Spitzelskandal bei der Telekom:Risse im Fundament

Sollte sich der Verdacht bestätigen, dass die Telekom heimlich Telefondaten ihrer Manager ausspioniert hat, dann wäre der Schaden für den Konzern immens - denn der Vorgang rüttelt an ihrem Fundament: dem Fernmeldegeheimnis.

Caspar Dohmen

Stimmt der Vorwurf, dann ist das Geschehene einzigartig in der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Mitarbeiter der Telekom und einer Sicherheitsfirma sollen ihren Aufsichtsratsmitgliedern und Journalisten in gigantischem Ausmaß hinterher geschnüffelt haben. Sie wollten offenbar herausfinden, welcher Aufsichtsrat Informationen an die Presse weitergibt.

Der Telekom drohen düstere Wochen, wenn sich der Verdacht bestätigt, dass der Konzern Spitzenmanager bespitzelt hat. (Foto: Foto: ddp)

Zunächst muss geklärt werden, ob dieser Vorwurf stimmt und wenn ja, wer den Auftrag dafür gab. Die Antworten darauf wird hoffentlich bald die Staatsanwaltschaft liefern. Davon hängt ab, wen man für die Vorkommnisse verantwortlich machen wird.

Es fällt schwer zu glauben, dass die Handelnden ohne Rückendeckung von Vorgesetzten agiert haben sollen. Betroffen ist immerhin der Aufsichtsrat, in dem Gewerkschaftsvertreter, Bundesminister und Unternehmer sitzen.

Sollte sich der Verdacht bestätigen, dann wäre der Schaden für die Telekom immens. Der Vorgang rüttelt an ihrem Fundament, dem Fernmeldegeheimnis. Die Geschäftsgrundlage eines Telekommunikationskonzerns beruht auf dem Vertrauen der Kunden in den vertraulichen Umgang mit ihren Telefongesprächen.

Wurden Tausende Verbindungsdaten tatsächlich elektronisch abgeglichen, wäre das Fernmeldegeheimnis gleich tausendfach durch das Unternehmen verletzt worden. Vorstandschef Rene Obermann hat die Brisanz der Lage wohl erkannt - und die Vorgänge der Staatsanwaltschaft übergeben.

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