Staubsauger-Hersteller:Aufgeblasen

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Zieht ganz schön was weg: Dyson wirbt mit der Technik seiner Staubsauger. (Foto: PR)

Manipuliert Bosch bei den Verbrauchswerten eines Staubsauger-Motors? Das behauptet der Konkurrent Dyson. Doch Bosch wehrt sich.

Von Max Hägler

Es ist in der Welt der Technikkonzerne der derzeit wohl böseste Vergleich: Bosch sei in etwa ein Unternehmen wie Volkswagen, sagt James Dyson. Er bezieht das sich nicht auf Verkaufszahlen oder Erfindungen. Ums Manipulieren geht es dem britischen Manager Dyson, der das gleichnamige Unternehmen gegründet hat. "Ihr Verhalten ähnelt demjenigen im Volkswagen-Skandal", schimpfte er vor Kurzem in einem Interview mit einer britischen Zeitung über die Schwaben und wirft ihnen eine "schwerwiegende Irreführung der Kunden" vor.

Im Blick ist auch in dem Fall eine Motorsteuerung und der daraus resultierende Energieverbrauch, wie bei VW, das gibt der Angelegenheit eine kuriose Note. Allerdings geht es um Motoren von Staubsaugern, die wiederum ein wichtiger Geschäftszweig des Mischkonzerns Dyson sind. Die Dimension ist damit ein wenig kleiner als bei VW - aber eben auch näher am Menschen.

Wohl auch deswegen haben die Schwaben ihre sonst übliche Zurückhaltung aufgegeben und zu einem ordentlichen Gegenschlag ausgeholt gegen den Unternehmer, der in Großbritannien als großer Erfinder und Arbeitgeber gefeiert wird. "Wir wissen seit Langem, dass James Dyson sehr aggressiv gegen seine Mitbewerber vorgeht und einen Drang hat, sich in der Öffentlichkeit zu profilieren", erklärt Karsten Ottenberg, Chef der Bosch-Tochter BSH - Bosch-Siemens-Hausgeräte. Jetzt habe der Mann aber eine Grenze überschritten und dagegen werde man sich rechtlich zur Wehr setzen. Allerdings ist unklar wie. Bislang ist nur bekannt, dass Dyson und seine Leute beim Landgericht Berlin eine einstweilige Verfügung beantragt haben, die Anfang Dezember erörtert werden soll.

Der Streitgegenstand ist dabei auf den ersten Blick weniger komplex als ein Dieselmotor. Dyson kritisiert, dass zwei BSH-Sauger in unabhängigen Tests deutlich mehr Strom verbraucht hätten als angegeben. Nun ist es wohl tatsächlich so, dass der Energieverbrauch bei einigen BSH-Saugern mit zunehmend vollem Beutel steigt, gesteuert über Sensoren in der Motorsteuerung, wie BSH erklärt. Das sei aber keine Trickserei, sondern diene dazu, "Leistungsverluste" zu vermeiden: Mit vollem Beutel saugt es sich nicht gut, diese tradierte Haushaltsregel will BSH offenbar umgehen. Der dabei ansteigende Stromverbrauch findet kaum Erwähnung in der Werbung - was jedoch offenbar in Ordnung ist, weil die EU die Energieeffizienz von Staubsaugern nur bei leerem Beutel misst. Die Briten, die nur beutellose Geräte im Sortiment haben, ärgert das. Und der Messwertkenner denkt da natürlich an die VW-Abgastests, an die Diskussion um das Messen an Prüfständen und beim echtem Herumfahren.

Mit solchen Schummeleien will Bosch nichts zu tun haben: "Völlig haltlos" seien die Betrugsvorwürfe heißt es vom Konzern, der stattdessen an einen umgekehrten Fall erinnert: Vor einem Jahr habe man den Briten nachgewiesen, bei ihren Geräten falsche Werte auf dem "Energielabel" ausgelobt zu haben. Im Übrigen, heißt es von Bosch, saugten die eigenen Geräte meist besser als die Dysons. Zumindest auf Teppich.

© SZ vom 29.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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