Spendables Klientel:TUI umwirbt russische Touristen

Russische Touristen zählen seit Jahren zu den zahlungskräftigen Gästen in den Urlaubsparadiesen der Welt - jetzt will auch der weltgrößte Touristikkonzern TUI an dem Trend verdienen.

Ein TUI-Gemeinschaftsunternehmen mit dem russischen Veranstalter Mostravel nahm am Montag den Geschäftsbetrieb in Moskau auf. Während in Deutschland Übernahmespekulationen um den Reiseriesen ins Kraut schießen, setzt die TUI weiter auf internationalen Expansionskurs.

"Wir werden von Anfang an profitabel sein", sagt der bei TUI für Russland zuständige Chef der österreichischen TUI Holding, Franz Leitner. Die Umsatzrenditen ohne Flug und Hotel lägen bei zwei bis drei Prozent. Schon im nächsten Jahr will das neue Unternehmen Tui Mostravel Russia (TMR) 200.000 Flugreisen verkaufen und 100 Millionen US-Dollar Umsatz machen.

Bis 2007 sollen es 300.000 Reisen und 160 Millionen Dollar sein. "Wir wollen die Nummer eins in Russland sein", betont TMR-Generaldirektor Rabson Mamedov.

Im Tourismussektor seien in den vergangenen Jahren immer zweistellige Zuwachsraten erzielt worden, sagt Leitner. Und davon gehe man auch weiterhin aus.

Bevor es zu spät ist

Im vergangenen Jahr reisten nach Expertenschätzungen rund zwei Millionen Russen mit Veranstaltern in die Sonne und an den Strand. Eine Konsolidierung des Marktes sei jetzt aber zu erwarten, zeitgerechter Markteintritt deshalb wichtig.

17 Millionen Menschen leben allein in den Ballungszentren von Moskau und Sankt Petersburg. Und bis 2007 wird ein durchschnittliches Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von jährlich sechs bis sieben Prozent erwartet. Im Land herrscht Aufbruchstimmung, und - zum Beispiel dank der boomenden Ölexporte - gibt es auch viel Geld.

Allein in Moskau lebten 200.000 Dollar-Millionäre und würden jedes Jahr 20 bis 25 Rolls-Royce verkauft, erzählt TUI-Repräsentant Tiberius Braun.

TUI umwirbt russische Touristen

Liebste Reiseziele der russischen Touristen sind bisher Ägypten und die Türkei. Und sie gelten als besonders spendabel und ausgabefreudig. Ganz anders als die deutsche Klientel, die nach wie vor jeden Euro zwei mal umdreht.

Die russischen Gäste bevorzugten Vier- und Fünf-Sterne-Hotels, und auch bei den Nebenkosten, wie Drinks an der Bar oder der Buchung von Ausflügen, seien sie großzügig, heißt es.

Für die TUI mit ihren Beteiligungen an Hotels, Reisebüros und Ausflugsveranstaltern bietet das zusätzliche Chancen.

Der deutsche Reisekonzern wird sich vorerst mit 34 Prozent an TMR beteiligen, hat aber die Option, ab 2006 weitere 17 Prozent und damit die Mehrheit zu erwerben. Der russische Veranstalter Mostravel bringt sein gesamtes Geschäft und 70 Mitarbeiter in das Joint-Venture ein. Mit eigenen Reiseveranstaltern ist die TUI bereits in Ungarn, Polen, Slowenien und der Slowakei tätig.

Hohe Erwartungen

TUI-Vorstandschef Michael Frenzel besiegelte das mit hohen Erwartungen verbundene Joint-Venture vor wenigen Tagen in Moskau.

Die neue Beteiligung ordne sich ein in die Wachstumsstrategie zur Ausdehnung der Märkte, sagte Frenzel. Die Stoßrichtung ziele auf die Erkenntnis: "Touristisches Geschäft folgt Wirtschaftswachstum".

Als nächstes steht China bei der TUI ganz oben auf der Agenda. Noch gebe es für ausländische Unternehmen dort nicht die Erlaubnis, vor Ort tätig zu sein. Dies werde sich aber "in Kürze" ändern, erwartet der TUI-Chef. "Wir glauben an das Potenzial dieser Märkte."

Während in Westeuropa die Märkte für die klassische Pauschalreise weit entwickelt sind und Wachstum immer schwieriger wird, winken in Russland in den nächsten Jahren durchaus noch zweistellige Zuwachsraten, sind die TUI-Manager überzeugt.

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