Steuerhinterziehung:Der Druck darf nicht nachlassen

Auch in den vergangenen Monaten haben sich viele Deutsche selbst angezeigt. Es muss also immer noch viel Schwarzgeld da sein.

Kommentar von Hans Leyendecker

Die Kriminalitätsforschung kennt Hellfelder und Dunkelfelder. Klar, dass das jeweilige Dunkelfeld immer größer ist. Man weiß nicht genau, wie die Wirklichkeit wirklich ist. Deshalb gibt es Schätzungen.

Allein in der Schweiz werden immer noch 80 Milliarden Euro versteckter deutscher Auslandsgelder vermutet. Die Zahl kann stimmen oder nicht. Wie will man berechnen, was man nicht genau kennt? Dass nach all den spektakulären Ermittlungen deutscher Steuerfahnder in den vergangenen Jahren und nach den vielen Steuer-CDs die Selbstanzeigen im ersten Halbjahr weiter beachtliche Höhen erreichen, ist allerdings ein Hinweis darauf, dass da immer noch viel sein muss. Eigentlich war für 2015 mit drastisch weniger Selbstanzeigen gerechnet worden. Die Regeln für diese Art Ablasshandel sind zu Jahresbeginn verschärft worden.

Dass dennoch in den ersten sechs Monaten dieses Jahres bei den Finanzverwaltungen mehr Selbstanzeigen eintrafen als im vergleichbaren Zeitraum 2012 und 2013 lässt Spekulationen zu. Die Chuzpe der Steuerbetrüger, der Glaube, nicht erwischt werden zu können, muss verdammt stark gewesen sein. Im Fall Schweiz - und viele der Selbstanzeigen haben mit Schweizer Verstecken zu tun - bedeutet das, dass weiterhin Druck ausgeübt werden muss. Druck auf die Beihilfe-Banken, Druck auf die Kunden. Manche lernen spät, manche nie.

© SZ vom 10.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Steuerhinterziehung in Deutschland
:Überraschend viele Schwarzgeld-Selbstanzeigen

Schweizer Banken erklären, sie hätten ihren deutschen Kunden alle Brücken in die Steuerehrlichkeit gebaut. Deutsche Steuerfahnder sehen eine andere Wirklichkeit.

Von Hans Leyendecker

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