Twitter erzählt gerne Geschichten. Direkt von Augenzeugen, unmittelbar zum Publikum. Mal live, mal nacherzählt. Nun veröffentlicht der Konzern einen Tweet, der die eigene Unternehmensstruktur ändern wird: "Wir haben einen Börsenprospekt eingereicht".
Es geht also los. Twitter will an die Börse. Wo die großen Jungs Geld verdienen, Milliarden an Kapital einsammeln und in ihr Unternehmen investieren. Die Investmentbank Goldman Sachs soll angeblich die technischen Details übernehmen, meldet die Nachrichtenagentur Bloomberg.
Twitter besitzt enorm wertvolle Daten. Menschen teilen dort in Echtzeit mit, was sie mögen, wo sie sind, welches Fernsehprogramm sie schauen. Besonders diese Funktion hat es Twitter angetan. Der Dienst glaubt, dass er damit viel Geld verdienen kann. Die tolle Autowerbung in der Halbzeitpause des Fußballfinales? Millionen schauen zu, haben Gedanken und Eindrücke zum Spot. Twitter bietet den Konzernen an, sekündlich passend genau die Leute mit ergänzenden Werbebotschaften zu beglücken, die sich zum Spot geäußert oder ihn höchstwahrscheinlich gesehen haben.
Trotzdem ist der Dienst noch ein Nischenangebot, die Nutzerzahlen in Deutschland sind überschaubar. Manche Nutzer sehen in Twitter eine Nachrichtenagentur, die auf persönlichen Quellen und nicht auf Medieninstitutionen basiert. Manche Twitter-User könnte somit ein Börsengang und der damit einhergehende Druck zur Kommerzalisierung abschrecken.
Der Zeitpunkt für einen Börsengang scheint aus Unternehmenssicht günstig. Die Aktie von Konkurrent Facebook hat gerade erst ein Rekordhoch erreicht. Der Kurs war in den ersten Wochen nach dem Facebook-Börsengang enorm unter Druck. Dann hatten die Anleger langsam Vertrauen gefasst in das Konzept, Werbung in einem Umfeld zu zeigen, das vor allem durch persönliche Beziehungen gekennzeichnet ist.
Typisch Twitter - der Konzern ergänzt den Tweet über den Börsenprospekt mit Humor. Sprachwitz ist charakteristisch für den Dienst. "Jetzt wieder an die Arbeit", postete der @Twitter-Account. Als wäre nichts passiert.