Steuerskandal:Ehre, Gewissen und schwarze Schafe

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Wer künftig nicht nach "Ehre und Gewissen arbeitet", soll nicht mehr dazu gehören, fordert BDI-Präsident Thumann. Arbeitgeberpräsident Hundt müht sich indes um Schadensbegrenzung: Schwarze Schafe gebe es überall.

Angesichts des Steuerskandals um Ex-Postchef Klaus Zumwinkel fordert der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Jürgen Thumann, die Ausgrenzung krimineller Wirtschaftsführer. Manager und Unternehmer trügen besondere Verantwortung, sagte Thumann der Bild am Sonntag.

Wer gegen die Spielregeln verstoße, stelle sich gegen die Wirtschaft und verdiene nicht die Unterstützung seiner Kollegen. "Wir werden uns nur vor diejenigen stellen, die nach Recht und Gesetz, Ehre und Gewissen arbeiten. Wer das nicht akzeptiert, gehört nicht mehr dazu", sagte Thumann.

Schwarze Schafe

Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt warnte indes davor, Unternehmer und Manager in ein zu schlechtes Licht zu rücken. Er sagte der Stuttgarter Zeitung vom Samstag, "in der überwiegenden Zahl der Fälle" würden Unternehmensführer ihrer Vorbildfunktion gerecht. Sie dürften jetzt nicht an den Pranger gestellt werden. "Schwarze Schafe gibt es überall. Das gilt für Priester, Gewerkschafter und Manager".

Hundt räumte zwar ein, dass es zu viele Fälle von Manager-Fehlverhalten gebe. Er wolle aber nicht "von Glaubwürdigkeitsproblemen der Wirtschaft insgesamt sprechen." Gemessen an der Gesamtzahl von Unternehmern und Managern blieben die Verstöße "verschwindend gering", sagte der Arbeitgeber-Chef.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) forderte seine Mitgliedsfirmen auf, in den Betrieben "offen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern über die eigene Unternehmenskultur" zu sprechen. Nicht nur viele Familienunternehmer, "auch die übergroße Mehrheit der Manager ist zu Recht besorgt angesichts des Schadens, den der eigene Berufsstand durch das Fehlverhalten einer kleinen Gruppe nimmt", schrieb DIHK-Präsident Ludwig Georg Braun in einem offenen Brief, der der Welt am Sonntag vorliegt.

"Der Chef hat immer Recht"

Die Alfred-Herrhausen-Stiftung der Deutschen Bank sieht fehlendes Unrechtsbewusstsein von Managern im System begründet. "In allen Organisationen sind die Strukturen darauf ausgerichtet, dass der Chef Recht hat", sagte Wolfgang Nowak, Sprecher der Geschäftsführung der Alfred-Herrhausen-Gesellschaft, dem Tagesspiegel vom Sonntag. "Selbstverständlich Recht zu haben, nimmt einem früher oder später den Blick für das Unrecht."

Post-Chef Klaus Zumwinkel steht im Verdacht der Steuerhinterziehung in Millionenhöhe und ist deswegen zurück getreten. Hunderte weitere Leistungsträger werden ebenfalls der Steuerhinterziehung verdächtigt.

Die Koalitionsparteien SPD und CDU denken angesichts der Affäre über schärfere Strafen für Steuerhinterzieher nach. Es müsse geprüft werden, ob die geltende Höchststrafe von zehn Jahren noch ausreiche, heißt es in einer der Nachrichtenagentur dpa vorliegenden Erklärung, die die SPD-Führung an diesem Montag in Hamburg verabschieden will. Auch die CDU sprach sich für eine "ernsthafte Debatte" über den Strafrahmen von Wirtschafts- und Steuerdelikten aus.

Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) sagte der Bild am Sonntag, die deutschen Manager müssten sich "ihrer Vorbildfunktion für die Gesellschaft bewusst werden. Andernfalls wird unsere soziale Marktwirtschaft unglaubwürdig." Er fügte hinzu: "Dann würde unser Land zum Übernahmekandidaten für die Linke."

© dpa/AFP/AP/beu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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