Streiks:Burgfrieden bei der Postbank

Streik von Postbank Mitarbeitern

Kurz und heftig: Streikende Mitarbeiter protestieren vor der Postbankzentrale in Essen.

(Foto: Roland Weihrauch/dpa)

Gewerkschaft und Vorstand einigen sich auf eine Regel zum Kündigungsschutz.

Von Stephan Radomsky

Kurz und heftig war der Streik, jetzt soll bei der Postbank wieder gearbeitet werden. Schließlich sind die Zeiten auch ohne Arbeitskampf schwierig genug: Lange war unklar, was genau die Deutsche Bank mit ihrer Tochter vorhat und wie es für die Beschäftigten weitergeht. Nun ist entschieden, dass das Bonner Finanzinstitut bis Ende 2016 mehrheitlich an der Börse sein soll - und alle Postbanker bis mindestens Mitte 2017 bleiben dürfen.

Darauf haben sich das Unternehmen und die Gewerkschaft Verdi geeinigt, wie sie am Montag mitteilten. Damit ist der seit Anfang vergangener Woche laufende unbefristete Streik - der erste in der deutschen Bankengeschichte - ausgesetzt. In einer Urabstimmung sollen die Beschäftigten nun bis 15. Mai darüber entscheiden, ob sie die Vereinbarung wie von den Tarifkommissionen empfohlen annehmen.

Ein Problem dürfte das allerdings kaum noch werden, schließlich hat die Gewerkschaft ihre zentrale Forderung durchgesetzt: die Verlängerung des geltenden Kündigungsschutzes, und zwar für alle der mehr als 12 000 Beschäftigten in den Filialen, der Konzernzentrale, der Firmenkundenbetreuung und bei der Bausparkasse BHW. Daneben gibt es eine Gehaltserhöhung für die Filialangestellten und Azubis. Allerdings bekommt Verdi die Jobgarantie bei weitem nicht so lange wie gefordert. Die Zusage soll lediglich bis Mitte 2017 gelten und würde damit schon relativ bald nach dem angestrebten Mehrheitsverkauf durch die Deutsche Bank enden. Die Gewerkschaft hatte ursprünglich eine Laufzeit bis Ende 2020 angestrebt.

Bis zum Wochenende hatte sich die Deutsche Bank als Haupteigentümerin der Postbank noch gänzlich gegen einen Kündigungsschutz gesperrt. Das Kalkül hinter der Verweigerung: Langfristige Beschäftigungsgarantien könnten die Postbank für einen möglichen Käufer weniger attraktiv machen. Nachdem nun ein Börsengang der Postbank angestrebt wird, verlor das Argument aber offenbar an Zugkraft.

Der Streik hatte auch viele Kunden der Post getroffen

Postbank-Vorstand Ralf Stemmer sprach von einem "tragfähigen Kompromiss", der die Interessen aller Beteiligten wahre. Verdi sagte zu, sich am "bevorstehenden Veränderungsprozess der Postbank konstruktiv beteiligen" zu wollen.

Befördert wurde die Einigung wohl auch durch den öffentlichen Druck der Postbanker: An Hunderten Filialen hatten Verbraucher vergangene Woche vor verschlossenen Türen gestanden - und zwar sowohl die Bank- als auch viele Post-Kunden. Denn die Postbank betreibt sämtliche gelben Filialen in Deutschland und erbringt dort auch Post-Dienstleistungen, echte Postämter gibt es seit mehreren Jahren nicht mehr. Vom Streik unberührt geblieben waren dagegen die Post-Agenturen an Kiosken und im Einzelhandel, von denen etwa 4500 auch Bank-Geschäfte ermöglichen. Sie werden von lokalen Partnern betrieben.

Darüber hinaus fiel der Arbeitskampf bei der Tochter in eine für die Deutsche Bank extrem unruhige Zeit: Neben dem Strategieschwenk im Privatkundengeschäft ereilte das größte deutsche Kreditinstitut Ende der Woche eine milliardenschwere Strafe für Manipulationen beim Libor-Zinssatz. Zudem steht am Dienstag in München der Auftakt im Strafverfahren wegen Prozessbetrugs in der Causa Kirch an. Dabei unter anderem auf der Anklagebank: Co-Chef Jürgen Fitschen und seine beiden Vorgänger Josef Ackermann und Rolf-Ernst Breuer.

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