Sponsoring von Fußballern:Millionen für eine kleine Elite

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Adidas-Chef Herbert Hainer (Foto: AFP)

Adidas darf im Kampf der Sportartikelhersteller um die besten Fußballer einen Erfolg feiern: Der Konzern nimmt Nationalspieler Mesut Özil unter Vertrag. Für viel Geld. Konzernchef Herbert Hainer verteidigt die hohen Summen im Geschäft - und erklärt, dass richtiges Sponsoring auch Glückssache sei.

Von Caspar Busse

Manchmal kann sich Herbert Hainer so richtig ärgern. "Ich werde auch mal lauter, ich bin nicht der Geduldigste", sagt der Adidas-Chef von sich selbst. In der vergangenen Woche war Hainer zum letzten Mal stocksauer. Triple-Sieger FC Bayern München präsentierte seinen neuen Star Mario Götze, der für 37 Millionen Euro von Borussia Dortmund gekommen ist. Der hielt stolz sein neues Bayern-Trikot mit der Nummer 19 von Sponsor Adidas in die Kameras - und trug dazu selbst ein weißes T-Shirt mit "Nike" auf der Brust. "Ich war not amused, als ich das gesehen habe", sagt Hainer. Die Regularien würden vorschreiben, dass Bayern-Spieler bei offiziellen Anlässen entweder Adidas-Trikots tragen müssen oder neutral auftreten.

Die jüngste Verpflichtung wird Hainer vielleicht helfen, über diesen Ärger hinwegzukommen. Der Sportartikelkonzern aus Herzogenaurach hat den deutschen Nationalspieler Mesut Özil, 24, von Real Madrid unter Vertrag genommen. "Wir sind sehr froh, dass wir Özil für uns gewinnen konnten", sagte Hainer jetzt bei Forum Manager, einer gemeinsamen Veranstaltung der Süddeutschen Zeitung und dem Fernsehsender Phoenix in der Hochschule Fresenius in München. Özil sei bereits einer der besten deutschen Spieler, sagte der Adidas-Chef: "Ich glaube, dass er schon eine große Karriere gemacht hat, aber auch eine noch größere vor sich hat." Kolportiert wurde bisher ein Volumen von 3,5 Millionen Euro, die der Adidas-Vertrag mit Özil angeblich habe. Solche Beträge seien "immer deutlich überzogen", sagte Hainer, der aber keine Zahlen nennen wollte.

Die großen Sportartikelkonzerne nehmen sowohl ganze Mannschaften unter Vertrag als auch einzelne Sportler. Götze zum Beispiel spielt nun beim Adidas-Verein FC Bayern München (bei dem der Sportartikler auch mit knapp zehn Prozent beteiligt ist). Götze persönlich hat aber einen Ausrüstervertrag mit Nike. Er wird also nun in Adidas-Ausrüstung für den FC Bayern antreten, seine Schuhe allerdings kommen weiterhin von Nike. Özil wiederum, der beim Adidas-Klub Real Madrid kickt, war bis zum vergangenen Sommer privat ebenfalls an Nike gebunden, nun wechselt er zu Adidas. Der Kontrakt sei langfristig angelegt, teilte Adidas mit, und sehe gemeinsame Werbe- und PR-Aktivitäten vor.

Sponsoring ist Glückssache

Fußballer seien halt eine "kleine Elite", rechtfertigt Hainer die sehr hohen Summen, die teilweise im Spiel sind - ähnlich wie bei Fernsehmoderatoren oder bei Schauspielern. Adidas würde seine Werbeträger aber sehr genau auswählen. "Es gibt Sportler, die von ihrer sportlichen Leistung her unheimlich talentiert und erfolgreich sind, die aber charakterlich und persönlich sich nicht so verhalten, wie wir es gerne hätten", betonte der Adidas-Chef. Deshalb werde jedes Engagement genau geprüft und auch mal Nein gesagt. Außerdem sei nicht ausgemacht, dass jeder dann auch erfolgreich sei. Adidas habe beispielsweise vor langer Zeit einmal den hoffnungsvollen deutschen Tennisprofi Marc-Kevin Goellner unter Vertrag genommen. Der habe aber dann einige Jahre lang kaum ein Spiel gewonnen. Richtiges Sponsoring ist also auch Glückssache.

Nike und Adidas - das ist seit vielen Jahren ein starker Wettbewerb. "Wir kämpfen um die Marktführerschaft in der Welt, da gibt es auch mal härtere Bandagen", berichtet der Adidas-Chef. Noch ist Adidas - mit einem Jahresumsatz von nahezu 15 Milliarden Euro und 46.000 Beschäftigten weltweit - hinter dem US-Konzern Nike. Doch Hainer will aufholen. Die USA sind inzwischen auch der größte Markt für die Deutschen - vor China, Russland, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Brasilien. Dabei kommt ihm zugute, dass zuletzt gerade Fußball immer attraktiver geworden ist - und zwar weltweit. Davon konnte Adidas bisher profitieren. Alleine 2014 - das Jahr der Weltmeisterschaft in Brasilien - will Adidas allein mit Fußball-Produkten zwei Milliarden Euro umsetzen.

"Da bleiben sie automatisch fit"

Hainer lebt für Adidas. Seit 26 Jahren arbeitet der Betriebswirt für den Konzern. Im November 1999 wurde er zum stellvertretenden Vorstandschef ernannt, führte da schon die Geschäfte für den erkrankten Robert Louis-Dreyfus. 2001 wurde er offiziell Chef, er ist der am längsten amtierende Boss eines Dax-Unternehmens. Ausgebrannt fühlt er sich deswegen nicht. "Ich denke, in einem Sportartikelunternehmen zu arbeiten, hält jung", sagt Hainer. Er laufe oft, meistens abends, um Ärger und Stress abzubauen.

Auch die Umgebung in der Adidas-Zentrale in Herzogenaurach halte ihn frisch. Dort arbeiten 3600 Mitarbeiter aus 70 unterschiedlichen Nationen. Das Durchschnittsalter betrage 31,7 Jahre: "Da bleiben Sie automatisch fit", sagte der 59-Jährige, dem die Managerkarriere nicht in die Wiege gelegt war. Seine Eltern hofften, er werde die Metzgerei in Dingolfing übernehmen. Doch Hainer sagte ab - ebenso wie die beiden Brüder. Stattdessen habe er sich früh als Unternehmer betätigt. In Dingolfing eröffnete er in jungen Jahren die Kneipe "Gussofen" - und verkaufte sie nach gut einem Jahr mit Gewinn.

© SZ vom 12.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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