn-Chef Grube eine saftige Entschädigung haben. Aber er ist sich "hundertprozentig" sicher, dass der Bahnhof gebaut wird. Zugleich streitet sich die Bahn offenbar mit Siemens.

Die Bahn bringt sich in Stellung: Ihr Chef Rüdiger Grube droht den Grünen und der SPD in Baden-Württemberg mit milliardenschweren Forderungen für den Fall eines Scheiterns des Projekts Stuttgart 21. Es gebe mit dem Land wasserdichte Verträge über den Bahnhofsneubau, sagte Grube der Zeitung Bild am Sonntag.

Bilanzpressekonferenz Deutsche Bahn

Trotz des Regierungswechsels in Baden-Württemberg werde Stuttgart 21 "mit 100-prozentiger Sicherheit" kommen, sagte Rüdiger Grube.

(Foto: dapd)

Bei einem Ausstieg würde die Bahn auf rund 1,5 Milliarden Euro verlangen, machte er deutlich. "Als Vorstandsvorsitzender einer Aktiengesellschaft bin ich schlichtweg dazu verpflichtet", betonte der Manager. Trotz des Regierungswechsels in Baden-Württemberg werde Stuttgart 21 "mit 100-prozentiger Sicherheit" kommen, sagte er voraus.

Nach der Abwahl der CDU/FDP-Koalition am 27. März hatte die Bahn verkündet, die Arbeiten bis zur Wahl des neuen Ministerpräsidenten am 12. Mai ruhen zu lassen. Der designierte Regierungschef Winfried Kretschmann (Grüne) hat die Zukunft des Bahnhofprojekts bis nach einem Volksentscheid offengelassen, gegen das im Wahlkampf vor allem seine Partei Front gemacht hatte. Zuvor soll es einen Belastungstest für die Leistungsfähigkeit des Bahnprojekts geben.

Unterdessen wurde bekannt, dass die Bahn angeblich Ärger mit ihrem Großlieferanten Siemens hat - und deshalb möglicherweise ein neues Winterchaos befürchten muss. Der Konzern werde bis zum Beginn des Winterfahrplans Mitte Dezember die ursprünglich zugesagten sieben neuen ICE-3-Züge womöglich nicht liefern können, meldete das Nachrichtenmagazin Der Spiegel.

Dies habe Personenverkehrsvorstand Ulrich Homburg vergangene Woche auf der Verkehrsministerkonferenz erklärt, berichtete das Magazin unter Berufung auf einen Teilnehmer. Die 2008 bestellten ICE waren Bestandteil der Bahn-Bemühungen, ihre winterlichen Probleme in den Griff zu bekommen.

Konzernintern rechnet man laut Spiegel damit, dass sich die Lieferung um rund ein halbes Jahr verzögern könnte. Wie Homburg weiter berichtet habe, müsse die Bahn auch noch auf 160 Regionalzüge des Bombardier-Konzerns verzichten, denen das Eisenbahn-Bundesamt wegen Softwareproblemen bislang die Zulassung verweigere. 90 dieser Züge stünden schon auf Abstellgleisen und dürften nicht fahren. Siemens habe auf Nachfrage erklärt, man hoffe, die bestellten ICE pünktlich an die Bahn übergeben zu können.

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