Streichung der Umsatzprovision:Lufthansa spaltet die Reisebüros

Der Deutsche Reisebüro und Reiseveranstalter Verband DRV will bis vor den Bundesgerichtshof ziehen, um die Rechtmäßigkeit des neuen Vertriebsmodells der Fluggesellschaft prüfen zu lassen.

Von Sibylle Haas

"Das wird nicht vor einem Jahr abgeschlossen sein", sagt ein DRV-Sprecher und empfiehlt Lufthansa, Rückstellungen zu bilden für eventuell nachzuzahlende Umsatzprovisionen. Der Verband vertritt die Interessen von Reisebüros in Deutschland.

Lufthansa will von September an den Agenturen für die Vermittlung von Tickets keine Umsatzprovision mehr zahlen. Bisher sind das fünf bis neun Prozent.

Statt dessen sollen sich die Reisebüros künftig über Gebühren finanzieren, die sie von ihren Kunden verlangen. Selbstständige Reisebüros wehren sich dagegen, weil sie fürchten, dies nicht durchsetzen zu können. Immerhin, so rechnet Verbandspräsident Klaus Laepple vor, würden sich die Preise durchschnittlich um 6,5 Prozent erhöhen, da zu den heutigen Preisen (in denen die Provision enthalten ist) die Gebühr hinzukomme.

Man kann nicht von Zustimmung sprechen

Seit kurzem gibt es aber nicht nur Unstimmigkeit wegen dieses Vertriebssystems, sondern auch wegen dessen Akzeptanz in den Reisebüros.

Am vorigen Samstag endete die Frist für die Annahme der neuen Lufthansa-Verträge. Die Fluggesellschaft spricht von einer "breiten Zustimmung". Beim Verband heißt es dagegen, viele Agenturen hätten nur unter "rechtlichem Vorbehalt" unterschrieben.

"Da kann man nicht von Zustimmung sprechen", erbost sich Hans Doldi, Vizepräsident des DRV und zuständig für jene Reisebüros, die keinem Konzern angeschlossen sind.

Einige Agenturen hätten ihre Unterschrift sogar noch mit dem vom DRV empfohlenen Zusatz versehen: "Ich sehe mich unter dem Druck der von Ihnen angedrohten Kündigung des Lufthansa-Passage-Agenturvertrages zur Unterschrift veranlasst, weil die Folgen Ihrer Kündigung mein Unternehmen in der Existenz bedrohen könnten."

Der Vorstand des DRV besteht aus Unternehmern und Managern. Die Motive für oder gegen die Unterzeichnung des Vertrages sind deshalb unterschiedlich. Verbandspräsident Klaus Laepple etwa hatte sich schon auf einer Verbandstagung Anfang Februar an die Spitze der "Verweigerer" gestellt und als Reisebüro-Inhaber den neuen Vertrag nicht unterschrieben.

Er macht allerdings den Großteil seines Geschäftes auch nicht mit Lufthansa, sondern mit dem Verkauf von Urlaubsreisen. Bei DRV-Vize Doldi sieht das dagegen anders aus. Rund 80 Prozent seines Umsatzes erzielt er mit Firmen, bucht also Flüge und Hotels für Geschäftsreisende.

Mit vielen dieser Großkunden sei er vertraglich verbunden. Hätte er den Lufthansa-Vertrag nicht unterschrieben, hätten diese Kunden Ansprüche gegen ihn geltend machen können, sagt Doldi.

Weltweit werden nach Angaben der Lufthansa etwa zwei Drittel aller Flugscheine nach dem von ihr geplanten Modell verkauft. "Deutschland kann keine Insellösung in Anspruch nehmen, denn wir stehen im internationalen Wettbewerb", verteidigt Lufthansa-Vertriebschef Thierry Antinori die Änderung. Das Bundeskartellamt hat unlängst signalisiert, es sehe in dem neuen Vertriebssystem keinen Verstoß gegen das Kartellrecht.

Durch den Rücklauf der neuen Verträge seien gut 95 Prozent des Lufthansa-Umsatzes in Deutschland gesichert, betont Antinori. Wie viele Reisebüros das sind, vermag Lufthansa nicht zu sagen.

Maßgeblich sei der Umsatz und nicht die Zahl der Reisebüros. Wer nicht unterschrieben hat, bekommt nun die Kündigung, allerdings mit der Möglichkeit, sich bis zum 15. März doch noch anders zu entscheiden.

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