Steuerfragen:"Mein Steuerberater ist mein Mann"

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Waltraud Ellgering, 60, ist Steuersachbearbeiterin in Düsseldorf. Sie kennt die vielen Fehler, die früher auf Papier passiert sind. (Foto: N/A)

Über nervige Fehler, Schuhkartons voller Belege und die Frage, warum selbst Profis Hilfe brauchen: Ein Anruf beim Finanzamt.

Interview von Felicitas Wilke, München

Werbungskosten, haushaltsnahe Dienstleistungen und wie sie alle heißen. Über die Begriffe der Steuererklärung wissen die meisten Steuerzahler notgedrungen viel. Über die Menschen, die jedes Jahr die Formulare bearbeiten und sich durch Quittungen und Belege kämpfen, weiß man aber ziemlich wenig. Waltraud Ellgering kümmert sich beim Finanzamt Düsseldorf-Altstadt als Hauptsachbearbeiterin um die Steuererklärungen von Arbeitnehmern. Ein Gespräch über Fristen, technischen Fortschritt und Schuhkartons voller Belege.

Frau Ellgering, Sie sind Steuersachbearbeiterin. Da ist die eigene Steuererklärung ja leicht gemacht, oder?

Na ja, ich nehme auch etwas Hilfe in Anspruch. Ich mache sie immer mit meinem Steuerberater zusammen.

Sogar Sie als Frau vom Fach?

Ja, mein Steuerberater ist mein Mann (lacht). Wir machen die Steuererklärung immer gemeinsam und zwar authentifiziert über Elster.

Ganz ehrlich, macht Ihnen das Spaß?

Na ja, Spaß . . . Es ist auf jeden Fall einfacher für Leute wie uns, weil die Formulare und die Aufwendungen für uns Alltagsgeschäft sind. Und eine Erstattung vom Finanzamt macht auch Spaß, finde ich.

Viele Bürger mussten am 31. Mai ihre Steuererklärung abgeben. Heißt das für Sie im Finanzamt, dass jetzt besonders viel zu tun ist?

Durch die vielen unterschiedlichen Fristen, die es gibt, hat sich die Arbeit bei uns etwas entzerrt. Vielen Bürgern ist ja gar nicht klar, wie viele Kriterien es gibt, wann und wie man eine Steuererklärung abgeben muss. Wer sich zum Beispiel bis Ende Mai im Internet registriert und die Steuererklärung authentifiziert über Elster abgibt, hat bei uns in NRW bis Ende Juli Zeit. Wenn man einen Steuerberater in Anspruch nimmt, muss man die Erklärung erst am 31. Dezember abgeben. Und wer nicht verpflichtet ist, eine Steuererklärung zu machen, kann sich sogar vier Jahre Zeit lassen.

2015 haben 20 Millionen Menschen in Deutschland ihre Steuererklärung online über Elster abgegeben. Bedeutet das für Sie weniger Arbeit?

Ja. Elster hat eine Plausibilitätsprüfung und die hilft dabei, dass viele kleine Flüchtigkeitsfehler, die in der Papierform oft passieren, gar nicht mehr möglich sind. Außerdem sind viele Angaben schon automatisch eingetragen, was uns die Arbeit zusätzlich erleichtert. Die Plausibilitätsprüfung ist auch für die Steuerpflichtigen ein Vorteil. Sie wissen gleich, ob ihre Angaben Sinn ergeben oder ob sie einen Fehler gemacht haben. Und auf dem elektronischen Weg kann die Erklärung nicht verloren gehen. Das kann auf dem Postweg ja schon mal passieren.

Aber mit falsch ausgefüllten Formularen haben Sie es bestimmt trotzdem zu tun. Was sind denn die Klassiker unter den Fehlern?

Das kommt darauf an, auf welchem Weg man die Steuererklärung abgibt. Viele Steuerzahler, die sie elektronisch, aber nicht authentifiziert übermitteln, vergessen, dass sie das Formular noch ausdrucken und unterschreiben müssen. Für uns bedeutet das dann, dass wir die Leute anschreiben müssen. Und das nimmt Zeit in Anspruch. Bei der elektronischen, authentifizierten Erklärung passieren weniger Fehler, aber auch da kommt es vor, dass Belege angekündigt, aber dann nicht mitgeschickt werden. Also schreiben wir die Damen und Herren wieder an.

Welcher Fehler nervt Sie am meisten?

Ach, was heißt nerven. Was ein bisschen anstrengend ist: Wenn die Leute ihre Belege komplett durcheinander in einem Schuhkarton mitschicken. Es ist dann eigentlich fast unmöglich, sie zu sortieren. Uns würde es helfen, wenn die Belege chronologisch abgeheftet wären. Und wenn Steuerzahler, die höhere Aufwendungen geltend machen wollen, Erläuterungen beifügen. So können sie verhindern, dass wir noch mal nachfragen müssen.

© SZ vom 05.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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