Straßenmusiker Klaus Reinhardt:"Die Natur, die Sterne, das ist meine Religion"

Straßenmusiker Klaus Reinhardt: Straßenmusiker Klaus Reinhardt in Münster

Straßenmusiker Klaus Reinhardt in Münster

(Foto: imago/Rüdiger Wölk)

Wie überlebt einer, der jahrzehntelang Straßenmusiker ist? Klaus Reinhardt über Geld im Überfluss, elterliche Erwartungen und seine Zeit im Ashram.

Von Malte Conradi und Katrin Langhans

Auf dem Herd steht eine Campingtasse, auf dem Boden liegen Holzscheite für den eisernen Ofen. Klaus Reinhardt, den man in Münster als "Onkel Willi" kennt, führt ins Wohnzimmer seiner Gartenlaube. Es ist nicht viel mehr Platz als für einen Sessel, ein Regal und ein Klavier. Zwischen Gartenzwergen, Blumen und Geräteschuppen hat er sich sein kleines Häuschen eingerichtet.

40 Jahre seines Lebens hat der 72-Jährige mit der Trommel auf dem Rücken, der Gitarre in der Hand und der Mundharmonika Straßenmusik gemacht, bis er wegen seiner Lungenerkrankung vor zwei Jahren aufhören musste. Nun ist er Straßenmusiker in Rente.

Die meiste Zeit seines Lebens hat er von dem gelebt, was ihm Passanten in den Geigenkasten warfen. "Mal musste ich die Groschen zusammenzählen, mal war ich im Überfluss", erzählt er. Für das Leben als Straßenmusiker entschied er sich damals bewusst. Er hatte einen gutbezahlten Job als Tontechniker beim Hessischen Rundfunk. "Den musste ich kündigen, weil er mit meiner Lebensweise kollidierte".

Seine Lebensweise - das bedeutete für Reinhardt schon immer, genügsam zu sein, auf "Schnickschnack" zu verzichten, wie er sagt. "Die Natur, die Sterne, das ist meine Religion." Erste Erfahrungen damit sammelte er in den 70er Jahren, als er mit Freunden in einen Ashram in Indien zog und seinen ganzen Besitz der Gemeinschaft zur Verfügung stellte. Jeder hatte gleich wenig, erzählt er, man schlief nur auf einer Decke.

Die Arbeit auf der Straße sieht Reinhardt als bewusstes Gegenmodell zur Idealvorstellung seiner Eltern. "Mein Vater war Arzt, meine Mutter Arzthelferin. Die wollten, dass ich auch Arzt werde", erinnert er sich. Aber seine Maxime war immer: "Warum soll ich denn jeden Tag neun Stunden dieses ganze Geld verdienen, das ich nicht brauche?"

Im SZ-Interview erzählt Reinhardt weiter, zu welcher Musik er das meiste Geld verdiente, warum er "Bettler" nicht als Beleidigung versteht - und in welcher ungewöhnlichen Disziplin er einmal sogar als Weltmeister bezeichnet wurde.

Lesen Sie das ganze Interview mit Ingrid Schmidt mit SZ Plus.

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