Starke Marktposition:EU prüft Apples iPhone-Vertrieb

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Mit Macht auf den Markt: iPhone 5 (Foto: Bloomberg)

Mobilfunkanbieter fühlen sich machtlos in den Verhandlungen mit Apple: Deshalb prüft die EU-Kommission nun, ob der US-Konzern seine starke Stellung bei den Konditionen für den Vertrieb von iPhones missbraucht.

Ist Apple so mächtig, dass der Konzern Mobilfunkanbietern diktieren kann, zu welchen Konditionen sie iPhones einkaufen? Die Firmen haben sich bei den EU-Wettbewerbshüter über den US-Konzern beschwert. Die Aufseher untersuchen nun Apples Verhalten beim Vertrieb von iPhones. Die Telekom-Unternehmen bekamen einen neunseitigen Fragebogen aus Brüssel zugeschickt, berichtet die Financial Times.

In der Untersuchung gehe es unter anderem darum, ob Apple für die Händler Mindestbestellmengen festschreibe. Eine weitere Frage ist, ob Apple Firmen verpflichte, Produkte des Konzerns mindestens genauso zu subventionieren und zu vermarkten wie die von Rivalen.

Für Apple kommt die Untersuchung zu einem schlechten Zeitpunkt. Weil das Unternehmen über Offshore-Konstrukte Milliarden Dollar Steuern in den Vereinigten Staaten spart, musste CEO Tim Cook vergangene Woche vor dem Senat aussagen.

"Die Kommission hat Informationen, die darauf hinweisen, dass Apple und mobile Netzbetreiber Verträge abgeschlossen haben, die potenziell zum Ausschluss anderer Smartphone-Hersteller von den Märkten führen könnten", zitiert die Financial Times aus dem Fragebogen. Die Datensammlung der Aufseher befinde sich aber noch in einer frühen Phase und sei noch keine formelle Missbrauchsprüfung.

Die EU-Kommission selbst schränke zudem ein, dass im europäischen Smartphone-Markt ein starker Wettbewerb herrsche - unter anderem ist Samsung sehr stark im Geschäft mit seinen Galaxy-Geräten. Deshalb ist es unwahrscheinlich, dass die EU Apple formell eine marktbeherrschende Stellung nachweisen kann. Allerdings ist das iPhone als Premium-Produkt und Statussymbol so beliebt, dass Mobilfunkunternehmen praktisch nicht darauf verzichten können. Apple selbst beteuere, dass alle Vertriebsverträge den Gesetzen entsprächen.

Dem Fragebogen zufolge will die Kommission auch wissen, ob Apple auf technische Weise oder in Verträgen den Einsatz des iPhone in superschnellen 4G-Netzen einschränke. Das iPhone 5 als erstes Apple-Telefon mit Unterstützung des 4G-Standards LTE läuft nur in ausgewählten Mobilfunknetzen in Europa, weil die verwendeten Chips nicht alle hier gängigen LTE-Frequenzen unterstützen.

Vertreter von Mobilfunk-Anbietern hatten sich immer wieder unzufrieden mit aus ihrer Sicht zu strikten Vertriebsvorgaben von Apple gezeigt. Besonders bei der Markteinführung neuer iPhones kontrolliert Apple die meisten Details des Vertriebs. Das beliebte Smartphone bedeutete deshalb seit seinem Verkaufsstart 2007 den Kontrollverlust der Netzbetreiber. Zuvor lag es weitgehend in ihrer Hand, welche Software auf den Geräten lief und zu welchen Konditionen sie verkauft wurden.

© Süddeutsche.de/dpa/jab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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