Software-Programme:Hilfe vom digitalen Steuerberater

Software-Programme: Eigentümer sollten Belege lange aufbewahren, denn die meisten Kosten müssen über mehrere Jahre abgeschrieben werden.

Eigentümer sollten Belege lange aufbewahren, denn die meisten Kosten müssen über mehrere Jahre abgeschrieben werden.

(Foto: Imago)

Die Anbieter versprechen einfache Bedienung, doch in komplexen Fällen stoßen sie an Grenzen.

Von Felicitas Wilke

Ende Mai in Deutschland: Einst lagen ganze Kisten voller Quittungen quer verteilt auf dem Fußboden des Arbeitszimmers. Nebenan am Schreibtisch brütete der Steuerzahler über noch mehr Papier, dem Formular zur Einkommensteuererklärung. In vielen deutschen Haushalten gehört dieses Schlachtfeld inzwischen der Vergangenheit an. Denn wer die Steuererklärung online über Elster, das Portal der Steuerverwaltung erledigt, muss nicht mehr sämtliche Belege einreichen und erfährt direkt, ob die eigenen Angaben plausibel sind. Kein Wunder also, dass im vergangenen Jahr 20 Millionen Menschen hierzulande ihre Steuererklärung über das Internet abgaben, fast ein Viertel mehr als noch im Jahr zuvor.

Viele Anbieter haben einen Absatzmarkt darin entdeckt, den Verbrauchern bei der elektronischen Steuererklärung behilflich zu sein. Denn Elster ist zwar nützlich, setzt aber auf Verwaltungsdeutsch: Was genau ein schuldrechtlicher Versorgungsausgleich ist, dürfte vielen unklar sein.

"Wenn man nicht versteht, was man in die Felder eingibt, dann ist das ein Blindflug."

Steuersoftware-Programme werben mit einer intuitiven Bedienung - und teilweise auch damit, die eingegebenen Angaben direkt ins Elster-System zu übertragen. Glaubt man den Versprechen von Angeboten wie Smartsteuer, Tax oder Steuersparerklärung, dann kann die Steuererklärung heute innerhalb von zehn bis 15 Minuten erledigt sein. Neben webbasierten Angeboten, mit denen sich Nutzer direkt über den Browser ihre Ersparnis ausrechnen lassen können, gibt es weiterhin ganz klassisch Software auf CD. Bereits seit Anfang der Neunzigerjahre können Verbraucher ihre Steuererklärung mit dem WISO-Programm von Buhl Data anfertigen - früher nur auf CD, heute auch über das Internet auf dem Laptop oder Tablet. Die WISO-Produkte, ausgestattet mit dem vertrauenerweckenden Namen eines ZDF-Wirtschaftsmagazins, führen gemeinsam mit der abgespeckten Version Tax den Markt an. Verkaufszahlen nennt Buhl Data nicht, zusammen erreichen die Programme aber einen Marktanteil von mehr als 60 Prozent.

Wer sich durch die Online-Testversionen von WISO Steuerweb, Smartsteuer oder Lohnsteuer kompakt klickt, wird wie in einem Interview Schritt für Schritt mit Fragen rund um Familienstand, berufliche Aufwendungen, Wohneigentum und Unterhaltszahlungen konfrontiert. Mal mit Fotos, mal mit kurzen Videos und in recht unbürokratisch formulierten Texten erklären die Macher, wer welche Leistungen wie geltend machen kann - legale Tipps zum Steuern sparen sind im Preis zwischen 15 und 35 Euro also inklusive.

Für Thomas Matena von Buhl Data bieten Steuerprogramme wie die seinen eine "echte Alternative" zum Steuerberater. Die Zeitschrift Finanztest, die vor einigen Wochen vier Online-Steuerprogramme auf ihre Eignung für Arbeitnehmer und Rentner testete, sieht das ein bisschen anders. Die Autoren kamen zu dem Ergebnis, dass die Programme an ihre Grenzen stoßen, wenn die Steuerfälle komplexer werden. WISO Steuerweb, dem Produkt des Marktführers, unterliefen bei kniffligen Aufgaben die wenigsten Fehler, es reichte aber dennoch nur für die Note 2,7. Laien mit wenig komplexen Steuerfällen empfahlen die Tester das zweitplatzierte Programm Smartsteuer.

Uwe Rauhöft, Geschäftsführer des Neuen Verbands der Lohnsteuerhilfevereine, blickt naturgemäß eher skeptisch auf die Konkurrenz im Internet. "Das beste Programm kann keine professionelle Beratung ersetzen", sagt er. Jeder Steuerzahler sei selbst dafür verantwortlich, dem Finanzamt die korrekten Angaben zu übermitteln. Profis haften, wenn sie Fehler machen. "Wenn man nicht versteht, was man in die Felder eingibt, dann ist das ein Blindflug", mahnt Rauhöft.

Generell gilt: Für Menschen, die sich mit Steuern nicht auskennen und davon auch nichts wissen wollen, kann professionelle Hilfe sinnvoll sein. Lohnsteuerhilfevereine erledigen die Steuererklärung ihrer Mitglieder für einen Jahresbeitrag, der je nach Einkommen zwischen etwa 50 und knapp 400 Euro liegen kann. Tendenziell noch teurer wird es bei Steuerberatern, die im Gegensatz zu den Vereinen aber auch Freiberufler und Selbständige beraten dürfen. Für Verbraucher, die sich in Sachen Steuern fit fühlen und vielleicht sogar ein bisschen Spaß an Zahlen haben, kann Software eine gute Hilfe sein. Das findet sogar Uwe Rauhöft vom NVL.

Wer sich selbst um seine Steuern kümmern will, muss sich beeilen: noch bis 31. Mai haben Verbraucher Zeit. Für alle, die zum Profi gehen, verlängert sich die Frist bis Ende September. Man sollte dafür jedoch einen Antrag beim Finanzamt stellen.

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