Stichwort:Treffpunkt Nürnberg

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Von Mittwoch an trifft sich die Spielwarenbranche wieder auf der Messe in Nürnberg. Das in den vergangenen Jahren stetig vergrößerte Gelände ist komplett ausgebucht, das Geschäft mit Spielen läuft derzeit gut.

Von Uwe Ritzer

Pokémon zum Beispiel. Als der japanische Spielehersteller Nintendo vor 21 Jahren die Fantasiewesen zum Sammeln, Einsperren und Trainieren auf die Welt brachte, ahnten dessen Manager nicht ansatzweise, welchen Verkaufsschlager sie damit landen würden. Nach einigen Jahren allerdings waren die Pokémon wieder weg vom Fenster, ehe vergangenen Sommer der neue Hype ausbrach. Pokémon Go heißt die Variante, bei der virtuelle Exemplare der Taschenmonster per Smartphone eingefangen werden. Reyne Rice, Trendforscherin aus den USA, sieht sich bestätigt. Pokémon stünde gleich für zwei Trends bei Spielwaren, sagt sie: Retro und Sammeln.

Nun zeugt die Wiederbelebung alter, erprobter Spielformen nicht unbedingt von Innovationskraft und Einfallsreichtum. Trotzdem boomt die Branche, die sich von Mittwoch an sechs Tage auf der Spielwarenmesse in Nürnberg trifft. Noch nie wurde mehr Geld für Spielwaren ausgegeben, weltweit waren es 2016 etwa 86 Milliarden Euro, ein Plus von 3,5 Prozent. Drei Milliarden davon entfallen auf Deutschland. Und ein Ende des Wachstums ist nicht in Sicht. Das in den vergangenen Jahren stetig erweiterte Messegelände ist komplett ausgebucht. "Wir konnten die Nachfrage der Industrie nicht ganz abdecken", so Spielwarenmesse-Chef Ernst Kick.

War in den vergangenen Jahren vor allem Lego der große Wachstumstreiber, ziehen inzwischen auch andere Marken nach. Immer wichtiger wird das Lizenzgeschäft. Jeder fünfte Euro wird in Deutschland inzwischen mit Produkten verdient, die erfolgreichen Kino- und Fernsehfilmen nachempfunden sind. Daneben ist Spielzeug gefragt, das digital aufgeladen oder mit Computer und Smartphone kompatibel ist.

Die Branche treiben dennoch einige Probleme um. Bis vor wenigen Jahren wurden mehr als drei Viertel aller Spielwaren in China produziert, nicht selten unter unmenschlichen Bedingungen. Doch in den Fabriken dort sind die Löhne stark gestiegen, seit es für die Arbeiter attraktivere Alternativen in anderen Branchen gibt. Nach und nach verlagern die Hersteller daher Fertigungen in andere Billiglohnländer oder holen sie nach Europa zurück. Das treibt die Preise.

Ein besonderes Problem kommt auf die US-Giganten Mattel und Hasbro zu. Auch sie lassen ihre Produkte in China produzieren, was der neue US-Präsident Donald Trump bekanntlich nicht gern sieht. Bleibe er bei seiner Haltung, werde dies "sicherlich Auswirkungen" auf die Geschäfte der US-Firmen haben, sagt Marktforscher Joachim Stempfle von npdgroup.

© SZ vom 31.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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