Start-ups:Marihuana-Start-Ups blühen auf

Cannabis Energydrink, Bier mit Hanfextrakten

Immer mehr US-Start-ups bauen ihr Geschäft um die Droge herum auf. Das Cannabis-Bier im Bild stammt jedoch aus Deutschland.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)
  • Marihuana-Start-ups sind in den USA ein neuer Gründer-Trend.
  • Die Unternehmen stellen Graspfeifen her, vertreiben Marihuana-Hundefutter oder machen Cannabis-PR - aber bislang scheitern fast allen von ihnen an fehlenden Krediten und Investorengeldern.

Von Sophie Burfeind

Wenn sich das Jahr dem Ende zuneigt, befassen sich viele damit, wie es danach weitergeht. Fast täglich erscheinen neue Trend-Studien von Experten für das Jahr 2017, auch in der Start-up-Welt. Chatbots, Augmented Reality, Virtual Reality, Innovative Wearables - nach dem Lesen hat man meist auch nicht mehr verstanden. Wie beruhigend, dass man sich wenigstens unter dem neuen Start-up-Trend in den USA etwas vorstellen kann: Marihuana.

Ist doch klar, dass Marihuana und Start-ups zusammengehören, könnte man jetzt sagen, sie haben ja dasselbe Konzept: das Leben der Menschen angenehmer machen. Aber von diesem natürlichen Zusammenhang abgesehen, gibt es noch einen anderen Grund, weshalb sich immer mehr Amerikaner als "Cannapreneure" oder "Potpreneure" selbständig machen: Es geht um ziemlich viel Geld.

Medizinisches Marihuana ist in 24 von 50 Bundesstaaten legal, Marihuana für den Freizeitgebrauch in sieben Staaten. In diesem Jahr wird der Umsatz mit legalen Marihuana-Produkten an die sieben Milliarden US-Dollar betragen, bis 2020 sollen es 22 Milliarden werden.

97 Prozent aller Cannabis-Start-ups scheitern

Der Rapper Snoop Dogg, der nach eigenen Angaben 81 Joints pro Tag raucht (alle 17 Minuten einen) und angeblich schon im Weißen Haus gekifft hat, war einer der ersten, die in Cannabis-Start-ups investierten. Auf berauschende Kontostände hofft seit April auch Schauspielerin Whoopi Goldberg, sie hat ein Marihuana-Start-up gegen Menstruationsschmerzen gegründet ("Whoopi & Maya"). Die beiden sind nur zwei prominente Beispiele von mehr als 600 Cannapreneuren in den Vereinigten Staaten. Damit die besten von ihnen noch besser gefördert werden, gibt es in Oakland, Kalifornien, zudem seit März ein Förderprogramm für Marihuana-Start-ups, an dem 20 Firmen pro Jahr teilnehmen können. Weil all das sehr beeindruckend klingt, würde man gern wissen: Was machen diese Start-ups eigentlich so?

Einen guten Einblick in die Vielfalt der Ideen bietet das Online-Magazin Entrepreneur, das kürzlich die zehn "heißesten Marihuana-Start-ups" vorstellte. Da ist etwa "Printabowl", das nostalgische Graspfeifen per 3-D-Druck herstellt, oder "FunkSac", das eine kindersichere Plastikverpackung erfunden hat. "Precise Cannabis" dagegen versteht sich schon jetzt als führende PR-Agentur zur Vermarktung von Cannabis-Brands. Fast schon einfallslos wirken dagegen Geschäftsideen wie Marihuana-Schokolade, Marihuana-Getränke oder Marihuana-Tierfutter.

Wie so mancher Boom hat aber auch dieser eine Schattenseite: Bislang scheitern 97 Prozent aller Cannabis-Start-ups. Laut Bundesgesetzen ist Marihuana nämlich illegal, deswegen machen Banken einen Bogen um Cannapreneure. Diese müssen also ohne Kredite auskommen. Seit Anfang November sind die Gründer einer Umfrage des Marijuana Business Magazine zufolge außerdem noch sorgenvoller: 60 Prozent fürchten, dass mit Donald Trump, der nicht gerade ein bekennender Marihuana-Fan ist, die Blütezeit der Start-ups schnell wieder vorbei ist. Um diesen gar nicht mal so berauschenden Aussichten etwas gelassener zu begegnen, hilft wahrscheinlich nur: ein Graspfeifchen rauchen.

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