Sparkurs:Siemens-Betriebsrat empört über Stellenabbau

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Weltweit will Siemens 15.000 Stellen einsparen, 5000 davon in Deutschland. Die Hälfte der betroffenen Arbeitsplätze sei bereits weggefallen, teilt der Technologiekonzern mit - das sei nur bisher nicht aufgefallen. Der Betriebsrat zeigt sich "maßlos verärgert".

Von Christoph Giesen

Der Technologiekonzern Siemens baut weltweit 15.000 Arbeitsplätze ab. Alleine 5000 Stellen davon sollen in Deutschland wegfallen. Das teilte am Sonntag ein Konzernsprecher mit. In Deutschland ist der konjunkturanfällige Sektor Industrie am stärksten betroffen. Dort sollen etwa 2000 Arbeitsplätze wegfallen, in der Energiesparte und im Infrastruktur-Geschäft werde man jeweils 1400 Stellen streichen. Die restlichen etwa 200 Arbeitsplätze hierzulande sollen in den sogenannten zentralen Einheiten gestrichen werden. Der Betriebsrat reagierte verärgert. Der Mensch und nicht die Gewinnmarge müsse im Mittelpunkt stehen.

Etwa die Hälfte der Arbeitsplätze sei bereits im Geschäftsjahr 2013, das traditionell am 30. September ausläuft, abgebaut worden, sagte der Sprecher. Das sei nur deshalb bislang nicht aufgefallen, weil der Konzern genauso wie vor einem Jahr weltweit 370.000 Mitarbeiter beschäftigt. "Es gibt schließlich auch Bereiche, in denen wir wachsen", sagte der Sprecher. Die übrigen 7500 Stellen sollen bis Ende 2014 wegfallen. "Ein Abbau in einem Bereich bedeutet nicht zwangsläufig den Jobverlust", sagte der Sprecher. Viele Mitarbeiter könnten in anderen Bereichen eingesetzt werden. Zudem werde man mit Altersteilzeitmodellen oder Abfindungen arbeiten.

Betriebsbedingte Kündigungen wird es in Deutschland nicht geben, Siemens hat ein entsprechendes Abkommen mit der IG Metall unterzeichnet. Auch im Ausland werde man versuchen, ohne betriebsbedingte Kündigungen auszukommen, sagte der Sprecher.

Keine Ruhe, auch nicht nach Löscher

Im Siemens-Betriebsrat löste die Ankündigung dennoch Aufregung aus: "Den Arbeitnehmervertretern wurde nie eine Gesamtzahl über den Abbau bekanntgegeben, daher sind wir überrascht und maßlos verärgert", sagte Gesamtbetriebsratschef Lothar Adler der Süddeutschen Zeitung. "Wir lehnen ein rein margengetriebenes Personalabbauprogramm ab und fordern stattdessen ein nachhaltiges und zukunftsorientiertes Programm, bei dem der Mensch und nicht nur die Marge im Mittelpunkt steht", sagte Adler. "Das werden wir auch weiterhin in den Verhandlungen mit der Arbeitgeberseite einfordern, die Auseinandersetzungen zu diesem Thema sind noch nicht beendet."

Acht Wochen nachdem der ehemalige Vorstandsvorsitzende Peter Löscher den Konzern verlassen musste und sein Finanzvorstand Joe Kaeser vom Aufsichtsrat zum neuen Chef ernannt wurde, kehrt keine Ruhe bei Siemens ein. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern noch unter Löscher das Programm "Siemens 2014" ausgerufen. Bis zum kommenden Jahr wollte das Unternehmen etwa sechs Milliarden Euro einsparen und eine Umsatzrendite von mindestens zwölf Prozent in allen Geschäftsfeldern verdienen.

Das Projekt stellte sich jedoch als zu ehrgeizig heraus, nach einer Gewinnwarnung im Juli musste Löscher das Unternehmen verlassen. Der neue Vorstandschef Kaeser kündigte an, das Programm nicht vollständig aufgeben zu wollen. Wie es konkret weitergeht, werde er aber erst im Herbst präzisieren.

© SZ vom 30.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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