Spanische Banken:Da waren's nur noch 13

Vor der Krise gab es in Spanien noch 55 selbständige Banken. Nur wenige davon haben überlebt - und die Konzentration geht weiter. Nun gehen die Krisenbanken Bankia und Banco Mare Nostrum zusammen - und kosten den Steuerzahler viel Geld.

Von Thomas Urban, Madrid

Die Fusion der beiden ungleichen Krisenbanken Bankia und Banco Mare Nostrum (BMN) wird nach Angaben der Madrider Wirtschaftspresse den spanischen Steuerzahler vorläufig mindestens 1,1 Milliarden Euro kosten. Die Fusion war bereits im März vom spanischen Bankenrettungsfonds FROB empfohlen worden, am Dienstag verkündeten die Verstände beider Geldhäuser den Vollzug. An beiden hielt der spanische Staat bislang zwei Drittel der Anteile. Wirtschaftsminister Luis de Guindos erklärte, die Fusion solle dazu beitragen, dass die Privatisierung schneller abgeschlossen werden könne.

Die Fusion stellt einen weiteren Schritt bei der Konsolidierung des spanischen Bankensektors dar, der nach dem Platzen einer riesigen Immobilienblase 2008 in eine Schieflage geraten war. 2011 wurden sechs regionale Sparkassen, an erster Stelle die Caja Madrid, von der damaligen sozialistischen Regierung verstaatlicht und zur Gruppe Bankia zusammengeschlossen. An ihre Spitze trat der frühere Chef des Internationalen Währungsfonds Rodrigo Rato, der als Superminister für Wirtschaft und Finanzen von 1996 bis 2004 mit einer grob fahrlässigen Liberalisierung des Bodenrechts die Weichen für die Immobilienblase gestellt hatte.

Bis Ende 2019 soll die Reprivatisierung der Bankia-Gruppe beendet sein

Doch nutzte der Zusammenschluss nichts, der erfolglose Rato trat nach einem Jahr ab. Dass er trotz seines Misserfolgs eine Millionenabfindung bekam, führte zu einer Welle der Empörung in den Medien, Ratos Name stand fortan für die spanischen Bankiers, die in einer Mischung aus Inkompetenz und Gier das Land in die tiefe Krise gestürzt haben. Rato wurde im März 2017 wegen Untreue zu einer Gefängnisstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt.

Die Bankia-Gruppe musste mit 22,4 Milliarden Euro, die die EU Spanien als Überbrückungskredit zur Verfügung gestellt hatte, gerettet werden. Die Veräußerung von mittlerweile einem Drittel der Bankia-Anteile an der Börse blieb indes weit hinter den Erwartungen zurück, so dass ein beträchtlicher Teil der Finanzspritze nach Meinung Madrider Analysten wohl später vom Staat abgeschrieben werden dürfte. Bis Ende 2019 soll die Reprivatisierung abgeschlossen sein.

Bei der Banco Mare Nostrum handelt es sich um einen Zusammenschluss von drei Sparkassen aus den Regionen Balearen, Murcia und Valencia. Die Verquickung der Regionalpolitik mit dem Geschäft der Sparkassen hatte eine maßgebliche Rolle bei der Immobilienkrise gespielt. 2012 erhielt die neue Bank 1,7 Milliarden Euro aus dem Paket, das die EU Madrid zur Stabilisierung des Bankensektors zur Verfügung gestellt hatte. Die Bilanzsumme der BMN wurde mit 38 Milliarden Euro angegeben, die von Bankia beläuft sich auf 190 Milliarden Euro, so dass ein neuer Gigant entstanden ist.

Erst vor drei Wochen war die am Rande der Zahlungsunfähigkeit stehende Banco Popular, die 38 Milliarden Euro an faulen Immobilienkrediten in ihren Büchern stehen hat, in einem Notverkauf für einen symbolischen Euro auf Druck der Regierung in Madrid von der Santander-Gruppe, der größten europäischen Bank, übernommen worden. Bei der Bekanntgabe verkündete Guindos, dass diese Operation den Steuerzahler nichts kosten werde, was aber längst nicht alle Analysten so sehen.

Die drei größten Institute vereinnahmen mehr als 60 Prozent der Spareinlagen

Ein Teil der Wirtschaftskommentatoren beklagte die Konzentration im Bankensektor: Von 55 Banken, die während des Baubooms bis 2007 großzügigst Immobilienkredite vergeben haben, oft ohne Bonitätsprüfung, haben nur 13 die Krise als selbständige Einheiten überlebt. Auf die drei größten Bankengruppen entfallen nun mehr als 60 Prozent sämtlicher Spareinlagen - kein anderes Land der Eurozone weist eine derartige Konzentration auf.

Der Wert der von Pleite bedrohten BMN wurde auf ganze 825 Millionen Euro beziffert. Zwei Drittel davon, 536 Millionen, fließen an die Staatskasse. Somit werden die 1,7 Milliarden aus den EU-Mitteln bei weitem verfehlt, so dass schon die Fusion allein den Bankenrettungsfonds FROB, somit den spanischen Fiskus, 1,1 Milliarden kostet. Die Fusion erfolgt über einen Aktientausch im Verhältnis von einer Bankia-Aktie für 7,8 BMN-Papiere. Der Vorstandsvorsitzende von Bankia, José Ignacio Goirigolzarri, äußerte die Hoffnung, bereits zwei Jahre nach der Fusion durch Synergien erhebliche Einsparungen zu erzielen, so dass er auf eine Kurssteigerung um 16 Prozent setze. Nach seinen Worten ergänzen sich die Filialketten, denn Bankia war bislang in den drei Stammregionen von BMN am Mittelmeer nur schwach vertreten.

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