Steuersystem:Protest gegen US-Steuerreform

Die Finanzminister der fünf größten EU-Länder warnen vor massiven Störungen des weltweiten Handels durch die geplante US-Steuerreform.

Die Finanzminister der fünf größten EU-Länder warnen vor massiven Störungen des weltweiten Handels durch die geplante US-Steuerreform. In einem Brief an ihren US-Kollegen Steven Mnuchin äußerten sie ihre Sorge über die derzeit diskutierten Vorschläge. Es gebe einige eher unkonventionelle Regelungen, "die mit den US-Doppelbesteuerungsabkommen kollidieren und womöglich Risiken einer größeren Verzerrung im internationalen Handel mit sich bringen könnten". Die Finanzminister von Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien appellierten an die USA, diese Sorgen beim weiteren Vorgehen zu berücksichtigen.

Die EU-Finanzminister befürchten, dass das US-Konzept am Ende Elemente enthält, die das internationale Steuer- und Handelssystem in Turbulenzen stürzen könnten. Die Europäer beunruhigt unter anderem, dass eine Art Importsteuer von 20 Prozent auf Vorleistungen und -produkte aus dem Ausland eingeführt werden könnte. Kritiker sprechen von einer Grenzausgleichssteuer, wie sie von Anfang an bei den ausländischen Handelspartnern der USA für große Unruhe gesorgt hatte. DIHK-Präsident Eric Schweitzer hatte kürzlich davor gewarnt, diese Importsteuer würde auch deutsche Firmen hart treffen.

Trumps Steuerpläne sind ohne schwer umstritten

Auch ein Vorschlag aus dem Senat, der gegen die Erosion der Steuerbasis gerichtet sein soll, schreckt die Europäer auf. Im Extremfall werde der internationale Banken- und Versicherungsverkehr sowie grenzüberschreitende Transaktionen innerhalb von Konzernen massiv beeinträchtigt werden, warnen die EU-Minister. Des Weiteren kritisieren sie den Vorschlag eines Präferenzregime mit einem Steuersatz von 12,5 Prozent für Einkünfte aus immateriellen Werten mit Auslandsbezug. Auch hier fürchten die europäischen Minister Kollisionen mit WTO-Regeln und den Vorschlägen der G20-BEPS-Initiative gegen Steuervermeidung und Gewinnverschiebungen. "Wir sind zuversichtlich, dass Sie einen weisen und ausgewogenen Kompromiss für ihre Mission finden werden, ein modernes und widerstandsfähiges US-Steuersystem zu schaffen", endet das Schreiben der EU-Minister.

Grund für den gemeinsamen Alarm-Brief ist, dass die US-Steuerpläne inzwischen Kontur angenommen haben. Die jeweiligen Entwürfe des Senats und des Repräsentantenhaus müssen aber noch in Einklang gebracht werden. US-Präsident Donald Trump hat versprochen, mit dem ersten großen Umbau des Steuersystems seit 1986 Bürger und Unternehmen erheblich zu entlasten. Vor allem die Mittelschicht soll nach seiner Darstellung von der Reform profitieren. Außerdem sollen die Unternehmenssteuern auf bis zu 20 von 35 Prozent gesenkt werden. Kritiker zufolge würde das Vorhaben jedoch vor allem Reichen und Konzernen zugutekommen und der Schuldenberg der USA zugleich massiv ansteigen.Die Reform senkt unter anderem die Unternehmenssteuern von 35 auf bis zu 20 Prozent. Kritiker zufolge würde das Vorhaben vor allem Reichen und Konzernen zugutekommen und der Schuldenberg der USA zugleich massiv ansteigen.

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