Streik:Post und Verdi verhandeln wieder

Die Fronten sind verhärtet, doch nun soll es wieder Gespräche geben. Aber die Streiks gehen zunächst weiter, teilte Verdi mit.

Die Fronten sind verhärtet, die Positionen zwischen der Deutschen Post und der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi waren zuletzt unversöhnlich. Seit mehr als drei Wochen läuft inzwischen der Streik der Post-Beschäftigten, und die Auswirkungen werden immer größer. Zehntausende waren im Ausstand. Etliche Briefe und Pakete bleiben liegen.

Jetzt wollen Post und Gewerkschaft sich aber wieder an einen Tisch setzen. Das teilten beide Seiten am Montag mit. Die Verhandlungen sollen am 3. Juli beginnen. Verdi hatte den neuen Verhandlungstermin vorgeschlagen, will bis zu einer möglichen Einigung aber weiter streiken. "Ich werte es als ein positives Zeichen, dass Verdi nach Wochen der Konfrontation nun ohne Vorbedingungen ernsthaft verhandeln will", sagte Melanie Kreis, im Vorstand der Post für Personal zuständig. "Als Zeichen des guten Willens fordere ich Verdi auf, sämtliche Streikaktionen ab sofort ruhen zu lassen", fügte sie an. Verdi-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis sagte dazu, die Streikaktionen würden bis zu einer Einigung fortgesetzt. Der Streik kostet die Post jeden Tag Millionen Euro. Laut Verdi nahmen am Montag 32 000 Beschäftigte teil. Die Post beziffert die Zahl auf 29 400.

In dem Tarifkonflikt, der schon seit mehreren Monaten läuft, geht es um die Ausgliederung von rund 6000 Beschäftigten in der Paketzustellung in insgesamt 49 regionale Gesellschaften mit schlechterer Bezahlung. Verdi sieht das als Tarifbruch. Laut Post ist die neue Tarifstruktur jedoch nötig, um den Unterschied zur deutlich geringeren Bezahlung der Konkurrenz zu verkleinern. Mit dem seit dem 8. Juni dauernden Arbeitskampf will die Gewerkschaft Verdi erreichen, dass die neuen regionalen Gesellschaften mit geringerer Bezahlung im Paketgeschäft wieder in den regulären Haustarif aufgenommen werden. Die Post lehnt das bisher rigoros ab.

Verdi hatte zum unbefristeten Streik aufgerufen und ihn in den vergangenen Wochen immer mehr ausgeweitet - nicht nur in der Paket-, sondern auch in der Briefzustellung. Der Konflikt wird mit Schärfe ausgetragen; auch vor Gericht. So hatte die Gewerkschaft etwa gegen den Einsatz von Postbeamten auf bestreikten Arbeitsplätzen geklagt, damit aber eine Niederlage kassiert. Die Deutsche Post als ehemaliges Staatsunternehmen beschäftigt noch immer Beamte, die nicht streiken dürfen. Zusätzliche Diskussion brachte die Entscheidung der Post, liegen gebliebene Briefe und Pakete in einem Sondereinsatz am Sonntag auszutragen.

Laut Post seien Verdi bereits im vergangenen Jahr Verhandlungen über eine grundlegende Änderung der Tarifstruktur für neue Mitarbeiter vorgeschlagen worden. Als diese Gespräche nicht zustande kamen, führte die Post auf eigene Faust die neuen Gesellschaften ein. Bis 2020 sollen in den Gesellschaften 10 000 Jobs entstehen, derzeit sind schon 6000 Mitarbeiter dort beschäftigt. "Diese neue Struktur ist unverzichtbar", bekräftigte Kreis erst am Montag wieder. Die Bereitschaft zu einem Kompromiss ist zumindest in dieser Aussage nicht erkennbar.

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