Stada-Chef Matthias Wiedenfels:Konzernchef im Dienstwagen abgehört

Stada - Matthias Wiedenfels

Stada-Chef Matthias Wiedenfels

(Foto: picture alliance / dpa)
  • Wanze im Dienstwagen, private Fotos im Briefkasten: Der Chef des Arzneimittelherstellers Stada wurde offenbar überwacht.
  • Stada steht derzeit wegen einer möglichen Übernahme im Fokus. Zwei Investorengruppen wollen das hessische Unternehmen kaufen.

Der Vorstandschef des Arzneimittelherstellers Stada, Matthias Wiedenfels, wurde offenbar abgehört. Die Spähaktionen gegen ihn fanden im zweiten Halbjahr 2016 statt, wie zuerst das Manager Magazin berichtete. Seit vergangenem Sommer ist er Vorstandsvorsitzender. In Wiedenfels' Dienstwagen wurde den Darstellungen zufolge eine Abhöreinrichtung gefunden. Zudem seien ihm anonym Fotos und Briefe zugesandt worden, die den 43-Jährigen in vertraulichen geschäftlichen Situationen oder im privaten Umfeld zeigten. Die Zusendungen hätten aufgehört, nachdem Wiedenfels Sicherheitsfachleute und Behörden eingeschaltet habe. Das Unternehmen wollte das nicht kommentieren.

Stada steht derzeit wegen einer möglichen Übernahme im Fokus. Zwei Investorengruppen wollen das hessische Pharmaunternehmen kaufen: Advent und Permira sowie Bain und Cinven. Beide bieten 58 Euro je Aktie, bewerten den Konzern also mit insgesamt 3,6 Milliarden Euro. Doch das reicht Wiedenfels nicht, er will mehr. Vor Kurzem hob er die Prognose für 2019 deutlich an, versprach also bessere Geschäftszahlen - das kann den Kaufpreis treiben. Im vergangenen Jahr setzte das Unternehmen 2,2 Milliarden Euro um, der Konzerngewinn lag bei rund 184 Millionen Euro.

Die eigentlich für diese Woche geplante Bilanzpressekonferenz wurde überraschend verschoben. Es gehe um eine kleine, lokale Transaktion, über die Stada nie berichtet habe, die nach Absprache mit den Wirtschaftsprüfern aber neu bewertet werden müsse. Sie könnte den Gewinn um einen einstelligen Millionenbetrag beeinflussen. "Wir wollen uns nicht angreifbar machen", hatte Wiedenfels den Schritt begründet.

Seit 2009 arbeitet Wiedenfels für Stada. Vorstandsvorsitzender wurde der Jurist im Sommer vorigen Jahres. Er galt damals nicht als die beste Wahl, weil er sich in den Jahren zuvor nicht gegen Hartmut Retzlaff hatte durchsetzen können. Der hatte Stada mehr als 20 Jahre wie einen Selbstbedienungsladen geführt.

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