Spaniens Industrie leidet weiterhin:Euro-Krise dämpft deutsche Exportwirtschaft

Noch im Mai gab es einen Rekordwert bei den Ausfuhren, doch jetzt schwächelt einer der wichtigsten Absatzmärkte für die deutsche Wirtschaft: Die kriselnden Euro-Staaten kaufen weniger Exportgüter aus Deutschland. Das könnte sich verschärfen, wenn etwa Spaniens Industrie weiter leidet.

Die deutsche Exportwirtschaft, die sich in der Euro-Krise bislang relativ widerstandsfähig gezeigt hat, muss im Juni einen Rückschlag hinnehmen. Nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes gingen die Exporte im Vergleich zu Mai kalender- und saisonbereinigt um 1,5 Prozent zurück.

Die Statistiker bereinigen die absoluten Werte der Handelsströme um Kalender- und Saisoneffekte. Sie beziehen also beispielsweise mit ein, dass ein Monat mehr Arbeitstage hat und damit mehr Umsatz bringt als andere. Erst das macht die Summen vergleichbar. So betrachtet lagen die Exporte im Juni auf einem Niveau von 92,3 Milliarden Euro - und damit unter dem Rekordwert von Mai, der 93,7 Milliarden Euro betragen hatte.

Der Rückgang trifft Deutschland also auf hohem Niveau. Im Vergleich zum Vorjahresmonat legten die Exporte um 7,4 Prozent zu.

Ohne die Euro-Krise wäre der Anstieg aber wohl noch höher ausgefallen. Denn die Ausfuhren in die Euro-Zone gingen deutlich zurück, um 3,0 Prozent. Die Exporte in andere europäische Länder und den Rest der Welt legten dagegen zu und konnten einen Teil der Verluste ausgleichen. Die Staaten außerhalb der EU überholen damit die Euro-Länder als wichtigster Handelspartner, im Mai war es noch andersherum. Im längerfristigen Vergleich sind die Märkte außerhalb der EU schon länger die größten Abnehmer deutscher Produkte, wenn man die EU nicht gesamt betrachtet, sondern in Euro-Länder und andere Staaten aufteilt.

Ökonomen werten die neuen Zahlen aus Deutschland als Zeichen, dass die Euro-Krise zunehmend stärker auf die größte Vokswirtschaft in der Euro-Zone durchschlägt. "Tendenziell wird die Nachfrage in den kommenden Monaten sinken - vor allem die aus den Euro-Ländern. Wir gehen aber davon aus, dass die Exporte in diesem Jahr trotzdem wachsen werden. Garant dafür ist die robuste Nachfrage außerhalb Europas - und da vor allem aus den Schwellenländern.", sagt Jürgen Michels von der Citigroup. Andreas Scheuerle von der Dekabank ist weniger optimistisch. Er sieht auch bei der globalen Entwicklung Probleme: "Im Sicherheitsnetz der deutschen Exporteure deutet sich zumindest eine vorübergehende Schwäche an."

Spanien spart, Frankreich steht schon vor einer Rezession

Neue Daten aus der Euro-Zone erzählen eine ähnliche Geschichte. Spanien meldet für Juni einen Rückgang von 6,3 Prozent zum Vorjahresmonat, ein ähnlicher Wert wie im Mai. Seit Monaten beschleunigt sich der Abstieg der spanischen Industrieproduktion. Der Wirtschaftssektor ist seit Februar 2011 nicht mehr gewachsen.

Während die Wirtschaft schrumpft, verschärft Madrid seine Sparpolitik. Quasi als letzte Amtshandlung vor der Sommerpause hatte die spanische Regierung vergangene Woche einen neuen Haushaltsplan vorgelegt. Er sieht weitere drastische Kürzungen vor: Bis zum Jahr 2014 sollen insgesamt 102 Milliarden Euro eingespart werden. Im Juli hatte die Regierung unter Mariano Rajoy bereits Sparmaßnahmen über 65 Milliarden Euro beschlossen. Dagegen hatte es in der Bevölkerung scharfe Proteste gegeben. Die Renditen auf zehnjährige spanische Anleihen sind unterdessen am Mittwoch wieder auf über sieben Prozent gestiegen. Diese Marke gilt für die Staatsfinanzierung als langfristig untragbar.

Frankreich steckt zwar nicht so tief in der Krise wie Frankreich, aber auch hier droht eine kleine Rezession. Die nationale Notenbank sagt im Sommer eine Konjunkturdelle voraus. Ihre Umfragen unter Unternehmen zeigen, dass sich die Stimmung sowohl in der Industrie als auch bei den Dienstleistern des Landes im Juli eingetrübt hat. Die Zentralbank senkte entsprechend ihre Wirtschaftsprognose: Das Bruttoinlandsprodukt werde zwischen Juli und September um 0,1 Prozent zum Vorquartal schrumpfen. Damit würde sich die Durststrecke in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone länger hinziehen als bisher erwartet. Das französische Statistikamt hatte Ende Juni für das dritte Quartal noch ein Plus von 0,1 Prozent vorausgesagt, nach einer stagnierenden Wirtschaftskraft im ersten und voraussichtlich auch zweiten Quartal. Die Daten zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts im abgelaufenen Vierteljahr sollen kommende Woche veröffentlicht werden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: