Sparen:Nie war Geld anlegen so einfach wie heute

Börse Frankfurt

In Aktien, Unternehmensanleihen oder Rohstoffe zu investieren war auch früher schon rentabler - aber jetzt ist es nahezu die einzige Möglichkeit, noch Renditen zu erzielen.

(Foto: dpa)

Die Sparer müssen nur anfangen, sich selbst darum zu kümmern. Und dabei kann ihnen weder Mario Draghi noch die Bundesregierung helfen.

Kommentar von Andrea Rexer

Angesichts der Situation an den Finanzmärkten kann man es verstehen, wenn sich Menschen mit dem Gedanken tragen, ihr Erspartes unters Kopfkissen zu legen. Schließlich klingt es völlig absurd, dass man dem deutschen Staat Geld dafür zahlen muss, wenn man ihm über zehn Jahre hinweg Geld leihen will.

Erstmals sind die Renditen der symbolträchtigen zehnjährigen Staatsanleihen unter null gesunken. Es sind Papiere, deren Wertentwicklung weltweit Beachtung findet, Papiere, die stellvertretend für die Entwicklung an den Finanzmärkten stehen. Wo soll man sein Geld noch anlegen, wenn die Finanzmärkte kopfstehen?

Die Lösung des Problems liegt bei den Menschen zu Hause

Wie frustriert viele Deutsche von den niedrigen Zinsen sind, zeigt sich bereits in der Statistik: Die Bürger sparen nicht mehr so gern wie früher, sondern geben das Geld lieber mit vollen Händen aus. Kurzfristig mag man das aus volkswirtschaftlicher Sicht bejubeln, denn schließlich kurbelt Konsum die Wirtschaft an. Langfristig jedoch muss diese Entwicklung der Politik die Sorgenfalten auf die Stirn treiben, denn Millionen Menschen droht die Altersarmut.

Die Politik jedoch hat darauf wenige Antworten parat. Hilflos wirken die Forderungen, einen "Garantiezins" für Sparer einzuführen oder hier und da steuerliche Erleichterungen zu gewähren. Aufrufe, dass die Europäische Zentralbank die Zinsen erhöhen solle, können angesichts einer politisch unabhängigen Notenbank nur verhallen.

Und auch wenn solche Rufe populär sein mögen, zur Problemlösung tragen sie nicht im Geringsten bei - im Gegenteil, sie stehen einer echten Lösung sogar im Wege. Denn sie gaukeln den Bürgern vor, dass sich das Thema in Frankfurt oder Berlin lösen ließe. Doch die Lösung kann nur bei den Menschen zu Hause liegen. Sie müssen die Verantwortung für ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen. Und dabei sollten sie keine Zeit verlieren.

Geld anlegen ist heute leichter denn je

Zwar ist es richtig, dass es heute nicht mehr ausreicht, für die Altersvorsorge ein paar Bundesschatzbriefe zu kaufen. Wer vorsorgen will, muss sich Gedanken über Alternativen machen, die mehr Rendite abwerfen. Es war auch schon früher rentabler, auch anders zu investieren - in Aktien, Unternehmensanleihen oder Rohstoffe beispielsweise. Noch vor einigen Jahren jedoch blieb dieses Universum einer ausgewählten Klientel vorbehalten: wohlhabenden Bürgern, die sich gute Berater leisten konnten. Für Normalbürger interessierten sich die Banken nicht, weil diese zu wenig Umsatz brachten. Heute ist es für alle Einkommensschichten leichter denn je, Geld anzulegen - wenn sie es selbst in die Hand nehmen. Denn um an verlässliche und schnelle Informationen über die Finanzmärkte zu kommen, braucht man nicht mehr als einen Internetzugang. Früher war das Wissen über Finanzmärkte einem exklusiven Kreis von Experten vorbehalten.

Auch die finanziellen Hürden sind gesunken: Geldanlage ist billiger geworden. Wer früher in Investmentfonds investierte, hatte zwangsläufig hohe Kosten, weil die Banken teures Geld für das Management ihrer Fonds verlangten. Heute gibt es zahlreiche günstigere Produkte, die nicht mehr von Managern, sondern weitgehend von Computern verwaltet werden. Direktbanken bieten kostengünstige Alternativen zu teuren Bankdepots, Finanz-Start-ups bieten mit ihren Apps Hilfestellung bei der Auswahl der Titel und erleichtern den Zugang auch für jüngere Kunden.

Doch all das hilft wenig, wenn sich die Menschen nicht trauen zu investieren, weil sie zu wenig von Finanzmärkten verstehen. Anstatt auf die Zentralbank zu schimpfen, sollte die Politik deswegen Finanz-Bildung fördern. Denn nicht die Zeit des Sparens ist vorbei, sondern die Zeit der Bequemlichkeit.

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