Der nordrhein-westfälische Finanzminister Norbert Walter-Borjans ist auf der politischen Ebene Deutschlands härtester Steuereintreiber. Der SPD-Mann lässt keine Gelegenheit aus, CDs zu kaufen, auf denen Schwarzgeldkonten verzeichnet sind. Er legte sich immer wieder mit Banken aus dem In- und Ausland an, die mit solchen Konten Steuerhinterziehung ermöglichen oder das getan haben.
Jetzt geht Walter-Borjans sogar noch einen Schritt weiter und versorgt Griechenland mit den Daten mutmaßlicher Steuerbetrüger. Man habe der Regierung in Athen mehr als 10 000 Datensätze zur Verfolgung von mutmaßlichen Steuerhinterziehern zur Verfügung gestellt, teilte das Düsseldorfer Finanzministerium am Mittwoch mit. Es geht um Bankkonten griechischer Bürger und Firmen in der Schweiz. Auf den betreffenden Konten lagen im vergangenen Jahrzehnt schätzungsweise rund vier Milliarden Euro; ein Großteil davon könnte Schwarzgeld gewesen sein.
Die Kooperation zwischen NRW und Griechenland sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr Steuerehrlichkeit, sagte Walter-Borjans. Der stellvertretende Finanzminister aus Athen, Trifon Alexiadis, kündigte an, man werde die Daten sorgfältig auswerten und gegebenenfalls "zusätzliche Informationen aus der Schweiz abfragen". Es dürfte sich um Konten bei einer Schweizer Großbank handeln. Führende Kreditinstitute aus Zürich hatten wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung in Deutschland in den vergangenen Jahren insgesamt etwa eine halbe Milliarde Euro Bußgeld in Nordrhein-Westfalen gezahlt, allen voran die UBS. Auch vermögende Griechen und viele Firmen aus Hellas haben über viele Jahre hinweg hohe Beträge bei Schweizer Banken angelegt.