Starbucks verpflichtet Paul McCartney:Altrocker bei Kaffee und Kuchen

Da haben sich die Richtigen gefunden: Ein rüstiger Altrocker und eine Kaffee-und-Kuchen-Kette: Paul McCartney bringt seine neue Platte bei Starbucks heraus.

Jörg Häntzschel

Wenn sich die Gerüchte bestätigen, könnte Paul McCartney zu den ersten prominenten Künstlern gehören, die Starbucks für sein neues eigenes Plattenlabel verpflichtet.

Unter dem Namen Hear Music will Starbucks in Kooperation mit Concorde Records eigene Platten von etablierten und noch unbekannten Musikern veröffentlichen und in seinen Filialen - aber nicht nur dort - verkaufen.

Obwohl McCartney in letzter Zeit vor allem mit dem schier unendlichen Drama um seine Scheidung von Heather Mills Schlagzeilen machte, ist er auch als Künstler noch erstaunlich aktiv.

Nicht nur für Auftritte wie beim Benefizkonzert Live 8 oder beim Finale der amerikanischen Football-Liga 2002 werden Senioren des Popgeschäft wie er gerne noch einmal aus der Kulisse geholt. Erst 2005 erschien die Platte ,,Chaos and Creation in the Backyard''.

Stadiontour geplant

Gerüchten zufolge plant McCartney für diesen Sommer eine Stadiontour in Großbritannien. Nebenbei betätigt sich McCartney als klassischer Komponist. Vergangenen November hatte ,,Ecce Cor Meum'' in der Londoner Royal Albert Hall Premiere, ein Stück im Stil geistlicher Choralmusik.

Das Starbucks-Hauslabel stellt die Kulmination einer seit längerem betriebenen Strategie der Franchise-Kette dar, ihren ubiquitären, weltweit identischen Cafés ein wenig kulturellen Glanz zu verleihen - und nebenbei neue Einnahmequellen zu eröffnen.

Mit exklusiv bei Starbucks erhältlichen Alben von Stars wie Alanis Morissette und Ray Charles hatte die Kette bereits enormen Erfolg - immer begleitet von heftiger Kritik an den Künstlern, die sich mit dem Giganten einlassen.

Vorwürfe gegen Bob Dylan

Besonders laut wurden die Vorwürfe, als Bob Dylan 2005 die CD ,,Live at the Gaslight 1962'' mit raren Aufnahmen aus einem New Yorker Jazzclub exklusiv bei Starbucks herausbrachte. Die Platten machen immerhin ein Prozent des Umsatzes aus.

Altrocker bei Kaffee und Kuchen

Auch als Starbucks vergangenes Jahr ankündigte, Bücher aufzulegen, waren die Reaktionen skeptisch. Der erste Roman, Mitch Alboms ,,For One More Day'', das literarische Äquivalent zu einem Schoko-Muffin, bestätigte die Befürchtungen.

Mit dem zweiten Buch jedoch, ,,A Long Way Gone'' von dem völlig unbekannten Autor Ishmael Beah, überraschte Starbucks die Kritiker. Unter dem gefälligen Cover verbergen sich die Memoiren eines Ex-Kindersoldaten in Sierra Leone, eine Geschichte voller Blut, Drogen und Verzweiflung.

Erstaunlicher war jedoch, dass sich dieser Titel weit besser verkaufte als Alboms sentimentale Erinnerungen an seine Mutter.

Verwässerung

Selbst mit Paul McCartneys Unterstützung wird sich jedoch ,,die Verwässerung der Starbucks-Erfahrung'' und der ,,Verlust der Authentizität der Marke'', die kein anderer als der Chef der Kette, Howard Schultz, kürzlich in einem internen Memo beklagte, nicht aufhalten lassen.

Starbucks, das für viele zu einem Symbol für alles Hassenswerte an der Globalisierung geworden ist, hat weltweit 13.000 Filialen und eröffnet täglich sechs weitere.

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