Sportartikelhersteller aus Herzogenaurach:Puma-Chef Franz Koch muss gehen

Bilanz-Pk Puma

Puma-Chef Koch: Rücktritt nach nicht einmal anderthalb Jahren.

(Foto: dpa)

Als Jungspund und Modellathlet sollte der erst 33-Jährige die Sportmarke verkörpern wie kein Zweiter. Jetzt verlässt Franz Koch Puma. Von seinem Vorgänger Jochen Zeitz hat er viel gelernt - aber nicht, wie man wieder von Lifestyle auf Sportartikel umstellt.

Franz Koch durfte nur kurz Puma führen: Der Sportartikelhersteller trennt sich nach etwas mehr als einem Jahr von seinem Vorstandsvorsitzenden. Der Mdax-Konzern aus dem mittelfränkischen Herzogenaurach teilte mit, Koch werde Ende März 2013 in beiderseitigem Einvernehmen aus dem Amt ausscheiden. Koch hatte die Führung des Konzerns erst im Juli 2011 von Jochen Zeitz übernommen.

Bis März werde Koch eng mit dem neuen Vorsitzenden des Verwaltungsrats von Puma, Jean-François Palus, zusammenarbeiten, um am Umbau des Unternehmens zu arbeiten, heißt es. Palus ist auch Managing Director der französischen PPR-Gruppe, des Puma-Mehrheitsaktionärs.

Der erst 33-Jährige Koch war seit 2007 im Unternehmen, seit vergangenem Jahr dessen Chef. Er sollte die junge, moderne Sportmarke nicht nur führen, sondern perfekt repräsentieren: Kaum ein Journalist, der ihm begegnete, konnte sich verkneifen zu erwähnen, wie athletisch Koch ist. Er überquerte die Alpen mehrfach mit dem Fahrrad, wurde 2000 mit dem Harvestehuder THC deutscher Meister im Feldhockey. Die Financial Times Deutschland schrieb über ihn, er betreibe "mehr Sportarten als ganze Vorstandsrunden zusammen".

Koch war Pro­te­gé seines Vorgängers Zeitz, konnte aber nicht an dessen Erfolg anknüpfen. Der Lehrling sagte über das Verhältnis zu Zeitz: "Das habe ich schon beim Hockeyspielen gelernt - die Leute beobachten und daraus einiges lernen."

Zeitz hatte die kränkelnde Sportartikelfirma in seiner 18-jährigen Amtszeit zu einer erfolgreichen Lifestyle-Marke umgebaut, die die großen Spieler Nike und Adidas auf Augenhöhe herausfordern konnte. Bekannt wurde er auch für seine Afrika-Leidenschaft, Puma sponserte afrikanische Fußballteams und warb mit ihnen.

Wie nachhaltig Zeitz' Werk ist, ist umstritten. Kritiker sagen, dass Koch in der kurzen Zeit keine Chance hatte, die Firma umzubauen, um erfolgreich zu bleiben. Nachdem er seinen Posten für Koch geräumt hatte, wurde Zeitz Vorsitzender des Verwaltungsrats. Auch hat das Unternehmen verlassen, und zwar zum 1. Dezember. Zum Abschied der beiden verkündet Puma: "Das Unternehmen tritt jetzt in eine neue Phase seiner Unternehmensentwicklung ein und verändert angesichts dieser Herausforderungen auch seine Topmanagement-Struktur."

Nach einem Gewinneinbruch 2012 musste Koch im Sommer ein Sanierungsprogramm mit Ladenschließungen ankündigen. In den ersten neun Monaten des Jahres ging der Gewinn um mehr als 42 Prozent auf 112,8 Millionen Euro zurück. Die Ausrichtung auf Lifestyle-Mode hat dem Image als Sportausrüster geschadet. Von der Fußball-Europameisterschaft profitierte vor allem Adidas, Ausrüster des Siegers Spanien.

Puma stattete Italien aus, konnte aber deutlich weniger vom Turnier profitieren. Das wollte Koch ändern - nun hat er dazu keine Chance mehr.

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