Steuern:2,4 Millionen Arbeitnehmer zahlen Spitzensteuersatz

Steuern: Die Gestaltung der Einkommensteuer könnte eines der großen Wahlkampfthemen werden. CDU-Spitzenpolitiker Wolfgang Schäuble etwa wirbt mit Entlastungen für mittlere Einkommen.

Die Gestaltung der Einkommensteuer könnte eines der großen Wahlkampfthemen werden. CDU-Spitzenpolitiker Wolfgang Schäuble etwa wirbt mit Entlastungen für mittlere Einkommen.

(Foto: AFP)
  • 2,4 Millionen Euro Arbeitnehmer zahlen den Spitzensteuersatz. Das sind doppelt so viele wie 2005.
  • Die Steuertarife wurden seit Jahrem kaum angepasst. Gleichzeitig sind jedoch die Einkommen gestiegen.
  • Der Spitzensteuersatz könnte deshalb auch im Bundestagswahlkampf ein großes Thema werden

Von Jan Schmidbauer

Für immer mehr Arbeitnehmer wird der Spitzensteuersatz fällig. Zuletzt mussten rund 2,4 Millionen den höchsten Tarif von 42 Prozent bezahlen, zeigt eine Untersuchung des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (PDF). Das ist eine Verdoppelung im Vergleich zum Jahr 2005. Damals fielen 1,2 Millionen in diese Kategorie.

Unverheiratete zahlen ab 54 000 Euro Einkommen den höchsten Steuersatz von 42 Prozent. Dieser muss nicht auf das gesamte Einkommen gezahlt werden, sondern nur auf die Summe, die den Grenzbetrag übersteigt. Wer ein zu versteuerndes Einkommen von 56 000 Euro hat, muss also nur auf rund 2000 Euro den höchsten Steuersatz zahlen. Eine Ausnahme gibt es für Reiche: Ab einem Einkommen von mehr als 256 300 Euro werden 45 Prozent Steuern fällig.

Seit der letzten, tiefgreifenden Reform der Einkommensteuer sind schon viele Jahre vergangen. Keine der Merkel-geführten Koalitionen seit 2005 hat sich daran gewagt. Gleichzeitig sind die Einkommen deutlich gestiegen. Deshalb werden mittlerweile auch viele Normalverdiener so besteuert wie früher nur Spitzenverdiener. In dem Zeitraum ist auch die Zahl der Arbeitnehmer insgesamt gestiegen, aber bei Weitem nicht so stark wie die Zahl der Spitzensteuerzahler.

Eine Anhebung der Grenze für den Spitzensteuersatz könnte mittlere Einkommen entlasten. Der Spitzensteuersatz könnte deshalb auch im Bundestagswahlkampf ein großes Thema werden. Einige Parteien werben bereits mit ihren Steuerplänen. Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) will den Tarif der Einkommensteuer anpassen und damit insbesondere mittlere Einkommen besser stellen. Als Größenordnung für Steuererleichterungen hat er 15 Milliarden Euro ins Spiel gebracht.

In der SPD sieht man Steuersenkungen bislang skeptischer. Um kleine und mittlere Einkommen zu entlasten, sind höhere Steuersätze für Gutverdiener allerdings im Gespräch. Beide Parteien wollen ihre offiziellen Konzepte im Juni vorstellen.

In Medienberichten hieß es zuvor, dass 4,2 Millionen Arbeitnehmer den Spitzensteuersatz zahlten. Tatsächlich ist es komplizierter. Selbst wenn man Selbstständige und Unternehmer hinzurechnet, haben zuletzt nur 3,1 Millionen Haushalte in Deutschland den Spitzensteuersatz gezahlt. Ehepaare können ihre Steuererklärung getrennt oder gemeinsam machen. Die Paare mit der sogenannten Zusammenveranlagung zählen jeweils als ein Steuerfall. Nur wenn man diese Paare doch wieder einzeln zählt, kommt man insgesamt auf 4,2 Millionen Menschen, die den Spitzensteuersatz zahlen.

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