Spenden:So spenden Sie sinnvoll

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Vor allem nach Naturkatastrophen sammeln Organisationen gezielt Geld - wie etwa nach dem Erdbeben in Haiti im Jahr 2010.

(Foto: Talia Frenkel/AFP)

Woran Sie eine seriöse Organisation erkennen, wie viel von einer Spende wirklich ankommt und was von Internetspenden zu halten ist - die wichtigsten Fragen und Antworten.

Von Laura Terberl

Weit mehr als eine halbe Million Organisationen sammeln in Deutschland Spenden. Doch welche Initiativen das Geld sinnvoll einsetzen, ist für Spender oft schwierig zu durchschauen. Wie man für sich das richtige Spendenprojekt findet, klären folgende Fragen und Antworten.

Wofür sollte ich spenden?

Jeder sollte sich vor einer Spende überlegen, was ihm besonders am Herzen liegt. Je konkreter das Thema, umso einfacher wird dann die Suche nach einer passenden Organisation. Gabriele Zeugner vom Verbraucherschutz Bremen rät dazu, sich möglichst nur eine Organisation auszusuchen. "Wer spendet, landet häufig auf einer speziellen Liste und wird später wieder um Spenden gebeten. Wer für viele Organisationen spendet, bekommt deshalb auch mehr Werbung", sagt Zeugner.

Woran erkenne ich eine seriöse Organisation?

"Wer auf Nummer sicher gehen möchte, spendet am besten an Organisationen, die zu einem renommierten Dachverband gehören oder die ein anerkanntes Spendensiegel tragen", sagt Verbraucherschützerin Zeugner. Das bekannteste ist in Deutschland das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstitutes für soziale Fragen, kurz DZI. Das Siegel gibt Spendern Sicherheit, kostet die Organisationen aber Zeit und Geld. Für kleinere Organisationen lohnt sich ein Siegel deshalb nicht immer, da muss der willige Spender selber recherchieren: "Je kleiner die Organisation, umso genauer sollte sich der Spender vorher informieren, da diese häufig keine aussagekräftigen Finanzdaten veröffentlichen", sagt Daniela Felser, die Geschäftsführerin des Deutschen Spendenrates.

Ein kurzer Blick auf die Homepage reicht dabei nicht aus, stattdessen sollte man vorhandene Unterlagen sorgfältig prüfen: Sind die aktuellen Jahresberichte einsehbar, lässt sich nachverfolgen, für was das Geld eingesetzt wird? Ist die Initiative gemeinnützig anerkannt und stellt Spendenquittungen aus? Wer spenden möchte, kann auch die Organisation kontaktieren und nach weiteren Informationen fragen. Geben die Mitarbeiter keine Auskunft oder werden sogar unfreundlich, sollte man besser nicht spenden. Dasselbe gilt, wenn Mitarbeiter Spender unter Druck setzen, vor allem an der Haustür oder auf der Straße: "Eine Spende ist immer eine freiwillige Leistung", betont Zeugner.

Wie viel kommt von meiner Spende wirklich an?

Die meisten Organisationen informieren potenzielle Spender, wie hoch die Kosten für Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit sind. Für das DZI gelten weniger als 30 Prozent noch als vertretbar, im Durchschnitt lägen die Kosten bei Organisationen mit dem Siegel bei 14 Prozent. Diese Ausgaben sind für eine gut funktionierende, professionelle Organisation wichtig: Projekte müssen geplant und kontrolliert werden. Spender brauchen Informationsmaterial, um die Organisation bewerten zu können. Nur so lässt sich garantieren, dass das Geld auch optimal eingesetzt wird.

Wer wegen einer aktuellen Katastrophenlage spendet, sollte darauf achten, wie viel Erfahrung die Organisation in der jeweiligen Region bereits hat: "Wer schon länger vor Ort ist, hat die entsprechenden Kontakte, kann Hilfsgüter lokal zu guten Preisen einkaufen und weiß, wo die Not am größten ist", sagt Felser vom Deutschen Spendenrat.

Was sind zweckgebundene Spenden und wie sinnvoll sind sie?

1000 Bleistifte für 27 Euro - wer Geld an Unicef spendet, kann im Online-Shop genau bestimmen, was er damit finanzieren möchte: Impfstoffe, Schulsachen oder Erdnusspaste. Sogenannte zweckgebundene Spenden machen abstrakte Entwicklungshilfe anschaulich. Spender wissen so ganz genau, was mit ihrem Geld passiert.

Trotzdem rät das DZI und der Deutsche Spendenrat von solchen Spenden ab. Denn für die Organisationen ist es sehr aufwendig, diese Spenden abzuwickeln. Und im Zweifelsfall fehlt Spendengeld für dringend nötige Projekte, weil diese in der Öffentlichkeit nicht präsent genug sind. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen wirbt deshalb seit 2014 nicht mehr um zweckgebundene Spenden.

Spenden im Internet - wie ratsam sind sie?

Sind Internetplattformen eine gute Alternative?

Auf der Suche nach kleineren sozialen Projekten können sie nützlich sein. Sehr erfolgreich ist in Deutschland die Plattform betterplace.org. Wer Spendengeld braucht, kann auf der Seite dafür Werbung machen. Wer interessiert ist, kann Fragen zum Projekt stellen, es bewerten und direkt dafür spenden. Abgesehen von einem freiwilligen Trinkgeld für die Seitenbetreiber kommt der gesamte Betrag beim jeweiligen Projekt an. Die Organisationen erreichen so viele potenzielle Spender, ohne viel Geld für Werbung auszugeben. Seit der Gründung 2007 wurden schon mehr als 30 Millionen Euro gespendet.

Doch auch hier sollte man vorsichtig sein: "Bevor man auf der Plattform Geld spendet, sollte man sich auf jeden Fall informieren", sagt Björn Lampe, Vorstand von betterplace.org. Das Team sortiert aber vorab viele Projekte aus: Nur 30 Prozent aller Initiativen, die auf betterplace.org um Spenden werben wollen, werden angenommen. Organisationen komplett zu prüfen kann sich die Plattform aber nicht leisten - dafür sollen die Bewertungen der übrigen Nutzer dabei helfen, ein Projekt einzuschätzen.

Ist es besser, regelmäßig statt immer mal wieder zu spenden?

Eine regelmäßige Spende hat viele Vorteile: Fördermitglieder sichern langfristige Projekte und vereinfachen die finanzielle Planung. Wer auf regelmäßige Unterstützer setzen kann, spart außerdem Geld für Werbung und Fundraising, was auch im Interesse des Spenders ist. Verbraucherschützer raten allerdings dazu, entsprechende Förderverträge kritisch zu prüfen: Diese sollten niemals unter Druck unterschrieben werden und sollten jederzeit kündbar sein.

Ab wann ist eine Spende zu niedrig?

Auch kleine Summen könnten viel bewirken: "Letztendlich zählt jeder Euro", sagt Felser vom Spendenrat. Trotzdem kostet jede einzelne Spende auch Geld, es fallen etwa Bankgebühren an, sie muss verbucht werden oder man bekommt ein Dankesschreiben, das verschickt werden muss. Auch deshalb ist es sinnvoller, sich eine Organisation für seine Spende zu suchen anstatt sein Spendengeld zu streuen.

Lampe von betterplace.org schätzt, dass eine Spende erst ab zehn Euro sinnvoll ist. Doch auch das hängt von der Organisationsstruktur ab: Das World Food Programme bietet beispielsweise die Smartphone-App "Share The Meal" an, über die man einem Kind das Essen für 40 Cent bezahlen kann. Hier kommen die gesamten 40 Cent ohne Abzüge bei den Kindern an - aber auch nur, weil das World Food Programme sämtliche Verwaltungskosten trägt.

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