Solarkollektoren:Eine flexible Wärmequelle

Thermische Solaranlagen DEU Brandenburg Cottbus  Erneuerung von Flachkollektoren einer thermischen

Montage einer Solaranlage. Gebäude sind für 40 Prozent des Energieverbrauchs und ein gutes Drittel aller Emissionen in der EU verantwortlich. Die EU will das ändern.

(Foto: Rainer Weisflog/imago)

Solarthermische Anlagen lassen sich in Neu- wie in Altbauten installieren. Sie können nur der Warmwasserversorgung dienen oder auch die Heizung unterstützen.

Von Jochen Bettzieche

Camper und Globetrotter kennen das: Einen schwarzen Beutel voll Wasser kurze Zeit an einem Ast in die Sonne gehängt, und schon haben die Strahlen das Wasser erwärmt, und es klappt mit der angenehmen Dusche. Schließlich schickt die Sonne weit mehr Energie auf die Erde, als nötig ist, um den Wärmebedarf der Menschheit zu decken. Zwar überwiegend zur falschen Tages- und Jahreszeit. Dennoch kann der Mensch sie sinnvoll nutzen.

Beispielsweise, um warmes Wasser für sein Eigenheim zu erzeugen und die Heizung zu unterstützen. Das funktioniert nicht nur bei Neubauten. Auch Bestandsimmobilien können umgerüstet werden.

Hauptbestandteil einer solarthermischen Anlage sind die Kollektoren. Das sind mit Wasser gefüllte, meist dunkle Röhren. Zwei Technologien stehen zur Auswahl: Flach- und Vakuumröhrenkollektoren. Bei Ersteren ist dem Wasser noch ein Frostschutzmittel beigefügt, Letztere bestehen aus zwei ineinanderliegenden Röhren, zwischen denen ein Vakuum Wärmeverluste reduziert und in der kalten Jahreszeit dämmt. In der Regel sind Flachkollektoren günstiger, Vakuumröhrenkollektoren haben einen höheren Wirkungsgrad.

Das Grundprinzip ist bei beiden gleich: Sonnenlicht erwärmt die Flüssigkeit, die durch Rohrleitungen einem Pufferspeicher zugeführt wird. Dort erwärmt sie das Wasser in einem zweiten Kreislauf. "Dieses System schützt vor Legionellen", sagt Klaus-Jürgen Edelhäuser, Experte für Denkmalschutz und Energie bei der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau.

Bauherren scheitern bei der Errichtung einer solarthermischen Anlage oft an einer Hürde: dem benötigten Geld. Edelhäuser empfiehlt in so einem Fall, zumindest so zu bauen, dass in späteren Jahren eine nachträgliche Installation mit wenig Aufwand möglich ist: "Es ist ohnehin immer sinnvoll, einen Installationsschacht mit einem Durchmesser von beispielsweise 30 Zentimetern vorzusehen." Wichtig ist, dass das warme Wasser irgendwie von den Kollektoren, die meist auf dem Dach installiert werden, zur Speicher- und Heizanlage kommt. Und die steht meist im Keller.

Besitzer eines Altbaus tun sich da oft schwer. Denn mehrere Decken zu durchbohren ist aufwendig und verursacht viel Dreck. Glück hat, wer einen ungenutzten Zug oder Zuluftschacht im Kamin findet. "Schlimmstenfalls geht es auch außen an der Hauswand, aber da braucht man gute Dämmung", sagt Edelhäuser.

Bevor der Hausbesitzer einen Handwerker beauftragt, sollte er jedoch klären, ob er eine solarthermische Anlage installieren darf. Denn dabei handelt es sich um bauliche Anlagen, die der Bauordnung unterliegen. Oft benötigen die Anlagen keine Baugenehmigung, aber nicht immer. "Daher empfiehlt es sich, vor Errichtung einer Solarthermieanlage das zuständige Bauamt zu konsultieren", rät Corinna Kodim, Referentin Energie, Umwelt und Technik bei der Eigentümerschutzgemeinschaft Haus & Grund Deutschland. Selbst bei denkmalgeschützten Häusern sind die Kollektoren nicht grundsätzlich verboten. "Ich muss nur darauf achten, dass das Erscheinungsbild nicht verschandelt wird", sagt Edelhäuser.

Gehört die Immobilie mehreren Parteien, müssen nicht alle Eigentümer der Installation zustimmen, obwohl die Kollektoren als bauliche Anlage gelten. Denn gleichzeitig sind sie eine Modernisierung. "Es reicht aus, wenn drei Viertel aller stimmberechtigten Wohnungseigentümer und von mehr als der Hälfte aller Miteigentumsanteile an dem gemeinschaftlichen Eigentum die Maßnahme beschlossen wird", sagt Kodim.

Zudem sollten die örtlichen Gegebenheiten berücksichtigt werden. Wenn hohe Bäume rund um die Uhr Schatten auf die Kollektoren werfen, wird es nichts mit der Wärme, die von der Sonne kommt. Wenn eine Ausrichtung nach Süden nicht möglich ist, sollte man laut Edelhäuser auf das Röhrenmodell setzen: "Vakuumröhrenkollektoren bieten mehr Flexibilität, weil sie auch ohne direkte Sonneneinstrahlung eine Wirkung zeigen." Dann genüge auch eine Ausrichtung nach Westen oder Osten. Außerdem müssen sie nicht in einem schrägen Winkel angebracht, sondern können auch an der Hauswand montiert werden.

Auch muss die Fläche groß genug sein. Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) geht pro Haushalt von mindestens drei Quadratmetern aus, wenn nur Warmwasser zur Verfügung gestellt wird. Soll die Anlage die Heizung unterstützen, benötigen Vakuumröhrenkollektoren mindestens sieben, Flachkollektoren mindestens neun Quadratmeter. Ist auf dem Dach zu wenig Platz dafür, ist es falsch ausgerichtet oder nicht stabil genug, bleibt noch der Garten. Aufgeständert wie bei Großanlagen können die Kollektoren auch auf dem Rasen stehen. Verbindungsleitungen ins Haus zu legen, ist kein großer Aufwand.

Da die Wärme tagsüber erzeugt wird, wenn nur wenig Bedarf ist, wird im Haus ein Speicher installiert. Diese Tanks fassen mehrere Hundert Liter. Allerdings gelingt es bislang nur in Ausnahmefällen, die Wärme mit vertretbarem Aufwand von den heißen Sommermonaten bis in den Winter hinein zu speichern. Edelhäuser warnt daher vor falschen Berechnungen, wenn es darum geht, die Kosten für zusätzlichen Brennstoff zu ermitteln. Die im Sommer erzeugte Wärme dürfe nicht vollständig in die Berechnung eingehen, da sie nur zum Teil genutzt werde. Wollen Bauherren mit der Sonne heizen, sollten sie eine Fußbodenheizung einplanen. Diese benötigt niedrigere Vorlauftemperaturen. "Bei Altbestand mit herkömmlichen Heizkörpern hilft die Sonnenwärme dennoch, Energiekosten zu sparen, ersetzt die Zentralheizung aber nicht ganz", sagt Edelhäuser.

Dann ist da noch die große Konkurrenz um den Platz auf dem Dach: Photovoltaik. Sonnenstrom oder Sonnenwärme, vor dieser Entscheidung stehen zahlreiche Hausbesitzer. Selbst der Bundesverband Solarwirtschaft kann hier keinen eindeutigen Tipp geben. Zwar ist der Wirkungsgrad solarthermischer Anlagen drei- bis viermal so hoch wie der einer Photovoltaikanlage. Endgültig entscheiden könne man aber nur, wenn klar sei, wie viel Prozent des Ertrags tatsächlich genutzt werden.

Vorsicht angebracht ist bei Anbietern von Dienstleistungen. Der Landesinnungsverband des Bayerischen Dachdeckerhandwerks weist darauf hin, dass die Solaranlagenreinigung boomt. Dabei würden Regen und Schnee den Schmutz ohnehin beseitigen, sagt der stellvertretende Landesinnungsmeister Kay Preißinger: "Eine Ertragsminderung durch Verschmutzung ist also eher vernachlässigbar."

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