Bahn: Tarifstreit:Auf in den Arbeitskampf!

An diesem Dienstag wird gestreikt. Wo und wann genau - das verraten die Gewerkschaften nicht. Doch viele Details sind schon bekannt. Fragen und Antworten rund um den Streik.

Streiks bei der Bahn - viele Züge werden an diesem Dienstag wohl ausfallen. Doch warum wird gestreikt? Und welche Rechte haben die Reisenden? Alle Antworten zum Streik.

Kinderdienst: Warnstreiks bei der Bahn

Warten auf die Bahn - schon an diesem Dienstag könnten viele Züge ausfallen.

(Foto: dapd)

Was ist das für ein Streik?

Zunächst handelt es sich um einen Warnstreik der Bahngewerkschaften Transnet und GDBA. Warnstreik bedeutet, dass die Gewerkschaften nur punktuell und auch nur vorübergehend streiken dürfen. Auf diese Weise wollen die Gewerkschaften die Arbeitgeberseite unter Druck setzen. Die ersten Streiks wird es an diesem Dienstag geben.

Wann wird am Dienstag gestreikt?

Die Bahn-Mitarbeiter werden offenbar vom frühen Morgen an bis in den Vormittag hinein die Arbeit ruhen lassen - die Rede ist von vier Uhr bis elf Uhr. Auf jeden Fall trifft der Streik vor allem Pendler, die mit Zügen zur Arbeit fahren.

Wie oft und wo wird in dieser Woche gestreikt werden?

Bislang haben die Gewerkschaften nur für diesen Dienstag zu Aktionen aufgerufen. Bis zum nächsten Verhandlungstermin mit der Deutschen Bahn am Freitag werde es "höchstwahrscheinlich" keine weiteren Streiks mehr geben, sagte GDBA-Chef Klaus-Dieter Hommel. Ganz einig sind sich die beteiligten Gewerkschaften aber offenbar nicht: Zuvor hatte der Transnet-Vorsitzende Alexander Kirchner gesagt: "Sie können davon ausgehen, dass diese Warnstreiks sich in dieser Woche über das ganze Bundesgebiet ziehen werden."

Sind nur Züge der Deutschen Bahn betroffen?

Nein. Es werden auch andere Nahverkehrsanbieter wie Veolia und Arriva bestreikt.

Wird es im Fernverkehr zu Verspätungen und Zugausfällen kommen?

Wahrscheinlich. Formal wird zwar der Fernverkehr zunächst nicht bestreikt, allerdings lassen auch die Fahrdienstleiter ihre Arbeit ruhen. Die Folge: Weichen können beispielsweise nicht gestellt werden. Das würde zum Ausfall vieler Fernzüge führen. Zudem könnten ICE- und IC-Züge durch gestoppte Regionalbahnen blockiert werden.

Haben Bahnkunden ein Recht auf Schadensersatz?

Eigentlich nicht. Zwar haben seit Juli 2009 die Bahnkunden mehr Rechte bei Verspätungen, doch die greifen nicht bei den Warnstreiks: Juristisch gelten streikende Mitarbeiter als "außergewöhnliches Ereignis" - ähnlich einem Unwetter. "Entschädigungsansprüche können nur geltend gemacht werden, wenn das Unternehmen Deutsche Bahn Zugausfälle oder -verspätungen selbst zu verantworten hat", sagte Karl-Peter Naumann, Bundesvorsitzender des Fahrgastverbandes Pro Bahn. Die Fahrgäste hätten keine Wahl: "So einen Warnstreik kann man nur erdulden."

Doch die Bahn will sich im vorliegenden Fall bei Zugausfällen, Verspätungen und verpassten Anschlusszügen kulant zeigen: In diesen Fällen hätten die Fahrgäste die Möglichkeit, ihre Fahrkarte im Reisezentrum kostenlos umzutauschen oder erstatten zu lassen, ließ das Unternehmen verlauten. Stattdessen könnten Reisende auch den nächsten Zug nutzen. In diesem Fall gelte bei Angeboten wie Sparpreis oder Gruppenfahrten auch die Zugbindung nicht mehr.

Wo konkret gestreikt wird, können Fahrgäste unter der Info-Telefonnummer 08000-996633 oder im Internet auf www.bahn.de/aktuell erfahren.

Wie groß ist die Chance, dass es nicht zu richtigen Streiks kommt?

Das hängt davon ab, ob sich die Tarifpartner einigen können. In den Verhandlungen soll unter anderem durchgesetzt werden, dass in allen deutschen Bahngesellschaften die gleichen Gehälter gezahlt werden. Derzeit scheinen sich aber beíde Seiten kaum anzunähern. Das jüngste Angebot der sechs großen Privatbahnen in Deutschland sehe für die Branche ein Einkommensniveau vor, dass rund 20 Prozent unter dem der Deutschen Bahn liege. "Das können wir so nicht mitmachen", sagte Kirchner. Die privaten Bahnunternehmen Abellio, Arriva, Benex, Hessische Landesbahn, Keolis und Veolia Verkehr wollen bislang an den regional unterschiedlichen Einkommenniveaus festhalten. Die Deutsche Bahn ist zu einem Branchenvertrag bereit, wenn das darin festgelegte Tarifniveau das des Bahnkonzerns nicht zu stark unterschreitet.

Warum bleibt die GDL bei diesem Streik außen vor?

Die Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL) verhandelt separat mit den Bahnen über einen neuen Flächentarifvertrag für Lokomotivführer und Zugbegleiter. Frank Schmidt, GdL-Bezirkschef in Nordrhein-Westfalen, sagte dem Westfalen-Blatt: "Streik kommt für uns nicht in Frage. Wir sind bei unseren Verhandlungen auf einem guten Weg." Erstaunlich zahme Worte für eine Gewerkschaft, die in den Jahren 2007 und 2008 mit dem großen Bahnstreik Deutschland lahmlegte.

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