Steigende Manager-Gehälter:Dax-Vorstände bekommen 53 Mal mehr Geld als ihre Mitarbeiter

3,2 Millionen Euro - das bekam der durchschnittliche Dax-30-Vorstand im vergangenen Jahr als Gehalt überwiesen. Ein Vielfaches der Mitarbeiter, so das Ergebnis einer Studie. Am meisten verdienen die Manager bei VW, bei der Commerzbank zeichnet sich ein gefährlicher Trend besonders deutlich ab.

Von Daniela Kuhr, Berlin

Mit einem Jahresgehalt von 14,5 Millionen Euro ist VW-Chef Martin Winterkorn im vergangenen Jahr erneut Spitzenverdiener unter den Vorstandschefs der Dax-Konzerne. Das zeigt eine Studie, die die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) am Montag in Berlin vorstellte. Auch jedes einfache Vorstandsmitglied kann sich glücklich schätzen, bei VW zu arbeiten: Im Schnitt zahlte der Autokonzern pro Vorstand 6,8 Millionen Euro. Das sei zwar im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von knapp 20 Prozent, sagte DSW-Präsident Ulrich Hocker. "Es reicht aber immer noch für den ersten Platz."

Durchschnittlich lag das Gehalt eines Dax-30-Vorstands im vergangenen Jahr bei 3,2 Millionen Euro - und damit um 2,5 Prozent höher als im Vorjahr. Für Gunther Friedl, Ökonom an der Technischen Universität München, ist das ein "moderater Anstieg", wenn man bedenkt, dass die Vorstandsgehälter in den Jahren 2010 und 2011 zunächst um 22 Prozent und dann um acht Prozent gestiegen waren.

Immerhin sei die Vergütung 2012 "nur geringfügig stärker gestiegen als die eines durchschnittlichen Arbeitnehmers, bei denen das Plus 2,1 Prozent betrug", sagte Friedl, der die Studie gemeinsam mit der DSW erstellt hat. Damit lag das Gehaltsniveau eines Vorstands "dennoch 53 Mal höher als das Durchschnittsgehalt des Angestellten eines Dax-Unternehmens".

Die Fixvergütung bei der Commerzbank wurde um mehr als die Hälfte erhöht

Besonders auffällig sei die Entwicklung bei der Commerzbank. "Dort wurde die Fixvergütung um mehr als die Hälfte erhöht und liegt nun deutlich höher als beispielsweise bei der Allianz oder der Munich Re", stellt Friedl fest. Statt 561.000 Euro erhielt jeder Commerzbank-Vorstand im vergangenen Jahr im Schnitt 891.000 Euro fix.

Zwar seien die Gehälter während der Finanzkrise wegen der Staatshilfe gedeckelt gewesen, sodass es einen gewissen Nachholbedarf gegeben habe. "Dabei ist der Aufsichtsrat aber nach meinem Eindruck deutlich über das Ziel hinausgeschossen", sagte Friedl. "Die Höhe der Fixvergütung liegt nun sogar erheblich über dem Niveau vor der Krise."

Insgesamt gebe es den Trend, leistungsabhängige Vergütungsbestandteile durch feste Gehälter zu ersetzen. Friedl hält das für "fragwürdig". Damit werde "ein hohes Gehaltsniveau zementiert, das Unternehmen zwingt, auch in wirtschaftlich schlechteren Zeiten hohe Gehälter zu zahlen".

Aktienrechts-Novelle sei "nicht viel mehr als reine Symbolpolitik"

In der vergangene Woche vom Bundestag beschlossenen Aktienrechts-Novelle sieht DSW-Präsident Hocker "nicht viel mehr als reine Symbolpolitik". Sie sieht vor, dass die Hauptversammlung künftig immer über das vom Aufsichtsrat entwickelte Gehaltssystem und die maximal erzielbaren Vorstandsvergütungen abstimmen muss. Lehnen sie es ab, muss der Aufsichtsrat ein neues Modell entwickeln.

Nach Ansicht der DSW wäre es sinnvoller gewesen, zunächst abzuwarten, ob die jüngsten Änderungen des Corporate Governance Kodex, also des Kodex für gute Unternehmensführung, Wirkung zeigten. Die im Auftrag der Regierung eingesetzte Kommission, die den Kodex entwickelt, hatte erst kürzlich beschlossen, dass die Unternehmen einen Höchstbetrag für die Vorstandsgehälter festlegen sollen.

Zudem hatte sie eine deutlich transparentere und vergleichbare Darstellung der Vergütungsbestandteile in tabellarischer Form gefordert. Es sei sinnvoller, auf Freiwilligkeit und Transparenz zu setzen, als die Wirtschaft "mit pauschalen gesetzlichen Vorschriften zu überziehen", sagte Hocker. Doch in einem Wahljahr könne man von der Politik alles verlangen - "nur keine Geduld". Er hofft daher, dass das Gesetz noch gekippt wird, wenn der Bundesrat am 20. September ein letztes Mal in dieser Wahlperiode tagt.

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