Das Verhängen des "Alarmzustands" in Spanien und die Übernahme der Flughäfen durch das Militär war ein beispielloser Vorgang auf der iberischen Halbinsel. Dennoch gebührt der Regierung Anerkennung und Respekt für ihr rasches und energisches Handeln, mit dem sie dem wilden Streik der Fluglotsen ein Ende bereitete. Dieser Ausstand bewegte sich am Rande des zivilen Putsches.
Auch in München kam es wegen des Streiks der spanischen Fluglotsen zu vielen Verspätungen.
(Foto: dpa)So resolut konnte die Regierung nicht zuletzt deshalb auftreten, weil die Fluglotsen für die ganz überwiegende Mehrheit der Spanier privilegierte Schurken sind. Ihr durchschnittliches Jahresverdienst ist mit 350.000 Euro auch im europäischen Vergleich beeindruckend. Seit Jahren nehmen sie, gerne in der Hochsaison, Spanien-Reisende als Geiseln, um Privilegien und Pfründe zu verteidigen, die ihnen unter dem früheren Ministerpräsidenten José María Aznar versprochen worden waren.
Nicht alle Forderungen der Fluglotsen freilich sind illegitim. Zurecht nehmen sie für sich in Anspruch, eine wichtige, stressige, verantwortungsvolle Tätigkeit auszuüben, die gut bezahlt sein sollte. Der Protest gegen eine Kürzung des durchschnittlichen Jahresverdienstes um fast 50 Prozent auf 200.000 Euro ist nachvollziehbar, wer verliert schon gerne so viel Geld. Aber die Fluglotsen sind auch Teil des Problems: So fordern sie mehr Personal, nutzen aber regelmäßig ihre Macht, um Einstellungen zu verhindern.
Nun haben sie den Bogen massiv überspannt. Den Schaden haben alle Spanier. Nicht zuletzt, weil mit der militärischen Beantwortung eines Streiks ein Präzedenzfall geschaffen wurde, der beunruhigt. Die Vertretung der Fluglotsen hat vor allem den Gewerkschaften einen Bärendienst erwiesen.
