Sportwagenhersteller in Not:Porsche unter Verdacht

Die Börsenaufsicht ermittelt gegen Porsche wegen Marktmanipulation - und VW-Patriarch Piëch greift Widersacher Wiedeking an.

Karl-Heinz Büschemann

Die Auseinandersetzung zwischen Volkswagen und Porsche gewinnt an Härte. Nicht nur streiten der Porsche-Vorstandschef Wendelin Wiedeking und der VW-Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piëch um die Vormacht in dem künftigen Konzern.

Sportwagenhersteller in Not: Der Sportwagenhersteller mit seinem Chef Wiedeking verschleiert gegenüber VW seine wirtschaftliche Lage sagt VW-Chefaufseher Piëch.

Der Sportwagenhersteller mit seinem Chef Wiedeking verschleiert gegenüber VW seine wirtschaftliche Lage sagt VW-Chefaufseher Piëch.

(Foto: Foto: AP)

Jetzt hat auch noch die Finanzaufsicht Bafin gegen Porsche eine förmliche Untersuchung wegen möglicher Marktmanipulation eingeleitet. Das sagte eine Sprecherin der Behörde am Dienstag in Bonn.

Porsche war wegen der geplanten Übernahme von Volkswagen in Schwierigkeiten geraten. Inzwischen sind die Schulden des Sportwagenherstellers mit neun Milliarden Euro so drückend, dass er die Verbindlichkeiten nur noch mit Mühe bedienen kann.

"Auch ich bin an die Zahlen nicht herangekommen"

Porsche war auch in die Kritik geraten, weil es die Übernahme von VW mit speziellen Wertpapieren finanzierte, sich in der Finanzkrise nicht mehr funktionieren. Diese Papiere haben Porsche und andere Investoren in zum Teil große Schwierigkeiten gebracht. Porsche weist die Vorwürfe zurück.

Inzwischen erhebt Piëch, der Aufsichtsratschef von Volkswagen, schwere Vorwürfe gegen das Management der Porsche SE, deren Versuch, VW zu übernehmen gescheitert ist. Der Sportwagenhersteller verschleiere gegenüber VW seine wirtschaftliche Lage, klagt Piëch, der auch Mitgesellschafter von Porsche ist.

Auf einer Veranstaltung zur Vorstellung des neuen Kleinwagens Polo auf Sardinien erklärte der Piëch, Porsche habe mit dem Versuch, VW zu übernehmen so hohe finanzielle Risiken übernommen, dass der Ausweg aus der Krise noch unklar sei. Der 72-jährige hatte mit den anderen Porsche-Gesellschaftern vergangene Woche beschlossen, den Sportwagenbauer als zehnte Marke in den VW-Konzern einzubringen und Wiedekings Plan zu stoppen.

Wie die Zusammenführung der beiden Unternehmen genau ablaufen werde, sei noch nicht klar, sagte Piëch. Erst müssten die in der Bilanz der Porsche SE liegenden finanziellen Risiken völlig geklärt werden, forderte Piëch. Über deren wahres Ausmaß gäben Wiedeking und der Porsche-Finanzchef Holger Härter keine Auskunft, klagte Piëch.

"Auch ich bin an die Zahlen nicht herangekommen", so der Porsche-Gesellschafter, der auch Mitglied im Aufsichtsrat ist. Die Porsche SE, die Schulden von neun Milliarden Euro habe, müsse dieses Problem lösen, bevor es zu weiteren Schritten kommen könne.

"Schaden wird größer"

Damit erteilt Piëch dem Plan des Porsche-Managements eine Absage, sich möglicherweise vom Scheichtum Katar aus seiner finanziellen Misere heraushelfen zu lassen. Eine Entscheidung über den genauen Weg des Zusammenschluss sei dennoch in vier Wochen möglich, sagte Piëch. Die Abberufung von Wiedeking stehe "derzeit aber nicht an", sagte Piëch.

Piëch verteidigte, dass er mit seinem Einschreiten gegen Wiedeking den Übernahmeplan torpediert hat: "Der Schaden wird größer, wenn nicht gehandelt wird." In den vergangenen beiden Wochen hatten sich die Porsche-Gesellschafter, die Familien Porsche und Piëch, zweimal in Salzburg getroffen, um das weitere Vorgehen zu beraten.

Bei den Treffen der Familien unterstützte dem Vernehmen nach der Mitgesellschafter und Piëch-Vetter Wolfgang Porsche den Übernahmeplan des Porsche-Managements. Wolfgang Porsche führt den Porsche-Aufsichtsrat. Nach dessen Konzept sollte Porsche-Chef Wendelin Wiedeking den gesamten Konzern führen. Ferdinand Piëch favorisiert dagegen die Eingliederung von Porsche in den VW-Konzern unter der Führung des heutigen Unternehmenschefs Martin Winterkorn.

Piëch, der von 1993 bis 2002 Vorstandschef von Volkswagen war, bestreitet, dass es in seiner Familie unterschiedliche Meinungen über das Vorgehen von Porsche bei Volkswagen gibt. "Wir sind in Grundsatzfragen nicht auseinander". Neben Piëch waren am Montagabend auch der Vorsitzende des VW-Gesamtbetriebsrates, Bernd Osterloh, sowie der Regierungssprecher von Niedersachsen, Olaf Gläseker, in Sardinien erschienen.

Offenbar sollte damit signalisiert werden, dass sich Belegschaft und das Land Niedersachsen, das 20 Prozent der VW-Aktien hält, hinter Piëch und gegen Wiedeking stellen. Volkswagen-Chef Martin Winterkorn sagte, das Unternehmen begrüße die Entscheidung der Porsche-Eigentümerfamilien, einen integrierten Automobilkonzern mit zehn Marken zu bilden.

Die kommenden Wochen würden zeigen, wie der neue Konzern genau aussehen sollte. "Wir werden dabei eng mit dem Betriebsrat und dem Land Niedersachsen zusammenarbeiten".

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