Offshore-Leaks weltweit im Überblick:Österreichs mächtigster Banker tritt zurück

Putins Vertrauter holt Geld aus Steueroasen zurück, in Südkorea gerät der Sohn eines Diktators in den Fokus: Globale Enthüllungen durch Offshore-Leaks im Überblick auf der Weltkarte.

Prominente, Politiker und Vermögende nutzen Steueroasen. Auf der Weltkarte sehen Sie Rechercheergebnisse der Partnermedien im Überblick. Der Journalistenverein ICIJ sammelt zudem auf dieser Seite Reaktion auf Offshore-Leaks.

  • Deutschland/Schweiz: Der SZ-Bericht über Gunter Sachs zeigt, wie der 2011 verstorbenene Millionenerbe komplizierte Offshore-Strukturen aufgesetzt hat. Die Berner Steuerverwaltung hatte im April auf Anfrage die von Sachs und seinen Anwälten gewählte Art der steuerlichen Deklarierung seines Vermögens als ungenügend bezeichnet. Ende Juni dann die Wende: Die Steuerverwaltung wird nach Angaben der Nachlassverwalter kein Verfahren in der Sache anstrengen. Nochmals überprüft wurden dafür die Angaben für die Jahre 2008 bis 2011. Hintergründe dazu in diesem SZ-Artikel.
  • Österreich: Der mächtigste Banker des Landes, Herbert Stepic, ist wegen der Offshore-Leaks-Enthüllung im Magazin News und in der SZ zurückgetreten. Stepic war Chef der Raiffeisen Bank International und hatte über Steueroasen geheime Immobiliengeschäfte in Singapur abgewickelt.
  • Südkorea: Chun Jae-kook, der älteste Sohn des ehemaligen Diktators Chun Doo-hwan, taucht in den Daten als Eigentümer einer geheimen Firma auf den Britischen Jungferninseln auf. Pikant: Gegen die Familie wird wegen Steuerhinterziehung ermittelt, es drohen Strafen in Höhe von umgerechnet bis zu 115 Millionen Euro. Die vom Koreanischen Zentrum für investigativen Journalismus (Newstapa) recherchierte Briefkastenfirma ist deswegen für die Ermittler von Interesse. Der Diktatorenspross Chun, Chef des größten Verlags des Landes, verteidigt sich: Die Firma habe er für seine Studienzeit in den USA und Singapur genutzt, nicht zur Steuerhinterziehung. Auch die Namen mächtiger Wirtschaftsbosse und ihrer Angehörigen finden sich in den Offshore-Leaks-Daten.
  • Frankreich: Der Wahlkampfmanager des französischen Präsidenten François Hollande, Jean-Jacques Augier, ist Teilhaber zweier Briefkastenfirmen auf den Cayman-Inseln. Augier bestreitet, damit etwas Illegales getan zu haben. Er habe "weder ein Konto auf den Caymans noch direkt dort investiert", sagt Augier. Die Briefkastenfirmen seien über seine Finanzholding namens Eurane gegründet worden, mit der er seine Geschäfte in China abwickle. Vor ein paar Jahren hat Augier einen Teil seines Vermögens in die Finanzholding gesteckt, um eine Buchkette in China aufzubauen. Hollandes Haushaltsminister, Jérôme Cahuzac, ist erst vor wenigen Tagen wegen eines geheimen Schweizer Kontos zurückgetreten. Partnermedium Le Monde zeigt außerdem in einem schönen Erklärvideo, wie französische Banken Offshore-Geschäfte anbieten. In der Kritik stehen die Großbanken BNP Paribas und Crédit Agricole, die hinter einer ganzen Reihe zwielichtiger Briefkastenfirmen stecken, die in den Steueroasen Britische Jungferninseln, Samoa und Singapur gegründet wurden. So sind beispielsweise Manager der BNP Geschäftsführer einer Briefkastenfirma namens 888 Fortune Limited auf den Jungferninseln.
  • Japan: Um Verluste in Höhe von umgerechnet 1,3 Milliarden Euro zu vertuschen, hat der japanische Kamerakonzern Olympus zahlreiche Offshore-Gesellschaften gegründet. Wie die Verluste entstanden sind, ist noch nicht restlos geklärt. Olympus behauptet, sie seien die Folge missglückter Anlagen. Es wird aber auch unterstellt, die Yakuza, die japanische Mafia, sei involviert gewesen. Damit die Verluste nicht in den Büchern auftauchten, schufen ehemalige Broker der Investmentbank Nomura für den Konzern ein Firmengeflecht. Nach mehr als zehn Jahren versuchte Olympus, die versteckten Verluste zu tilgen. Der Konzern übernahm nun die völlig wertlosen Firmen, eine verkaufte zum Beispiel Gesichtscreme, eine andere Plastikgeschirr. Dafür zahlte Olympus dann Hunderte Millionen Euro, die Firmen wurden bald danach als wertlos eingestuft.
  • Venezuela: Ein südamerikanischer Krimineller hat die Pensionskasse des venezolanischen Ölkonzerns PdVSA um ein Vermögen gebracht. Riesige Beträge flossen über Konten in Steueroasen, wo sich ihre Spur irgendwann verliert. Geholfen haben Steuerparadiese in Nah und Fern, wie die Offshore-Leaks-Dokumente beweisen.
  • Saudi-Arabien: Geldsorgen haben Hassan Mohammed und Fady Mohammed Jameel sicherlich nicht. Sie sind die Söhne eines der reichsten Saudi-Arabers, beide sitzen sie in Führungsgremien der Abdul Latif Jameel Group, einem Milliardenkonzern mit Filialen im gesamten Nahen Osten, in Europa und China. Die Adresse des Firmenhauptsitzes findet sich auch in den Offshore-Leaks-Unterlagen - im Zusammenhang mit mehreren Unternehmen auf den Britischen Jungferninseln, die Namen wie Costa Azzoura Limited oder Hillbeck Limited tragen. Die Jameel-Brüder sind in den Dokumenten als Direktoren dieser Firmen geführt, in einigen Fällen auch als Teilhaber. Die Jameels ließen dem ICIJ ausrichten, dass es die Firmen zwar gebe, sie aber damit nichts zu tun hätten. Mehr wollte ihr Sprecher nicht sagen: "Niemand hat ein Recht, das zu erfahren."
  • Kuwait: Die Macht hat in Kuwait einen Namen: Sabah. Seit dem 18. Jahrhundert regiert die Familie Sabah das Golf-Emirat. Sie stellt den Emir, den Innenminister und den Außenminister. Der Name Sabah ist auch einer der kuwaitischen Namen, der in den Offshore-Leaks-Daten besonders häufig auftaucht. Scheich Sabah Jaber al-Ali al-Sabah etwa, der Sohn eines früheren Spitzenpolitikers. Er war lange Zeit an zwei Firmen auf den Britischen Jungferninseln beteiligt. Fragen von Journalisten beantwortete er nicht. Einen Sabah zu kritisieren geziemt sich in Kuwait nicht. Wer es dennoch wagt, riskiert viel. So arbeitet die Herrscherfamilie gerade wieder an einem neuen Gesetz, das hohe Strafen für Majestätsbeleidigung vorsieht - und darunter könnten womöglich auch Berichte über zweifelhafte Geschäfte in Steueroasen fallen.
  • Thailand: Das US-Finanzministerium ist sich sicher: Diese Thailänderin hat mit Robert Mugabes Regime in Simbabwe Geschäfte gemacht - Finanzdeals, Immobilien, Edelsteine. Obwohl die Vereinigten Staaten Nalinee Taveesin auf eine schwarze Liste setzten, wurde sie in Thailand Ministerin, derzeit ist sie Handelsbeauftragte des Landes. Die Unterlagen zeigen nun: Taveesin und ihr Bruder haben 2008 eine Briefkastenfirma namens Hall Kingston International gegründet - in dem Jahr, in dem die USA sie ächteten. Taveesin bestreitet: "Ich habe nie von dieser Firma gehört", lässt sie dem ICIJ ausrichten. Auch die Deals mit Mugabe hat sie stets zurückgewiesen: "Ich habe nie Geschäfte mit der Familie Mugabe gemacht, nie Edelsteine gehandelt. Ich bin nur mit den Präsidenten vieler Länder befreundet."
  • Myanmar: Der Schwiegerpapa nannte sich Bo Ne Win. Übersetzt heißt das "Kommandeur, der glänzt wie die Sonne". 1962 putschte er sich in Myanmar an die Macht und regierte den Staat in Südostasien per Dekret. Mit seiner Partei strebte er einen "birmesischen Sozialismus" an. Über Jahre verstaatlichte er die Wirtschaft und schottete sein verarmendes Land hermetisch ab. Mitte der Neunziger Jahre, lange bevor sich Myanmar erneut öffnen sollte, gründete der Schwiegersohn des glänzenden Kommandeurs, Aye Zaw Win, zwei Briefkastenfirmen. Aye Zaw Win hält Anteile an der Compass Point Finance Limited und der Sky-Link Communications Ltd., beide wurden auf den Britischen Jungferninseln aufgesetzt. Was war Sinn und Zweck dieser Briefkastenfirmen? Aye Zaw Win war trotz etlicher Versuche für das ICIJ nicht zu sprechen.
  • Südafrika/Kongo: Vier Monate dauerte das Gemetzel. 1997 brach ein Bürgerkrieg in der Republik Kongo aus. Die Truppen von Präsident Pascal Lissouba griffen in der Hauptstadt Brazzaville die Milizen seines Widersachers Denis Sassou-Nguesso an- auch mit schwer bewaffneten Helikoptern. Ein blutiger Konflikt entbrannte. Tausende starben, viele Gebäude in der Hauptstadt wurden schwer beschädigt. Die in Frankreich hergestellten Militärhubschrauber der Marke Puma gehörten einst der südafrikanischen Luftwaffe. Nur fünf Tage vor dem Ausbruch der Kampfhandlungen hatte Präsident Lissouba die Helikopter von einer Firma aus Johannesburg gekauft. Unternehmenschef war laut den ICIJ-Recherchen in den Offshore-Leaks ein Deutscher: der Waffenhändler Rudolph Wollenhaupt, den das Hochschulinstitut für internationale Studien und Entwicklung in Genf einen "berüchtigten Waffenhändler" nennt. Offshore-Leaks-Unterlagen zeigen nun, wie genau der Deal damals abgelaufen ist und wer vom Leid und Tod in Brazzaville profitierte. Je länger der Konflikt dauerte, desto eifriger bestellte Lissouba beim deutschen Waffenhändler in Johannesburg. Nach den französischen Helikoptern kaufte er noch zwei Kampfhubschrauber aus sowjetischer Produktion, vier Transportflugzeuge und mindestens 290 Lkws. Das Geld für die Waffen floss von einem Pariser Bankkonto, das Lissouba kontrollierte und mit reichlich Öl-Dollar aufgefüllt hatte, zu einer Briefkastenfirma auf den Britischen Jungferninseln. In den Unterlagen findet sich die von Lissouba unterschriebene Rechnung. Vier Helikopter - für 19,9 Millionen Dollar. Wollenhaupt zweifelt die Echtheit der Unterlagen an und widerspricht*: Er habe nie geliefert - erst später, nach dem Bürgerkrieg, habe er der Nachfolgeregierung zivile Transporthubschrauber verkauft.
  • USA: Mehr als 4000 amerikanische Kunden wurden bislang in den Offshore-Leaks-Unterlagen gefunden, darunter mindestens 30 Namen, die zivil- oder strafrechtlich in Erscheinung getreten sind - wegen Betrug, Geldwäsche oder ähnlich schwerer Finanzvergehen. Der Hedgefonds-Manager Raj Rajaratnam etwa, der wegen Insiderhandels ins Gefängnis kam. Oder Paul Bilzerian, der in den Neunzigerjahren wegen Verstößen gegen das Wertpapiergesetz verurteilt wurde. Auch die Songschreiberin Denise Rich findet sich in der Liste. Sie besaß auf den Cookinseln den Dry Trust. Laut Rechnungsbelegen aus dem Jahr 2006 belief sich das Vermögen des Trusts auf mehr als 144 Millionen Dollar. Der Trust sei aber 2012 aufgelöst worden, sagte Richs Lebensgefährte Peter Cervinka der Süddeutschen Zeitung, und: "Das Vermögen war zu jedem Zeitpunkt den zuständigen Steuerbehörden bekannt."
  • Georgien: Der reichste Mann des Landes findet sich in den Unterlagen: Bidzina Ivanishvili, der seit 2012 Premierminister Georgiens ist. Er hat laut Forbes ein Vermögen von mehr als fünf Milliarden Dollar - und laut Offshore-Leaks ist er bis heute Geschäftsführer einer Briefkastenfirma namens Bosherston Overseas Corp. auf den Britischen Jungferninseln. Ivanishvili habe keinen Vorteil aus der Firma gezogen, teilte ein Sprecher mit. Deswegen habe er die Firma auch nicht offenlegen müssen.
  • Niederlande: Die Banken ING und ABN Amro haben den Unterlagen zufolge für ihre Kunden Briefkastenfirmen in Steueroasen gegründet: auf den Britischen Jungferninseln, den Cook-Inseln und der zu Malaysia gehörenden Insel Labuan. 21 ehemalige und aktuelle Mitglieder des Verwaltungsrats der Bank ING tauchen in den Daten auf.
  • Spanien: Bei einer Auktion bei Sotheby's in London erhielt für 751.550 Dollar eine Firma namens Nautilus Trustees Limited mit Sitz auf den Cook-Inseln den Zuschlag für die "Wassermühle bei Gennep", ein Werk Vincent van Goghs aus dem Jahr 1884. Erst Monate nach der Auktion taucht das Gemälde wieder auf: im Museum Thyssen-Bornemisza in Madrid, als Leihgabe der Nautilus Trustees Limited. Durch das Datenleck kann nun enthüllt werden: Die Besitzerin der Firma trägt denselben Namen wie das Museum. Nautilus gehört Baroness Carmen Thyssen-Bornemisza, Spitzname Tita, einst Miss Spanien, später die fünfte Frau von Hans Heinrich von Thyssen-Bornemisza, heute eine der wichtigsten Kunstsammlerinnen der Welt. Der Anwalt der Kunstsammlerin räumte ein, dass die Nautilus für den Kunsthandel genutzt werde. Der Hintergrund dürfte sein: Spanien erhebt eine Vermögensteuer auf Kunstwerke. Wären die Werke seiner Klientin in Madrid gemeldet, müsste sie jährlich 13,5 Millionen Euro zahlen, so die spanische Tageszeitung El Confidential.
  • Deutschland/Russland: Franz Wolf, der Sohn des langjährigen Spionagechefs der Stasi, Mischa Wolf, ist Geschäftsführer mehrerer Offshore-Konstrukte. Die Unternehmen gehören einem der bedeutendsten russischen Oligarchen: Michail Fridman.
  • Mongolei: Einer der führenden Politiker der Mongolei, Bayartsogt Sangajav, ist wegen der Offshore-Enthüllungen zurückgetreten. Sangajav war bis vergangenen Sommer Finanzminister und dann stellvertretender Sprecher des Parlaments. Die Dokumente zeigen, dass er eine Briefkastenfirma und ein geheimes Schweizer Konto hat. "Ich hätte das Konto nie eröffnen sollen", sagte er dem Internationalen Konsortium für investigative Journalisten, ICIJ.
  • Italien: Der ehemalige Chef der IT-Sicherheit des Konzerns Telecom Italia taucht in den Akten auf. Er wurde 2007 verhaftet, weil er illegale Dossiers über 4000 Zielpersonen angelegt haben soll, darunter Politiker und Journalisten.
  • Philippinen: Maria "Imee" Imelda Marcos Manotoc ist die älteste Tochter des früheren philippinischen Diktators Ferdinand Marcos. Nach 21 Jahren an der Macht flüchtete er 1986 vor seinem eigenen Volk. Er hatte etwa fünf Milliarden Dollar aus der Staatskasse geplündert, schätzt man. Nur ein Bruchteil davon tauchte später wieder auf. Tochter Imee zog 1998 ins philippinische Repräsentantenhaus ein, später wurde sie Provinzgouverneurin. Die Akten zeigen nun: Sie ist die Begünstigte mindestens einer Stiftung auf den Britischen Jungferninseln. Als Staatsdienerin muss Marcos Manotoc ihr Vermögen offenlegen. In ihren Erklärungen taucht der Trusts jedoch nicht auf. Auf den Philippinen wollen die Behörden nun prüfen, ob in dem Trust das verschollene Vermögen ihres Vaters geparkt wurde - oder zumindest Teile davon.
  • Aserbaidschan: Die beiden Töchter des aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Aliyev tauchen in den Offshore-Leaks mehrmals auf. Sie besitzen seit 2008 drei Firmen auf den Britischen Jungferninseln. Auffällig dabei ist, dass bei allen drei Firmen ein und derselbe Unternehmer als Direktor fungiert, der Staatsaufträge in Milliardenhöhe bekommen hat. Der Verdacht liegt nahe, dass die Firmen eine Gegenleistung für die Aufträge waren.
  • Russland: Wirtschaftsbosse, Politiker und Putin-Freunde - das sind einige der russischen Kunden, die in den Offshore-Leaks-Unterlagen vorkommen. Der stellvertretende Gazprom-Chef etwa hielt Anteile an einer geheimen Firma namens Sander International Inc. Auch Spuren des größten Steuerskandals der russischen Geschichte führen in Steueroasen. 230 Millionen Dollar wurden unterschlagen, ein Teil des Geldes über ein verschachteltes Netz von Briefkastenfirma außer Landes gebracht. Ein weiterer Fall: Die Frau des Vize-Ministerpräsidenten Igor Schuwalow, so zeigen es die Unterlagen, war Anteilseignerin einer Briefkastenfirma auf den Britischen Jungferninseln. Ihr Mann erklärte zunächst, die Geschäfte seien völlig legal. Nach den Veröffentlichungen hieß es, man habe den Trust 2012 offengelegt und ziehe nun das Geld nach Russland ab.
  • Kanada: Tony Merchant, einer der bekanntesten Anwälte Kanadas, unterhielt mehrere Trusts in Steueroasen - den Behörden verschwieg er diese allerdings. Dabei lag allein in einem seiner Trusts mehr als eine Million Dollar. Die Verwaltung lief höchst klandestin: "Korrespondenz auf ein Minimum beschränken", heißt es in einem internen Memo und weiter: "Keine Faxe an den Klienten. Er bekommt sonst einen Schlaganfall." Die Verwalter seiner Holding in Luxemburg warnte Tony Merchant, "weder jetzt noch in der Zukunft" Informationen an die Behörden in dem Großherzogtum "oder anderswo" herauszugeben. Seine Geschäfte könnten auch seiner Ehefrau gefährlich werden: Sie sitzt für die Liberalen im kanadischen Senat - und ist zusammen mit ihren drei Söhnen als Begünstigte in den Dokumenten aufgeführt.
  • Griechenland: Die Firmen haben eindeutige Namen: Inevitable Wealth Ltd etwa. Auf Deutsch: Unvermeidlicher Reichtum. Insgesamt 107 solcher Firmen fand die griechische Zeitung Ta Nea in den Daten des Offshore-Leaks. Sie werden für Schiffs-, Immobilien- und Aktienkäufe genutzt. So wurden Offshore-Gesellschaften dazu benutzt, eine der größten Jachten der Welt zu kaufen und zu renovieren, die Christina O. Sie gehörte einst dem Reeder Artistoteles Onassis. Andere Tarnfirmen sind mit dem Verteidigungssektor verbunden und machen Geschäfte mit dem Staat. Den griechischen Steuerbehörden waren bislang allerdings nur vier der 107 griechischen Offshore-Firmen bekannt. Die Besitzer der übrigen verstecken sich hinter Fantasienamen und Scheindirektoren. Nun ermittelt das griechische Finanzministerium.
  • Kolumbien: Die beiden Söhne von Kolumbiens Ex-Präsident Álvaro Uribe, Tomás und Jerónimo, haben 2008 Briefkastenfirmen gegründet, als ihr Vater noch im Amt war. Uribe verteidigt seine Kinder: Sie seien Unternehmer und haben "Geschäfte gemacht, seit sie klein waren". Sie seien keine Steuerhinterzieher. Die Firma auf den Jungferninseln sei gegründet worden, um kolumbianisches Kunsthandwerk zu exportieren, ließ ein Anwalt ausrichten. Ein Geschäftspartner habe das so gewollt. Letztendlich sei aber kein Gewinn erwirtschaftet und die Asia America Investment Corporation wieder aufgelöst worden.
  • Schweiz: Im Nachbarland, selbst eine Steueroase, sind 300 Privatpersonen und 70 Gesellschaften betroffen. Die Kollegen der Sonntagszeitung haben die Treffer anonymisiert und auf einer Karte visualisiert.
  • Indien: Die Offshore-Enthüllungen betreffen in Indien zwei Parlamentsmitglieder, Vivekanand Gaddam und Vijay Mallya. Auch Geschäftsleute finden sich in den Unterlagen - insgesamt die Namen von 612 Indern.
  • Nigeria: Es sind nicht viele Namen aus Nigeria, die bislang in den Daten des Offshore-Leaks gefunden wurden, aber sie haben es in sich: Denn die Männer gehören zur Elite des konflikt- und korruptionsreichen Landes in Westafrika, zur politischen, wirtschaftlichen und geistlichen Spitze. Ahmed Gulak etwa. Er gilt als einer der engsten Berater von Präsident Goodluck Jonathan - und besitzt eine Briefkastenfirma in der Karibik. Auch ein ehemaliger Ölminister taucht in den Daten auf. Und nicht zuletzt Chris Oyakhilome: Der neupfingstlerische Prediger und Geistheiler ist ein berühmter Mann in Nigeria, er hat zahlreiche gläubige Anhänger weltweit - und weltweit liegt offenbar auch das Vermögen seiner Familie. Seine Ehefrau Anita etwa ist Teilhaberin der Firma Gmobile Nigeria Limited auf den Britischen Jungferninseln.
  • Großbritannien: Viele Steueroasen sind Kronbesitz Großbritanniens, etwa die Britischen Jungferninseln oder die Kanalinseln. Dort siedeln sich gerne Briefkastenfirmen an. Die Folge: Auf den Jungferninseln kommen drei britische Firmen auf vier Einwohner, auf der Isle of Man ist das Verhältnis fast eins zu zwei. Doch die Kanalinsel Sark hängt diese Steuerparadiese noch ab: 24 britische Firmen kommen hier auf einen Einwohner.
  • Alle Medienpartner haben mit dem Internationalen Konsortium für investigative Journalisten in Washington zusammengearbeitet.

*Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version stand, Wollenhaupt habe dem M&G Centre for Investigative Journalism in Südafrika eine Lieferung der Helikopter vor dem Bürgerkrieg bestätigt, für zivile Zwecke. Auf Anfrage der SZ sagt Wollenhaupt, er sei falsch zitiert: Er habe erst der Nachfolge-Regierung nach dem Bürgerkrieg Transporthubschrauber geliefert.

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