Softwarebranche:Oracle weitet Klage gegen SAP aus

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Der US-Softwarekonzern Oracle erhebt gegen die deutsche SAP wegen des Diebstahls geistigen Eigentums nun erstmals auch Vorwürfe gegen das SAP-Management.

In einer Ergänzung zu den bisherigen Vorwürfen erklärte Oracle in einer Einlassung beim Bezirksgericht San Francisco am Montag, interne SAP-Dokumente zeigten, dass Vorstandschef Henning Kagermann und drei weitere SAP-Manager am 7. Januar 2005 ein vertrauliches Dokument erhalten hätten, das klargemacht habe, dass das Unternehmen Tomorrow-Now nicht gesetzestreu arbeitete.

(Foto: Foto: AP)

Das Management von SAP sei damit vor dem Kauf von Tomorrow-Now gewarnt gewesen, dass es dort illegale Aktivitäten gebe. SAP hatte das US-Unternehmen am 19. Januar 2005 erworben.

"Firewall zwischen beiden Firmen"

"Es gab Dinge, die bei Tomorrow-Now passiert sind, die so hätten nicht passieren sollen", sagte Kagermann im Nachrichtensender n-tv. "Aber die SAP hat natürlich immer dafür gesorgt, dass es eine Firewall zwischen beiden Firmen gibt."

Oracle wirft dem Walldorfer Konkurrenten vor, dass die SAP-Tochter Tomorrow-Now unberechtigt Software-Codes von Oracle-Datenbanken heruntergeladen hat. Dadurch seien Kunden abgesprungen.

SAP will den öffentlichen Streit mit Oracle möglichst schnell außergerichtlich beilegen, beißt damit aber auf Granit bei den Amerikanern. Kommt es nicht zu einer Einigung, wird der Prozess voraussichtlich erst im Februar 2010 beginnen.

Neben dem möglicherweise Jahre dauernden Zivilprozess droht SAP in den USA auch ein Strafprozess. Oracle hat den Schaden auf eine Milliarde Dollar beziffert. Vor wenigen Tagen hatte SAP mitgeteilt, das Geschäft bei der US-Tochter Tomorrow-Now werde eingestellt.

Unterdessen gibt sich SAP zum Geschäftsverlauf im Stammhaus zuversichtlich. "Das zweite Quartal war ausgezeichnet und das dritte ging auch gut los", sagte Vorstandschef Kagermann am Dienstag in Walldorf. "Unsere Wachstumsstrategie hat sich erneut bewährt."

Zuversicht an der Börse

Am Aktienmarkt waren die Papiere des Unternehmens gesucht: Die SAP-Aktien gewannen im frühen Geschäft deutlich hinzu.

Der Walldorfer Softwareschmiede baute zwischen April und Juni den Gesamtumsatz um 18 Prozent auf knapp 2,9 Milliarden Euro aus.

Die Softwarelizenzerlöse stiegen um 25 Prozent auf 898 Millionen Euro im Jahresvergleich. Der Wert gilt als wichtigster Indikator für die Geschäftsentwicklung bei SAP.

Der Produktumsatz legte um 21 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro zu. Das Betriebsergebnis erhöhte sich leicht von 581 auf 593 Millionen Euro. Der Überschuss sank dagegen von 449 auf 408 Millionen Euro.

Hohe Ausgaben für die Entwicklung von Software sowie Investitionen in den Vertrieb nannte Kagermann als Grund dafür.

© sueddeutsche.de/Reuters/AFP/AP/hgn/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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