Streik der Flugbegleiter:Lufthansa streicht am Freitag zwei Drittel der Flüge

Der Streik des Kabinenpersonals wird am Freitag den Flugverkehr der Lufthansa zu einem großen Teil lahmlegen. Auch am Donnerstag fallen bereits einzelne Flüge aus. Die Bahn bereitet sich derweil auf einen großen Ansturm vor.

Lufthansa steuert auf den ersten bundesweiten Streik der Flugbegleiter zu. Nach zwei regionalen Streikwellen mit zusammen mehr als 500 Flugausfällen und rund 90.000 direkt und indirekt betroffenen Passagieren deutete bis Donnerstag nichts auf eine Annäherung der Airline mit der Gewerkschaft "Unabhängige Flugbegleiter Organisation" (Ufo) hin. Diese hat für Freitag zu einem 24-Stunden-Streik an allen deutschen Lufthansa-Standorten aufgerufen.

Ufo fordert fünf Prozent mehr Lohn, das Ende der Leiharbeit und Schutz gegen die Auslagerung von Jobs. Lufthansa bietet bei einer längeren Laufzeit 3,5 Prozent Lohnerhöhung, plant aber eine konzerninterne Billigtochter und will die Gehaltsstufen abflachen.

Die Lufthansa hat wegen des angekündigten Streiks der Flugbegleiter bereits zwei Drittel ihrer Flüge am Freitag gestrichen. Von den eigentlich an dem Tag geplanten etwa 1800 Flügen werden voraussichtlich 1200 entfallen, wie ein Konzernsprecher sagte. Flüge von Regionalpartnern und Tochtergesellschaften werden allerdings nicht bestreikt.

Auch am Donnerstag sollen bereits etwa 50 Flüge ausfallen. Ein Großteil davon betrifft Langstrecken, bei denen die Flugzeuge bereits am Donnerstag in Übersee abfliegen und am Freitag ihr Ziel in Deutschland erreichen sollten. Die Lufthansa informiert auf ihrer Internetseite über alle gestrichenen Flüge.

Schlichtungsgespräche laufen noch

Der Lufthansa-Manager Peter Gerber hatte zuvor wieder eine auf wenige Fragen reduzierte Schlichtung ins Spiel gebracht, die er aber an schwierige Bedingungen knüpfte. Ufo reagierte abwartend. In einer Schlichtung könnten die Fragen des offenen Vergütungstarifvertrages behandelt werden, nicht aber komplexe Punkte aus dem Manteltarif oder unternehmerische Entscheidungen, so Gerber. Damit meinte er besonders den von Ufo bislang heftig bekämpften Plan einer internen Billigfluglinie auf dem Tarifniveau der Tochter Germanwings.

Ufo-Chef Nicoley Baublies forderte Gerber auf, seine Vorstellungen im direkten Gespräch der Gewerkschaft zu erläutern. Man werde sich alles anhören, was die Streiks am Freitag möglicherweise überflüssig machen könnte. Ein Lufthansa-Sprecher hatte am Nachmittag noch gesagt, von den rund 1800 Flügen am Freitag fänden rund 600 sicher statt, weil sie von Regionalpartnern geflogen werden.

Nach Freitag keine weiteren Streiks geplant

Erneut sollen die Passagiere per Mail oder SMS benachrichtigt werden. Bei der zweiten Streikwelle am Dienstag in Berlin, Frankfurt und München waren mehr als 300 Flüge ausgefallen, 51.000 Passagiere mussten umgebucht werden oder konnten gar nicht fliegen. Die Airline hatte zunächst nur von 43.000 direkt betroffenen Passagieren gesprochen. Weitere rund 39.000 Fluggäste waren von streikbedingten Verspätungen betroffen.

Ufo-Chef Baublies sagte, nach Freitag seien zunächst keine weiteren Streiks geplant, sondern eine Denkpause. Lufthansa verzichtet auf eine Klage gegen den Streik. Gerber nannte ein gerichtliches Vorgehen gegen die Arbeitsniederlegung ohnehin "aussichtslos". Solange die Gewerkschaft sich formell auf die bestreikbaren Fragen aus dem Vergütungstarifvertrag beschränke, sei das nicht angreifbar. "So lange es bei der Vergütung bleibt, ist das sauber."

Gerber forderte die Gewerkschaft auf, Gesprächsbereitschaft über die Einkommensstruktur der rund 18.000 Flugbegleiter zu zeigen. Dann könne man schnell wieder in Verhandlungen kommen. Er betonte erneut, dass mit dem vorgelegten Angebot keinem Flugbegleiter der Lufthansa etwas weggenommen werden solle.

Konkurrenz prüft Einsatz größerer Jets

Für den Freitag prüft Konkurrent Air Berlin bereits den Einsatz größerer Jets, Lufthansa könnte möglicherweise Maschinen der Töchter AUA und Swiss einsetzen, wurde spekuliert.

Die Deutsche Bahn rüstet sich ebenfalls für einen großen Tag: "Bei Bedarf werden wir alles, was uns an rollendem Material zur Verfügung steht, auf die Schiene bringen", sagte ein Bahn-Sprecher.

Wie viele Züge tatsächlich zusätzlich benötigt würden, stehe noch nicht fest. An allen wichtigen Verkehrsknotenpunkten stünden aber Reservezüge bereit. Zusätzliche Mitarbeiter sollen das zu erwartende Chaos auf den Bahnsteigen eindämmen.

Die Lufthansa hat mit der Bahn für Flugausfälle oder verpasste Anschlussflüge ein Kooperationsabkommen: Passagiere können ihr Flugticket in ein Zugticket umwandeln. Dafür werde die Lufthansa die Bahn auch entschädigen, sagte der Bahn-Sprecher, der aber keine konkreten Angaben zu Zusatzeinnahmen oder Kosten der Maßnahmen machte.

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