Streit um neue Energiepolitik:Umweltrat rät von Fracking ab

Erdgasförderung

In Deutschland gab es bisher vor allem Fracking-Probebohrungen, wie hier im niedersächsischen Lünne.

(Foto: dpa)

Der Sachverständigenrat für Umweltfragen kommt zu dem Schluss, die umstrittene Gasfördertechnik Fracking könne Deutschland bei der Energiewende nicht helfen. Billiger werde das Gas damit auch nicht. Der Regierung dürfte das nicht gefallen.

Nach Ansicht des Sachverständigenrats für Umweltfragen (SRU) hat das sogenannte Fracking keinerlei Vorteile für die Energiewende. "Die Gewinnung von Schiefergas in Deutschland wird die Energiepreise nicht senken und auch keinen nennenswerten Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten können", heißt es in einer Stellungnahme der Sachverständigen.

Damit gebe es aus deutscher Sicht auch kein energiepolitisches Interesse an der umstrittenen Förderung von Erdgas aus schwer zugänglichen Gesteinsschichten. Die Möglichkeiten in Deutschland seien viel zu klein, "um einen nennenswerten Einfluss auf die Gaspreise in Deutschland haben zu können". Im Rat sitzen Ökonomen und Experten für Umwelttechnik. Er untersteht dem Umweltministerium, ist aber unabhängig in der Wahl seiner Themen und in seinen Studienergebnissen.

Beim Fracking wird Gas aus Schiefergestein tief unter der Erde gelöst. Die Technologie ist unter anderem deshalb umstritten, weil dabei Chemikalien eingesetzt werden, die das Trinkwasser verunreinigen könnten.

Manch konservativer Energiepolitiker hofft, dass Fracking Energiepreise senken und die Abhängigkeit von Gas aus dem Nahen Osten oder Russland verringern könnte. Doch auch in der Koalition gibt es Bedenken, bisher konnten Union und FDP sich nicht auf den vorgelegten Gesetzentwurf einigen, der Fracking zwar grundsätzlich erlaubt, aber sehr strenge Auflagen für die Förderung macht. Der Entwurf war von Wirtschaftsministerium und Umweltministerium gemeinsam erarbeitet worden. Vor allem Unionsabgeordnete aus Nordrhein-Westfalen blockieren aber. Zudem ist die Zustimmung der rot-grün regierten Länder im Bundesrat unwahrscheinlich. Druck macht der deutsche EU-Energiekommmissar Günther Oettinger: Er beschwichtigt, die Öffentlichkeit dürfe nicht so viel Furcht vor Fracking haben.

Die Umweltexperten plädieren insgesamt für einen "nüchternen Umgang mit den Chancen und Risiken von Fracking". Die Technologie sollte auch "wegen gravierender Wissenslücken über die Umweltauswirkungen" vorläufig noch nicht kommerziell eingesetzt werden, heißt es weiter in der Stellungnahme. Zunächst sollten deshalb nur Pilotprojekte zugelassen werden. Ungeklärt sind laut SRU die umweltverträgliche Entsorgung der anfallenden Abwässer, die Sicherheit der Bohrlöcher und Förderanlagen hinsichtlich des Grundwasserschutzes, die langfristigen Folgen des Fracking sowie die Klimabilanz von Schiefergas. Es sei noch nicht einmal erforscht, ob Erdgas aus Schiefergestein eine bessere CO2-Bilanz habe als Kohle, sagte der Ratsvorsitzende Michael Faulstich.

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